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VW ID. Aero: Endlich ein Elektro-Passat - leider mit Vorfahrt für China

Nach dem kompakten ID. 3 und SUV-Spielarten gibt es endlich auch eine "normale" Elektro-Limousine aus dem Passat-Konzern. Die Priorität bei dem aerodynamischen Langstreckenstromer liegt aber leider auf China, erst etwas später kommt er nach Europa. Dann aber mit 600 Kilometer Reichweite und aus Emden.

Erste Begegnung: VM-Redakteur Reichel als "Passat-Fan" freute sich, dass der Konzern endlich eine "normale" Elektro-Limousine auflegt, und nicht nur SUV und Bus. | Foto: VW
Erste Begegnung: VM-Redakteur Reichel als "Passat-Fan" freute sich, dass der Konzern endlich eine "normale" Elektro-Limousine auflegt, und nicht nur SUV und Bus. | Foto: VW
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Johannes Reichel

Mit der heutigen Weltpremiere des Konzeptfahrzeuges ID. AERO in China gibt der Volkswagen-Konzern einen Ausblick auf die erste globale vollelektrische Limousine der Marke, die ein Pendant zum ebenfalls bereits seriennah gezeigten Audi A6 e-tron concept darstellen soll. Das künftige Modell soll mit Priorität am chinesischen Markt im Segment der Limousinen der gehobenen Mittelklasse angeboten werden. Das aerodynamisches Design soll dennoch im Intereur ein großzügiges Raumangebot schaffen. Die Serienversion für China wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 auf den Markt kommen. Ebenfalls für 2023 plant Volkswagen den Start eines europäischen Serienmodells in Emden.

„Mit dem Showcar ID. AERO geben wir einen Ausblick auf das nächste Mitglied der ID. Familie. Ein Auto mit einem emotionalen und zugleich sehr aerodynamischen Design, einer Reichweite von mehr als 600 Kilometern, einem außergewöhnlichem Platzangebot sowie Premium-Interieur“, wirbt Ralf Brandstätter, Chief Executive Officer der Marke Volkswagen Pkw.

Nach dem ID.4 werdedieses Modell das nächste "Weltauto" für die Regionen Europa, China und die USA, so der VW-Chef. Das Konzeptfahrzeug ist fast fünf Meter lang und wurde aerodynamisch entworfen. Sein abfallendes Dach im Coupé-Stil soll zu einem guten Luftwiderstandsbeiwert von 0,23 beitragen. Der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB) ermöglicht zusätzlich kurze Überhänge, einen langen Radstand und gutes Raumgefühl. Als Energiespeicher dient eine Lithium-Ionen-Batterie mit einem Netto-Energiegehalt von 77 kWh. Durch das Zusammenspiel aus effizientem Antrieb und den sehr guten aerodynamischen Eigenschaften soll der Stromer langstreckentaugliche Reichweiten von bis zu 620 Kilometern nach WLTP erreichen. Über die aerodynamisch gestaltete Front- und Dachpartie strömt der Fahrtwind optimal hinweg. Das leicht eingezogene Heck mit Abrisskante beruhigt den Luftstrom. Die sportlichen 22-Zoll-Bicolor-Räder sind im Stil einer Turbine gestaltet und bündig in die Radkästen integriert. Klassische Türgriffe werden von beleuchteten Touch-Flächen ersetzt, die den Luftwiderstand nochmals reduzieren.
 

Politischen Widrigkeiten zum Trotz: E-Offensive in China

Mit der seriennahen Studie des ID. Aero will der Konzern seine E-Offensive in China forcieren. Nach ID.3, ID.4 und ID.6 werde die Serienversion bereits die vierte vollelektrische Modellreihe in China sein, die voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 erhältlich sein wird. Dort soll es zwei Varianten geben – eine je Volkswagen Joint-Venture. Mithilfe der Regionalstrategie will der Hersteller in China zum führenden Anbieter nachhaltiger Fahrzeuge werden. Schon 2030 soll mindestens jedes zweite in China verkaufte Fahrzeug ein E-Fahrzeug sein.

Die Front ist geprägt von den VW-typischen Wabenstrukturen („Honeycombs“) und ist im Stoßfänger horizontal zweigeteilt. Für Markanz soll auch eine umlaufende, schmale Lichtleiste links und rechts vom beleuchteten VW-Logo und oberhalb der LED-Matrixscheinwerfer quer über die Frontpartie bis in die Kotflügel und die Seitenpartie hinein sorgen. Die Lichtleiste wird optisch mit Unterbrechungen bis in die Heckpartie fortgeführt. Das dominante Heck hat einen auffälligen dunklen Lichtstreifen und LED-Rücklichtcluster mit Wabenstruktur. Der Mittelklassestromer soll die Flexibilität der rein elektrischen MEB-Architektur demonstrieren, die für Fahrzeuge unterschiedlicher Formen und Größen angepasst werden kann, vom Crossover über SUVs, Minibus bis hin zur geräumigen Limousine.

Die Serienversion des ID. Aero für Europa wird voraussichtlich 2023 im Werk Emden vom Band laufen. Mit der Volumenproduktion von E-Fahrzeugen soll Emden als eines der ersten niedersächsischen Volkswagen Werke dieser Art maßgeblich dazu beitragen, das Modellprogramm zu elektrifizieren und die CO2-Emissionen der gesamten Neuwagenflotte zu senken, hofft der Hersteller.

Was bedeutet das?

Endlich kommt aus dem Mutterhaus der vernunftbegabten Familienlimousine auch ein Vollstromer statt der xten Spielart von SUV-Crossover-Hochdachvehikel. Der ID. Aero, der so in Serie gehen dürfte, setzt einen wohltuenden Gegenakzent und besticht auch optisch gegenüber den hochbeinigen und immer irgendwie quobbeligen Geländekreuzern, ob sie  nun ID.4, 5 oder 6 heißen. Dass die geduckte Linie nicht nur optisch, sondern vor allem auch emissionstechnisch Vorteile hat, liegt auf der Hand. So dürfte die Reichweite von 600 Kilometern nicht, um im Bilde zu bleiben, aus der Luft gegriffen sein. Auch Audi war bei dem seriennahen Pendant A6 e-tron concept mit solchen Werten in die Kommunikation gegangen.

Wermutstropfen ist, dass das Fahrzeug viel zu spät kommt und eine E-Limousine wie auch ein E-Kombi längst da sein sollte. Wie übrigens auch ein elektrischer Kompaktkombi der Golf-Klasse, den jetzt eben ausgerechnet die aufstrebende China-Marke MG bringt. Schade auch, dass die Priorität auf China liegt. Und natürlich, dass Limousinen bei hiesigen Kunden halt so gar nicht mehr "angesagt" sind. Was die "Frage nach der potenziellen Nachfrage" aufwirft und zugleich erklärt, warum der Konzern erst jetzt mit einem solchen "Must have" und automobilen Standardprodukt auffährt. Man kann nur eines Hoffen: Dass im Zuge der Energiekrise alle wieder runter kommen von ihrem hohen Ross. Den energieverschwenderischen Luxus der rollenden Hochsitze können wir uns überhaupt nicht leisten. Und dass die Leute endlich wieder Autos fahren, wie sie früher waren: Flach, geräumig, gut statt quadratisch, unpraktisch, SUV!

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