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VWN: Sparte für Mobilitätsdienste - Multivan als Plug-in-Hybrid

Neuer Bereich bündelt Mobilitätsdienstleistungen und autonomes Fahren unter dem VW Nutzfahrzeuge-Dach. Nach dem Caddy folgen Multivan Plug-in-Hybrid, ID. BUZZ und Amarok neu.

Andersartig: Der neue Multivan beendet den langjährigen Spagat zwischen Nobel-Van und Nutzfahrzeug und fährt eine Premium-Schiene, inklusive Plug-in-Hybrid-Version. | Foto: VWN
Andersartig: Der neue Multivan beendet den langjährigen Spagat zwischen Nobel-Van und Nutzfahrzeug und fährt eine Premium-Schiene, inklusive Plug-in-Hybrid-Version. | Foto: VWN
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Redaktion (allg.)
von Johannes Reichel

Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) hat anlässlich der Jahrespressekonferenz bekräftigt, mittelfristig wieder deutlich wachsen zu wollen. Der Markenchef Carsten Intra baut dabei auf die Unternehmensstrategie GRIP2025+, bei der man wichtige Meilensteine erreicht habe. Der neue Caddy werde sehr positiv in den Märkten angenommen. Zudem liege die Kooperation mit Ford bei drei Fahrzeugprojekten im Zeitplan. Im Bereich Freizeit erweitere man das erfolgreiche Segment der Campingmobile mit dem neuen Caddy California. Überhaupt lagen die Auftragseingänge bei allen Camping-Modellen 2020 rund 60 Prozent über Vorjahr.

Als Teil der Strategie stellte Intra zudem eine neue Sparte unter dem Dach von VWN vor, in der alle Aktivitäten rund um zukünftige Mobilitätsdienste und die Entwicklung des autonomen Fahrens gebündelt werden sollen. Schon im laufenden Jahr wolle man hier autonome Fahrzeuge in den Test nehmen.

„Unsere Fahrzeuge sind der logische erste Einsatzort für autonome Systeme. Wir gehen davon aus, ab 2025 autonome Systeme von Volkswagen Nutzfahrzeuge im kommerziellen Einsatz zu sehen“, prognostizierte Carsten Intra.

Neue Mobilitätsdienste, sogenannte MaaS: Mobility as a Service und TaaS: Transport as a Service, entwickle man ebenfalls mit Hochdruck. Ein Beispiel sei der Ridepooling-Anbieter MOIA, der in Hamburg und Hannover etabliert ist.

Cito: Digitale Vermittlungsplattform für Kurierdienste

Als Beispiel für künftige TaaS-Angebote stellte Intra das Startup Cito vor, das im Sommer 2021 seinen Service starten wird. Cito ist eine digitale Vermittlungsplattform für Kurierdienste. Das Startkapital kommt unter anderem aus dem so genannten Innovationsfonds II, den der Konzernbetriebsrat verwaltet. Das sei "ein echtes Startup – schnell, agil, echtes Unternehmertum", wie Intra schwärmt. Neben MOIA und Cito gehörden zur Sparte vor allem die Investitionen in Argo AI sowie alle Aktivitäten zur Entwicklung des autonomen Fahrens. Künftig wird über die neue Sparte wie auch über die bisherige Sparte „Car Business“ mit eigenen finanziellen Kennzahlen berichtet.

„Diese neue Sparte – zugleich die dritte Säule unserer Strategie – wird mittelfristig einen wesentlichen Teil unserer Umsätze und Ergebnisse ausmachen“, glaubt Carsten Intra.

Neuer Multivan kommt auch als Plug-in-Hybrid

Forcieren will man auch die Nachhaltigkeit im Unternehmen. Dabei liege der Fokus einerseits auf der Elektrifizierung der Flotte, etwa mit dem neuen Multivan als Plug-In-Hybrid in 2021 und dem vollelektrischen ID. BUZZ ab 2022. Er erweitert das Angebot im Van-Segment, der aktuelle T6.1 soll weiterhin als robustes Nutzfahrzeug und Allradler im Angebot bleiben. Intra sieht darin einen "Paradigmenwechsel in unserer Bulli-Welt". Man habe ein beliebtes Grundkonzept weiterentwickelt und biete Komfort und Dimensionen eines Pkw plus Raumangebot und Variabilität eines Vans, wie der CEO verspricht. Der ID. BUZZ wiederum kommt als Personenvariante und Cargo-Version und soll auch auf dem US-amerikanischen Markt eingeführt werden. In Kooperation mit Ford entsteht im kommenden Jahr auch der neue Amarok.

