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ZTG-Umfrage in Berlin: Wenig Vertrauen in fahrerlose Shuttles

Eine Befragung des Zentrums Technik und Gesellschaft (ZTG) der TU Berlin erweist, dass bei autonomen Fahrzeugen noch viele technische und soziale Hürden zu überwinden sind. Bei fahrerlosen Bussen muss der Fokus auf die subjektive Sicherheit gelegt werden.

Drei autonome Elektro-Minibusse des französischen Herstellers EasyMile vom Typ EZ10 Gen3, im klassischen BVG-Gelb gewandet, waren bis Sommer 2022 in Tegel auf zwei Linien eingesetzt. (Foto: BVG)
Drei autonome Elektro-Minibusse des französischen Herstellers EasyMile vom Typ EZ10 Gen3, im klassischen BVG-Gelb gewandet, waren bis Sommer 2022 in Tegel auf zwei Linien eingesetzt. (Foto: BVG)
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Johannes Reichel
von Martina Weyh

Eine Akzeptanzbefragung des Zentrums Technik und Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität Berlin (TU) im Rahmen des Forschungs­projekts „Shuttles & Co – Autonome Shuttles & Co im digitalen Testfeld Stadtverkehr“ zeigt – wenn kein Begleitpersonal mit an Bord ist, ist das Vertrauen in hochautomatisiert fahrende Fahrzeuge derzeit noch gering. Die Wissenschaftler des ZTG befragten die Nutzerinnen und Nutzer der drei hochautomatisierten Elektro-Kleinbusse (Level 3), die die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Sommer 2021 bis Mitte 2022 in einem Wohngebiet in Berlin-Tegel zur besseren Anbindung an den ÖPNV in Betrieb genommen hatte. Darüber hinaus wurden auch Anwohner und Gewerbe­treibende im Einsatzgebiet interviewt. Im Fokus standen neben dem subjektiven Sicherheitsgefühl auch die Nutzerfreundlichkeit und der Beitrag zum Klimaschutz.

Mit Begleitung oder ohne macht einen großen Unterschied

Mit Begleitpersonal an Bord fühlten sich 96 % der Befragten, die im Rahmen eines Pilotprojekts zum Einsatz von hoch­automati­siert fahrenden Shuttles im Berliner ÖPNV gefahren waren, sicher. Auf die Frage, wie sicher sie sich fühlen würden, wenn ein solches Shuttle ohne Begleitpersonal unterwegs sei, rutschte der Wert auf knapp 50 % ab. 26 % gaben dabei sogar an, dass das erwartete Sicherheits­gefühl schlecht beziehungsweise sehr schlecht sei. Und in der Altersgruppe der über 65-Jährigen sagten 39 %, sich ohne Personal nicht sicher zu fühlen.

„Diese enorme Diskrepanz zeigt, welche technischen und psychologischen Hürden noch genommen werden müssen, bevor die Technologie des komplett autonomen Fahrens von den Menschen angenommen wird“, sagt Dr.-Ing. Wulf-Holger Arndt, der das Projekt am ZTG-Bereich „Mobilität und Raum“ leitete. „Unsere Befragung ergab zudem auch, dass die Akzeptanz von autonom fahrenden Privatautos schlechter ist als im ÖPNV.“

Gut fürs Klima

In Sachen Umweltfreundlichkeit waren die Zustimmungswerte unter den befragten Fahrgästen und Anwohnern groß ­­– Elektro-Shuttles trügen zum Klimaschutz bei, weil sie das Potenzial hätten, den privaten Autoverkehr zu verringern und damit die CO2-Emissionen zu reduzieren, so die einhellige Meinung.

„Unsere Akzeptanzbefragung und Bürger-Dialoge haben gezeigt, dass den Menschen eine klimaschonende Mobilität wichtig ist und sie einen Beitrag leisten wollen. Dafür fordern sie aber auch einen funktionierenden, flächendeckenden 24-Stunden-ÖPNV, der ihr privates Auto überflüssig macht. Dieser Anspruch ist hoch und kostet. Die Gesellschaft muss sich entscheiden, ob sie sich einen solchen ÖPNV leisten will, der das Klima schont“, so Arndt.

Empfehlungen der Wissenschaftler

Um autonome Shuttles sinnvoll und nutzbringend in den Regelbetrieb des ÖPNV zu überführen sind nach Ansicht der ZTG-Wissenschaftler folgende weitere Schritte zielführend:

  • Vergrößerung des Einsatzgebietes mit längeren Strecken, längeren Betriebszeiten und On-Demand-Haltestellen (Bedarfshalte),
  • Ermittlung von Wohngebieten, wo der Einsatz dieser Shuttles auf einen höheren Bedarf trifft, als das in dem Tegeler Wohngebiet der Fall war,
  • Ausarbeitung eines Konzeptes, das die Integration dieser Shuttles in eine Gesamtberliner Verkehrsstrategie verdeutlicht und für Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar darlegt, was gemacht wird, warum es gemacht wird und welche Folgen es hat,
  • intensive Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung, um die bestehende Skepsis gegenüber fahrerlosen Shuttles (Level 4) abzubauen.

Hintergrund

„Shuttles&Co“, an dem neben dem ZTG und dem Daimler-Center for Automotive IT Innovations der TU Berlin unter anderem auch die Berliner Verkehrsbetriebe, die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie mit der Berliner Agentur für Elektromobilität, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), das Institut für Verkehrssystemtechnik Fraunhofer FOKUS und die FU Berlin beteiligt waren, wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 9,1 Mio. Euro gefördert. An die TU Berlin flossen 1,3 Mio. Euro.

Weitere Infos zum Projekt „Shuttles&Co“ unter https://www.tu.berlin/ztg/shuttlesco

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