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VW: Trinity löst MEB ab und soll "neuronalen" Schub bringen

Bei VW gibt es nicht nur neue Personalentscheidungen, sondern auch einen Ausblick auf neue Plattformen, die dereinst MEB ablösen und den Konzern vor allem in Sachen Digitalsierung voranbringen sollen.

Vor allem bei Digitalisierung und Vernetzung will VW wieder einen großen Schritt weiterkommen. | Foto: VW
Vor allem bei Digitalisierung und Vernetzung will VW wieder einen großen Schritt weiterkommen. | Foto: VW
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Gregor Soller

VW-Markenchef Ralf Brandstätter bleibt auf dem Gas: Thomas Ulbrich wird neuer Entwicklungsvorstand der Kernmarke VW Pkw. Das ist umso erstaunlicher, als viele Insider den E-Mobilitätsvorstand bereits bei anderen Arbeitgebern sahen. In seiner neuen Funktion übernimmt Ulbrich, bisher E-Mobilitätsvorstand, am 1. Februar das Ruder von Frank Welsch. Der wird das neu gegründete Ressort Konzern-Qualitätsmanagement und Strategie leiten. Beide sollen in ihren neuen Funktionen auch den holprigen Softwareanlauf, der neben dem Golf VIII auch ID.3 und ID.4 betraf, in den Griff bekommen.

Und nachdem „MEB“ nach neuer, verdammt schneller Elektrozeitrechnung schon wieder zart ergraut und nicht zu den höchsteffizientesten Plattformen zählt, legt VW auch hier schon wieder nach – und hofft diesmal auf göttliche Dreifaltigkeit: Unter dem Projektnamen „Trinity" soll eine neue Elektro-Plattform entstehen, auf der ab 2026 das Modell präsentiert wird. Hier gab Brandstätter auf LinkedIn einige interessante Hinweise.

Nach den ersten Modellen auf Basis des Modularen Elektrobaukastens (MEB) sei es Zeit für den nächsten Schritt, heißt es bei VW. Und in er Tat wird hier schon an vielen Stellschrauben gedreht: Laut Brandstätter sei Trinity „ein hocheffizientes Flachsitzkonzept mit ikonischem Design“. Trinity soll auch den Datenaustausch innerhalb der VW-Flotte voranbringen, den die Modelle der Zukunft zum autonomen Fahren brauchen – womit auch die übrigen Konzernmarken im Boot sitzen. Grundsätzlich dachte man bei VW schon 2017 darüber nach, zu diesem Zwecke auch die Daten mit den anderen Fahrzeugherstellern zu tauschen.  

Nachdem Trinity (lateinisch Trinitas) die Dreieinig- respektive Dreifaltigkeit beschreibt, soll das neue Auto auch drei Innovationen bringen.

  • Erstens: Trinity steht für eine ganz neue Architektur: Dabei sieht sich VW als „globalen Baukasten-Champion“ und will wieder die Führung für eine hochmoderne elektrische Flachbodenplattform übernehmen, zu der auch eine ganz neue Konzern-Architektur gehört. So will man wieder Maßstäbe setzen in Reichweite, Ladegeschwindigkeit und endlich auch Digitalisierung.
  • Womit wir bei Punkt zwei wären: Denn Brandstätter will über einen „neuronalen Schub“ auch das autonome Fahren weiterbringen und Letzteres damit „demokratisieren“. Trinity soll Level 2+ erreichen und technisch bereit für Level 4 sein. Dabei sollen laut Brandstätter die Skaleneffekte genutzt werden, um ein „lernendes, neuronales Netzwerk für die gesamte Gruppe aufzubauen“.
  • Als dritten Punkt plant Brandstätter einen ganz neuen Produktionsansatz: Dabei solle sich das Stammwerk Wolfsburg zu einem Flaggschiff für innovative, voll vernetzte Produktionsprozesse entwickeln.

Viele dieser Inhalte kennt man schon aus dem Seitenprojekt „Artemis“, das Audi bereits 2020 aufgesetzt hat. Das hatte Markus Duesmann, seit 1. April 2020 nicht nur Audi- sondern auch Entwicklungs-Chef des gesamten Volkswagen-Konzerns, bereits im Juni 2020 angekündigt. Chef von Artemis ist Alex Hitzinger, der als Motorsport-Chefingenieur Erfahrung mit schnellen Entwicklungen hat und auch als Treiber des autonomen Fahrens im Konzern. Um das Ganze aus dem Konzernkontext zu nehmen, wurde Hitzinger mit seinem Team dezent „ausgegliedert“, um mit Artemis im ersten Schritt „schnell und unbürokratisch“ ein wegweisendes Modell für Audi zu entwickeln. Das Duesmann dann wiederum in den Gesamtkonzern rückkoppeln möchte. Dabei gilt „Artemis“ als „Schnellboot“, das der prinzipbedingt eher behäbige Konzerntanker VW zu Wasser gelassen hat. Vor allem das elektrische, hoch-automatisierte Fahren sollen hier schnell und unkompliziert weiterentwickelt werden.

Projekt "Landjet": Eigenes Betriebssystem als Ziel

Daraus entstand mittlerweile das Projekt "Landjet", ein Audi-Modell, das 2024 die Palette der Ingolstädter mit neuer Software ergänzen könnte. Womit wir beim Betriebssystem „Software.org“ in Ingolstadt wären. Denn Artemis soll auf Basis des neuen Premium-Baukastens „PPE“ die neue Elektronikstruktur und das von der Software.org entwickelte Betriebssystem vernetzen und damit mittelfristig auch das neue Grundgerüst von Trinity bilden. Doch Trinity soll vor allem aus Software und Elektronikarchitektur einen neuen Baukasten entstehen lassen, der dann perspektivisch den MEB ablösen könnte. Das erste Serienmodell soll dann ab 2026 zu einem bezahlbaren Preis im Volumensegment eine neue Ärea einläuten. Positioniert werden müsste es mit Flachboden als Nicht-SUV zwischen ID.3 und dem Passat-Äquivalent ID.x, denn Trinity wird kein SUV. Das zweite Artemis-Auto dürfte hingegen ein Porsche werden und perspektivisch dann auch Taycan und Audi e-tron GT ablösen.

Am unteren Ende der Palette arbeitet VW noch an einer abgespeckten Version des MEB, um perspektivisch auch Konzernmodelle unter ID.3 und Cupra el born anbieten zu können, die vor allem für innerstädtische Flotten und Car-Sharing interessant sind. Hier will man ab 20.000 Euro brutto starten.

Was bedeutet das?

Wie schnell die Entwicklung der E-Mobilität voranschreitet, sieht man nicht nur an mittlerweile massiv angegrauten Pionieren wie Nissan Leaf, Renault Zoe oder BMW i3, sondern auch an MEB: Denn weder ID.3 noch ID.4 können mittlerweile noch Maßstäbe in Effizienz und Vernetzung setzen, sondern sind guter Stand der Technik. Das weiß auch VW und hat bereits mehrere „Schnellboote“ zu Wasser gelassen, um die Entwicklung hier weiterzutreiben. Entsprechend wird man MEB in vielen Evolutionsschritten weiter entwickeln, hier aber vor allem die Akkukapazität, Ladefähigkeit sowie Standard-Elektronik optimieren. Den nächsten großen Schritt sollen aber dann Artemis und darüber hinaus Trinity bringen, womit der VW-Konzern allem die Digitalisierung auf ein neues Level heben möchte.

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