Andererseits strebe man aber auch eine Reduzierung der Umweltauswirkungen in der Produktion an, etwa mittels geringerem Energie-, Wasser- oder Lösungsmitteleinsatz sowie die Reduzierung von Abfall und CO2-Emissionen. Bis zum Jahr 2025 sollen diese um insgesamt 50 Prozent im Vergleich zu 2010 reduziert sein, in Hannover habe man bereits eine Reduzierung von 39 Prozent erreicht.

Schwieriges Corona-Geschäftsjahr

Die weltweite Corona-Pandemie habe im vergangenen Jahr weitreichende Auswirkungen auf das Geschäft von Volkswagen Nutzfahrzeuge gehabt, bilanziert der Hersteller. Auf der einen Seite standen Lockdowns in den Kernmärkten, Herausforderungen bei Zulieferern und Investitionszurückhaltung bei den Kunden. Auf der anderen Seite, so betonte Carsten Intra, hätten die Fahrzeuge der Marke gerade in diesen Zeiten eine zentrale Bedeutung.

„Unsere Autos liefern wichtige Waren, sie sind als mobile Werkstätten unterwegs, sie bringen Mediziner und Polizeikräfte an ihren Einsatzort. Wir sind mit unseren Autos und unseren Diensten systemrelevant“, erklärte der Vorstandsvorsitzende.

Investitionen trüben die Bilanz

Der finanzielle Aufwand für die Transformation der Marke mache sich bereits in den Entwicklungskosten und Bilanzinvestitionen in 2020 bemerkbar, wie Finanzvorstand Holger Kintscher ausführte. Die Entwicklungskosten, vor allem im Bereich ID. BUZZ und autonomes Fahren stiegen 2020 um rund 100 Mio. Euro auf insgesamt rund eine Milliarde. Euro an. Die Bilanzinvestitionen stiegen im selben Zeitraum um 31 Prozent auf insgesamt 966 Mio. Euro.  „Diese Investitionen sichern unsere Zukunft und die Rückkehr auf den Wachstumspfad ab 2022“, erklärt Kintscher.

Durch die Rückgänge bei den Auslieferungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie um 24,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ging der Umsatz um 18 Prozent auf 9,4 Mrd. Euro (VJ 11,5 Mrd. Euro) zurück. Da Volkswagen Nutzfahrzeuge im Jahr 2020 die CO2-Zielwerte noch nicht erreichen konnte, fielen erstmals Lenkungsabgaben in Höhe von 340 Mio. Euro an. In Summe führten diese Belastungen zu einem Operativen Ergebnis von -454 Mio. Euro (VJ 510 Mio. Euro), so die Bilanz.

Für 2021 erwartet man mehr Auslieferunge, aber weiter Verluste

Für das laufende Jahr sieht der Vorstand Auslieferungen an Kunden von mehr als 400.000 Fahrzeugen vor. Der Vorjahreswert werde damit deutlich überschritten. Aufgrund der Investitionen werde das operative Ergebnis der Sparte „Car Business“ auch 2021 voraussichtlich noch negativ sein. Carsten Intra stellte jedoch klar: „Unsere GRIP-Strategie ist ein Wachstumsplan. Mittelfristig werden wir bei Auslieferungen, Umsatz und Ergebnis deutlich wachsen und wieder profitabel sein. Wir nehmen auf diesem Weg zwei Jahre mit negativem Ergebnis im „Car Business“ in Kauf. Unser Ziel ist, mit Volkswagen Nutzfahrzeuge die Mobilität des nächsten Jahrzehnts entscheidend zu prägen.“
 

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