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VW-Jahres-Pressekonferenz: Starkes 2019, vorsichtiger Ausblick auf 2020

Der Volkswagen-Konzern schloss das Geschäftsjahr 2019 mit verbesserten finanziellen Ergebnissen fast aller Marken erfolgreich ab – bevor er Werke in Europa vorübergehend geschlossen werden.

Dach auf! Trotz Corona-Krise blickt VW vorsichtig optimistisch auf das Gesamtjahr 2020. | Foto: VW
Dach auf! Trotz Corona-Krise blickt VW vorsichtig optimistisch auf das Gesamtjahr 2020. | Foto: VW
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Gregor Soller

Dr. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Aktiengesellschaft, war mit 2019 zufrieden und blickt mit verhaltenem Potimismus ins aktuelle Jahr:

 „2019 war ein sehr erfolgreiches Jahr für den Volkswagen Konzern. Wir haben für alle relevanten Veränderungen wesentliche Weichenstellungen getätigt. 2020 ist ein sehr schwieriges Jahr. Die Corona-Pandemie stellt uns vor ungekannte operative und finanzielle Herausforderungen. Zudem sind nachhaltige Konjunktureinflüsse zu befürchten. Durch die Bündelung unserer Kräfte, eine enge Zusammenarbeit und gute Moral im Konzern wird es uns gelingen, die Corona-Krise zu bewältigen.“

Positiv: Die Umsatzerlöse der Marke Volkswagen Pkw waren 2019 mit 88,4 Milliarden Euro um 4,5 Prozent höher als im Vorjahr. Das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen legte auf 3,8 (3,2) Mrd. Euro zu. Belastungen aus dem geringeren Absatz von Volkswagen Pkw Modellen, Anlaufkosten und Wechselkursen konnten insbesondere durch Verbesserungen im Mix und in der Preispositionierung kompensiert werden. Die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen stieg auf 4,3 (3,8) Prozent. Die „Dieselthematik“, wie VW das Problem mit den Abschalteinrichtungen nennt, belastet das Ergebnis wie im Vorjahr mit minus 1,9 Milliarden Euro.

Im Geschäftsjahr 2019 gingen die Umsatzerlöse der Marke Audi auf 55,7 (59,2) Mrd. Euro zurück; Grund war die konzerninterne Verlagerung der Mehrmarken-Vertriebsgesellschaften. Das Operative Ergebnis (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) lag bei 4,5 (4,7) Mrd. Euro. Belastungen aus Modellan- und -ausläufen, höheren Vorleistungen für neue Produkte und Technologien, einer ungünstigen Wechselkursentwicklung sowie Personalkostensteigerungen standen Mix- und Produktkostenverbesserungen gegenüber. Die operative Umsatzrendite (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) stieg: Sie belief sich auf 8,1 (7,9) Prozent. Die Zahlen der Marke Audi beinhalten auch die Werte der Marken Lamborghini und Ducati.

Die Umsatzerlöse der Marke Skoda Auto stiegen 2019 um 14,5 Prozent auf 19,8 Mrd. Euro, unter anderem infolge der Erstkonsolidierungen nach der Übernahme der Regionsverantwortung für Indien. Das Operative Ergebnis verbesserte sich bei den Tschechen um 0,3 Mrd. Euro auf 1,7 Mrd. Euro. Positiv: Negative Effekte aus Kostensteigerungen und höheren Vorleistungen für neue Produkte konnten durch Volumensteigerungen, Mixoptimierungen und Preismaßnahmen mehr als ausgeglichen werden. Die operative Rendite lag bei 8,4 Prozent; im Vorjahr waren es 8,0 Prozent. Auch Seat setzte seine positive Entwicklung fort: Die Umsatzerlöse beliefen sich auf 11,5 Mrd. Euro und übertrafen den Rekordwert des Vorjahres um 12,7 Prozent. Das Operative Ergebnis stieg auf 445 (254) Mio. Euro und erreichte ebenfalls einen neuen Spitzenwert. Insbesondere Volumen- und Mixeffekte hatten einen positiven Einfluss. Wichtig: Auch die operative Rendite der Marke Seat verbesserte sich auf 3,9 (2,5) Prozent.

Dass Seats Markteintritt in China erstmal abgesagt wurde, wertet CEO Diess als „glückliche Entscheidung“. Denn 2019 wären Audi, VW und Porsche zwar gewachsen, doch Skoda hätte massiv zu kämpfen gehabt und dort trotz zehnjähriger Präsenz und eines großen Portfolios Verluste geschrieben. Woraus Diess auch schließt, dass es für einen Markteinstieg neuer marken ins Volumensegment in China jetzt „zu spät“ sei, zumal die Konsolidierung auf dem chinesischen Markt weiter anhalte. Insofern sieht er Seats Zukunft eher in weiteren EU-Märkten samt einer Erhöhung der Marktanteile und in Lateinamerika.

