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Vorstellung Mazda6e: Kleiner Buchstabe, großer Unterschied

Das kleine „e“ deutet auf die Antriebsart des neuen Mazda 6 hin, der vom Verbrenner zum Elektriker wird. Spannend sind die Hintergründe der Entstehung.

Optisch sofort als Mazda 6 erkennbart: Der neue elektrische Mazda6e 258 und 245 Long Range. | Foto: Mazda
Optisch sofort als Mazda 6 erkennbart: Der neue elektrische Mazda6e 258 und 245 Long Range. | Foto: Mazda
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Kleiner Buchstabe, großer Unterschied: Mazda stellt seinen „Klassiker“ auf Elektro um. Die Geschichte dahinter ist spannend, denn: Eigentlich hatte Mazda anfangs den Nachfolger des 6 gar nicht so geplant. Immerhin gelang der Marke mit dem 626 einst der Durchbruch in Europa und in den USA: Der 626 etablierte sich als günstige Familienlimousine und gewann sogar in Deutschland als erstes japanisches Modell Vergleichstests gegen deutsche Fabrikate. Und war immer fester Bestandteil des Mazda-Programms, dem allerdings die Kunden Richtung SUV abwanderten. Sodass man den „6“ einfach mal weiter baute. Sieben Jahre, acht, zehn, elf (!) Jahre. Jetzt läuft er aus. Und nachdem man sich mit einem Nachfolger lange unsicher war, blickte man sich international um: Und fand relativ kurzfristig den 6e, den Mazda zusammen mit Partner Changan auf deren Plattform produziert.

Der 6e nutzt eine Plattform von Changan

Präsentiert wurde der 6e auf der Peking-Motorshow als EZ6, ist aber optisch und technisch international kompatibel. Nur am großen 14-Zoll-Zentralscreen, über den man leider auch die Klimatisierung bedient, merkt man den Partner, der auch mit der Luxusmarke Avatr nach Europa kommen möchte.

Unser erster Eindruck: Style und Qualität stimmen und Mazda hat es geschafft, den neuen „6“ für alle weltweiten Märkte zu stylen – ohne dass er langweilig oder beliebig wirken würde. Vorn kennzeichnen ihn Tagfahrleuchten im „Adler-Design“, hinten setzt man wieder auf die runden LEDs, man erkennt den 6e also auch nachts sofort.

Es gibt zwei Akkugrößen – diesmal raten wir klar zum Kleineren!

Interessant sind die beiden Akkugrößen: Mazda bietet einen 68,8 und einen 80-kWh-Akku an, allerdings mit verschiedenen Zellchemien und Ladezeiten: Während der kleine Akku auf eine LFP-Chemie setzt und mit bis zu 200 kW DC geladen werden kann, nutzt der (ältere) 80-kWh-Akku eine NCM-Chemie, die maximal 95 kW am DC-Lader zulässt, dummerweise bei der Long-Range-Version, die bis zu 552 Kilometer weit kommen soll, während der „kleine Akku“ nach WLTP nur bis zu 479 Kilometern nach WLKTP reicht. Real dürften davon im worst case eher knapp 400 respektive knapp 300 Kilometer übrig bleiben – was im Alltag aber immer genügen sollte.

Umdenken muss man auch bei den Fahrleistungen: Die „kleine Version“ bietet 190 kW (258 PS), die „Große“ nur 180 kW (245 PS). Beide fahren 320 Newtonmeter Drehmoment auf. Ist aber vernachlässigbar, da beide 170 km/h schnell sind und ob man in 7,6 oder 7,8 Sekunden auf 100 km/h gesprintet ist, dürfte man im Alltag nicht spüren. Wohl spüren dürfte man die Unterschiede am Schnelllader: Während der „kleine“ Akku den Hub von 10 auf 80% SOC locker unter einer halben Stunde schafft, steht man mit dem „Long Range“ deutlich länger…weshalb wir zum 68,8er raten, der auch Gewichts- und Kostenvorteile hat und immer noch „rightsized“ für längere Stecken ist.

Auch der 6e wächst weiter Richtung obere Mittelklasse

Innen gibt es genug Platz auch für vier 1,9-Meter-Reisende, dabei hilft im Fond das Glasdach und der Radstand von 2.895 Millimetern. Allerdings sollten die vorn Sitzenden ihr Gestühl nicht ganz nach unten fahren, sonst kriegen die hinten Sitzenden ihre Füße nicht mehr drunter geschoben. Mit fast 2,9 Meter Radstand streckt sich leider auch der 6e fast auf E-Klasse-Format: Er misst 4.291 Millimeter in der Länge, 1.890 Millimeter in der Breite und 1.485 Millimeter in der Höhe. