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Zala-Zone: Ungarn baut 140-Millionen-Euro-Testareal für Autonomes Fahren

Ein Konsortium errichtet derzeit in Zalaegerszeg eine Teststrecke speziell für autonome Fahrzeuge, eng vernetzt mit der Universität in Budapest. Ungarn will Keimzelle für automatisierte Mobilität werden.

Autonome Zone: In Ungarn entsteht derzeit ein riesiges Testgelände speziell für die Erprobung autonomer Fahrzeugsysteme. | Foto: Zala Zone
Autonome Zone: In Ungarn entsteht derzeit ein riesiges Testgelände speziell für die Erprobung autonomer Fahrzeugsysteme. | Foto: Zala Zone
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Johannes Reichel

Eine neue Art von Testareal speziell für autonome Fahrzeuge und neue Mobilitätsformen entsteht derzeit im westungarischen Zalaegerszeg. Mit der sogenannten Zala-Zone will ein Konsortium mit Förderung der ungarischen Regierung und einem Budget von 140 Millionen Euro ein Areal schaffen, auf dem sich neben konventionellen Fahrzeugen vor allen sämtliche Technologien des automatisierten Fahrens erproben lassen. Dazu gehören etwa eine Autobahn-Sequenz mit 270 km/h-Hochgeschwindigkeitsoval, ein Smart-City-Areal mit Echtverkehrssimulation, zu der auch ein Last-Mile-Delivery- sowie ein Logistik-Bereich mit Lkw-Garagen und Laderampen gehören. Ebenso soll es ein Areal für Robo-Taxis geben. Außerdem sollen Lkw das sogenannte Platooning, Kolonnenfahren, auf dem Gelände erproben können. Eine Bus- sowie eine Trambahnsektion ergänzen das Spektrum. Zudem plant man einen Licht- und einen Regentunnel. Das 265 Hektar große Gelände soll bis 2022 stufenweise in Betrieb genommen werden und komplett mit 5-G-Mobilfunktechnik ausgestattet sein. Dabei kooperiert man mit T-Systems.

"Wir wollen mit der Zala-Zone eine Art One-Stop-Shopping-Lösung für alle Techniken rund um das autonome und vernetzte Fahren schaffen und somit effizienteres Testen ermöglichen",

erklärte der Abteilungsleiter des Geländes Peter Simon bei der Vorstellung der Pläne im ungarischen Generalkonsulat in München. Bisher seien die Testmöglichkeiten dafür sehr limitiert, urteilt der Ingenieur. Auch ein Computersimulationsbereich mit sogenannter "Digital-Twin"-Technologie, die reale und virtuelle Welt verknüpfen soll, gehört demnach zum Portfolio. Außerdem will man eine "Business Zone" mit angeschlossenem Konferenzzentrum und Technologie-Park schaffen, in dem auch Raum und Infrastruktur für Start-Up-Unternehmen zur Verfügung steht. Außerdem wollen die Betreiber das Umfeld der Teststrecke integrieren. Mit der nahen Kommune ist etwa eine Erprobung von autonomen Fahrzeugen im Echtverkehr vereinbart. Ein mit 5-G-Technologie ausgestatteter Autobahnabschnitt in Richtung Slowenien und Österreich soll zudem die Nachbarländer in die Fahrversuche integrieren.

"Ungarn und die Zala-Zone sollen der Nukleus für die Entwicklung autonomer Fahrzeuge in Europa werden",

erklärte der Generalkonsul von Ungarn in Bayern Gabor Tordai-Lejko bei der Veranstaltung. Dabei setze man sehr stark auch auf die Kooperation mit bayerischen Unternehmen der Branche. Ungarn erlaube bereits heute den Einsatz von autonomen Fahrzeugen bis Level 4 auf öffentlichen Straßen, wenn die Unternehmen eine ausgiebige Lizensierung durchlaufen, ergänzte Abteilungsleiter Peter Simon.

Mehr als Technologie: Enge Zusammenarbeit mit Universität

Eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung soll es auch zur Budapester Universität für Technik und Wirtschaft geben, wo eigene Studienzweige für das Enineering autonomer Fahrzeugtechnologien sowie für IT Autonomer Systeme eingerichtet wurde, wie Prof. Zsolt Szalay berichtete. "Das autonome Fahren bringt disruptive Veränderungen. Die Frage ist, wie können wir diese Systeme zuverlässig auf ihre sichere Funktion prüfen?, skizzierte er die Ausgangslage. Die Zala-Zone sieht er dabei als Katalysator für die technische Erprobung, aber er verweist auch auf den Rahmen, der zu gestalten ist. "Wir müssen die Gesetzgebung genauso klären wie die Ausbildung und die Standardisierung", erklärte er.

Aktuell ist bereits etwa ein Drittel des Geländes fertiggestellt, das mit limitierten Diensten schon in Teilbetrieb gegangen ist. Hinter den Plänen steht offenbar auch die japanische Horiba Mira Ltd., ein weltweit führendes Unternehmen für Fahrzeugprüfsysteme. Von bis zu 350 neuen Arbeitsplätzen im Ingenieursbereich ist in ungarischen Medien die Rede.

Was bedeutet das?

Die Frage liegt natürlich nahe: Wo sollen eigentlich autonome Fahrzeuge und Technologien erprobt werden, wenn man zum Beispiel hierzulande noch immer um die Errichtung von 5-G-Netzen diskutiert. Der Zug zur Automatisierung im Verkehr nimmt aber längst rasant Fahrt auf, weitere Verzögerung können wir uns eigentlich nicht leisten. Dass sich Länder wie Ungarn getrieben von einer wirtschaftspolitisch ehrgeizigen Führung, kurzen Entscheidungswegen, verfügbaren Flächen und einer niedrigen Körperschaftssteuer, wie der Generalkonsul stolz vermerkte, an die Spitze setzen wollen, muss kein Schaden sein. Schließlich hat das Thema europäische Dimension und ohnehin sind viele auch deutsche Autohersteller in Ungarn präsent. Dass die Macher auch an eine Vernetzung zu den Universitäten suchen und das Thema gesamtgesellschaftlich einbetten, zeugt von den umfassenden Ambitionen des mitteleuropäischen Landes. Wir sind gespannt auf den ersten Besuch in der Zukunft der Mobilität - und ob sich die Pläne so verwirklichen wie in der beeindruckenden Power-Point-Präsentation der Zala-Zone-Macher.

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