Bentley kam 2019 wieder aus den roten Zahlen: Die Briten erzielten 2019 Umsatzerlöse in Höhe von 2,1 Mrd. Euro und übertraf damit den Vergleichswert des Vorjahres um 35,1 Prozent. Das Operative Ergebnis verbesserte sich auf 65 (- 288) Mio. Euro, was neben dem höheren Volumen auf Kosteneinsparungen im Rahmen des laufenden Effizienzprogramms sowie auf die Mix- und Wechselkursentwicklung zurückzuführen war. Die operative Rendite stieg auf 3,1 (- 18,6) Prozent. Nach oben ging es auch bei Porsche: Die Umsatzerlöse der Zuffenhausener nahmen im Geschäftsjahr 2019 um 10,1 Prozent auf 26,1 (23,7) Mrd. Euro zu. Das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro. Negative Wechselkurseffekte und Kostensteigerungen standen Volumen- und Mixverbesserungen sowie Produktkostenoptimierungen gegenüber. Die operative Rendite vor Sondereinflüssen belief sich auf 16,2 (17,4) Prozent. Auch hier schlug die „Dieselthematik“ im Berichtszeitraum mit negativen Sondereinflüssen in Höhe von minus 0,5 Mrd. Euro zu Buche.

Die Umsatzerlöse von Volkswagen Nutzfahrzeuge lagen 2019 mit 11,5 (11,9) Mrd. Euro erreichten nicht ganz das auf Vorjahresniveau. Vor allem gestiegene Fix- und Entwicklungskosten für neue Produkte führten dazu, dass das Operative Ergebnis auf 510 (780) Mio. Euro zurückging. Positiv wirkten laut VW dagegen verbesserte Produktkosten. Die operative Rendite fiel auf 4,4 (6,6) Prozent.

Womit wir bei den Nutzfahrzeugmarken wären: Scania Vehicles and Services erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2019 Umsatzerlöse in Höhe von 13,9 (13,0) Mrd. Euro. Das Operative Ergebnis legte um 24,8 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro zu. Neben dem höheren Fahrzeugabsatz und einem stärkeren Originalteile- und Dienstleistungsgeschäft wirkten ein verbesserter Mix sowie Wechselkurseffekte positiv auf das Ergebnis. Die operative Umsatzrendite belief sich im Berichtsjahr auf 10,8 (9,3) Prozent. Die Umsatzerlöse von MAN Nutzfahrzeuge stiegen 2019 volumenbedingt auf 12,7 Mrd. Euro; das waren 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Operative Ergebnis war mit 402 (332) Mio. Euro besser als im Vorjahr, das durch Aufwendungen für die Restrukturierung von Aktivitäten in Indien belastet war. Die operative Rendite betrug 3,2 (2,7) Prozent.

Die Umsatzerlöse von Volkswagen Finanzdienstleistungen beliefen sich im Berichtsjahr auf 38,0 Mrd. Euro; ein Plus von 15,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Operative Ergebnis stieg um 13,3 Prozent und erreichte mit 3,0 Mrd. Euro einen neuen Rekordwert. Der Anstieg ist im Wesentlichen auf das Geschäftswachstum zurückzuführen. Frank Witter, Konzernvorstand Finanzen und IT, sagte:

 „Aktuell beeinflusst die Ausbreitung des Coronavirus die Weltwirtschaft. Es ist ungewiss, mit welcher Schwere und Dauer dies auch den Volkswagen Konzern treffen wird. Eine verlässliche Prognose ist derzeit nahezu unmöglich. Wir schöpfen im Task-Force-Modus alle Maßnahmen aus, um unsere Mitarbeiter und deren Familien zu unterstützen und unser Geschäft zu stabilisieren.“

Aktuell rechnet Witter für das erste Quartal 2020 mit einer Halbierung von Umsatz und Ebit, der 2019 noch 4,8 Milliarden Euro betrug und eine starke Rendite von 8,1 Prozent brachte. In der Pressekonferenz wurde CEO Diess auch gefragt, was seine Lehren aus der Corona-Krise in China seien. Hier blickt Diess optimistisch nach vorn: Man habe sehr drastisch reagiert, die Ausbreitung einzudämmen, während man versuchte, die Produktion von wichtigsten Komponenten aufrecht erhielt. So konnte nach einem kurzen „Shutdown“ die Produktion sehr zügig wieder angefahren werden. Mittlerweile Laufe der Markt dort wieder hoch und für März wird wieder ein Absatz von rund einer Million Einheiten erwartet. Eine weitere starke Konsolidierung des Marktes erwartet Diess darüberhinaus nicht mehr: Es gäbe nur noch wenige Gruppen mit Volumina über fünf Millionen Einheiten plus Premiumhersteller. Insofern sei der Volkswagen-Konzern mit gut zehn Millionen Einheiten gut aufgestellt. Großes Invest plant man in die Software: Dort werden laut Vorstandsmitglied Sommer, zuständig für Beschaffung und Komponente bis 2021 sieben Milliarden Euro investiert, um hier schnell voranzukommen.

Was bedeutet das?

VW blickt trotz Corona-Krise halbwegs optimistisch in die Zukunft: Die Zahlen für 2019 stimmten und für 2020 rechnet man Stand heute (17.3.2020) mit einem baldigen Wiederanlauf der Produktion, so dass man das Jahr 2020 am Ende wieder positiv abschließen wird.   

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