Eiskalt erprobt: Mit dem G580 im alpinen Hochgebirge
Endlich durften auch wir den elektrischen Serien-G ins Gelände treiben – im Zuge der „Snowy-Top-Fahrveranstaltung“ Dabei klettert unser G 580 von 2.045 auf 2.509 Meter empor. Die Strecke am Timmelsjoch ist anspruchsvoll: Teils fällt sie stark ab, hat enge Kehren und einige „hängende Kurven“ – unter dem flockigen Neuschnee liegt meist blankes Eis! Schon unsere erste Bremsprobe ergibt prinzipbedingt einen extrem langen Bremsweg. Dann – und in den Kehren – merkt man dem G 580 sein mindestens 3.045 Kilogramm Leergewicht an. Klar, unterflur hat man einen 116-kWh-Akku hineingezaubert, der nach WLTP bis zu 473 Kilometer Reichweite bringen soll. Tatsächlich blieb der G mit Leiterrahmen erhalten und erhielt eben KEINE neue EQ-irgendwas-Plattform…
Sich auf Eis und Schnee bergan zu wühlen, kostet richtig viel Energie – da können schon mal 70 kWh am Display stehen! Als wir am Ende den G 580 zurück nach Innsbruck fahren, meldet er dafür die ersten 35 Kilometer NULLKOMMANULL Verbrauch und die Reichweite steigt von anfangs 313 bis auf 431 Kilometer im Maximum – nachdem wir bereits 47 Kilometer gefahren sind, womit wir die 468 Kilometer nach WLTP gerade so geschafft hätten, allerdings bei nicht ganz vollem Akku, will heißen: Wer seinen Fahrpedalfuß etwas zügeln kann, dürfte im Schnitt auch im Winter gut 300 Kilometer weit kommen, was für den Alltag immer reicht.
Aber bei einem Startpreis nördlich der 140.000 Euro dürfte einem der Verbrauch egal sein, wichtiger ist beim G sein Potenzial bei Power und Posen: Davon hat er mehr als genug: Bei Bedarf brennt er in 4,7 Sekunden auf 100 km/h, rennt bis zu 180 km/h schnell und dazu kann man sich innen den typischen G63-Sound als „G-Roar“-Sound zuschalten, was wir G-lungen fanden, ebenso wie die teure Burmester-Soundanlage, die trotz vergleichsweise wenig Platz in der schmalen Armaturentafel satten, raumfüllenden Klang erzeugt, auch hier basslastig. Und da wir gerade auf dem nicht zu großen Screen herumscrollen: Hier findet man sich schnell in den Menüs zurecht, dazu kommt das tolle Sprachverständnis und eine intelligente Navigation samt Ladeplanung.
Mit bis zu 200 kW Ladeleistung soll der Ladehub von 10 auf 80% binnen 32 Minuten klappen, AC kann er leider nur 11 kW… hier hoffen wir perspektivisch noch auf Updates, die entweder den Akku noch dichter oder leichter machen…
Vier E-Maschinen nivellieren das exorbitante Gewicht
Wobei die vier permanenterregten E-Maschinen mit dem Klotz kein Problem haben: Bis zu 432 kW (das sind 588 PS) schießen den Kasten nach vorn, noch beeindruckender sind aber die 1.164 Newtonmeter Drehmoment. Viel mehr als im 63 AMG, zumal dieses Drehmoment praktisch „instant“ anliegt! Dank der vier radnahen und individuell ansteuerbaren Elektromotoren kann er auch G-Steering. Dazu gehen wir auf den „Trail-Mode“ ohne ESP. Dann bremst der G die inneren Räder gezielt ab und weist den äußeren je etwas mehr Leistung zu, sodass er sich in enge Kehren regelrecht reindreht und auf dem losen Schnee ein Geradeausschieben gen Kurvenrand verhindert! Was das Manövrieren im Gelände mit losem Untergrund vereinfacht. Am Kurvenausgang muss man seinen Fahrpedalfuß aber im Zaum haben und bereit sein, schnell gegenzulenken.
Die E-Maschinen eröffnen ganz neue Potenziale
Er kann auch intelligentes Offroad-Kriechen bergauf und bergab, sodass man grundsätzlich nur noch das Lenkrad halten müsste – was auch schweres Gelände zum entspannten Genuss macht. Oder „G-Turn“, bei dem der „G“ eine Wende um bis zu 720 Grad auf der Stelle hinlegt – aber auch nur auf losem Untergrund – was eher als Poser- denn als notwendige Funktion gelten darf. Das aktiviert man genauso wie die Untersetzung in der Mittelkonsole. Ja, der G hat eine „Untersetzung“, um bei Bedarf NOCH MEHR Drehmoment ans Rad zu bringen. Die Böschungswinkel betragen über 30 Grad, der Rampenwinkel mehr als 20 Grad, es gibt 25 Zentimeter Bodenfreiheit und eine Wattiefe von bis zu 85 Zentimetern, womit er die Verbrenner um zehn Zentimeter übertrifft! Und da der Akku den Schwerpunkt absenkt, bietet der G580 bis zu 35 Grad oder 70 Prozent Kippwinkel. Der Steigungswinkel beträgt 45 Grad oder 100 Prozent. Sodass am Ende klar ist: Der G bleibt sich treu – auch elektrisch!