Fahrbericht MG Cyberster X Power: Macht hoch die Tür!
Die nach oben öffnenden Portale trug der MG Cyberster in die Serie. Wir durften mit dem ersten elektrischen Roadster, den sich MG zum 100. Geburtstag schenkte, erste Runden in Südfrankreich drehen: Auf Bergstraßen, auf denen sich schon James Bond wilde Verfolgungsjagden lieferte.
Als man bei SAIC Motor nachdachte, wie man das 100. Firmenjubiläum von MG feiern könnte, kam aus Europa sofort die Anregung, dass man doch wieder einen vielleicht elektrischen Roadster bauen könnte – als Halo-Car und Markenkern, auch wenn der stückzahlenseitig eher nicht das ganz große Ding werden könnte...inklusive Scherentüren.
Wir drücken das Knöpfchen, und der Cyberster „macht hoch die Tür“. Und wie im Weihnachtslied macht er auch die Herzen weit, denn wie selten sind neue offene Autos diesseits der Supersportwagen und 100.000 Euro-Grenze geworden? Wir drücken den nächsten Knopf, öffnen das Dach und los geht es! Und wie!
Im Komfort-Mode gibt sich der 510-PS-Cyberster und 725 Newtonmeter bietende Cyberster X-Power noch vergleichsweise zahm und fast etwas träge, während er in Sport deutlich dynamischer agiert und seine knapp zwei Tonnen deutlich besser kaschiert. Und klar: Mit dem Katapult-Start brennt er auch in 3,2 Sekunden auf 100 km/h. Haben wir natürlich auch mal ausprobiert - könnte hinkommen!
Klar, mit dem 77-kWh-Akku kann er kein Leichtgewicht sein, aber wie die Achterbahn bleibt er stoisch in der Spur – die Doppelquerlenker-Vorderachse und die Fünflenker-Hinterachse machen mit der straffen Lenkung und Federung einen guten Job. Hier hat MG unserer Meinung nach genau den Sweet Spot zwischen straff und noch komfortabel gefunden und will sich bewusst nicht ins Revier der 718er Porsche oder BMW Z4 wagen.
Tatsächlich macht das hier in „Sport“ wegen der direkteren Ansprache der E-Maschinen mehr Spaß, die aber trotzdem immer sanft reagieren und einem nie digital-elektrisch ins Kreuz treten. Man hat immer das Gefühl, als müssten die E-Maschinen erst „Drehmoment aufbauen“ bevor der Cyberster seine Kräfte voll entfesselt.
Zwischendrin halten wir kurz und widmen uns den Tiefen desleicht verschachtelten Menüs, das im fummeligen 7-Zoll-Screen viele Einstellmöglichkeiten bietet. Neben dem Sound und Fahrprogrammen gibt es hier auch „Sitze“, dort aber nur die Lordosenstütze. Die Sitz – und Lenkradheizung hat MG nämlich im Klima-Menü versteckt. Dazu gibt es Soundeinstellungen (eher etwas platt und frontlastig), Innenraumfarben, Navi und und und –und ganz viel davon brauchen wir gar nicht. Hier könnte MG zum Facelift gern mal aufräumen…
Am Ende unserer freudigen Tour landeten wir bei 26,2 kWh netto, das sind rund 28,8 kWh brutto. Die Reichweitenanzeige meldet uns nach gut 105 Kilometern noch 214 Kilometer Rest: Nicht sparsam, aber wir fuhren ja nun auch nicht spaßarm. Aber bei diesem Geburtstagsgeschenk, das sich MG zum 100. Geburtstag selbst machte, ging es tatsächlich in erster Linie um Spaß – und mit dem beschenkt MG nicht nur sich selbst, sondern auch uns. Happy birthday MG!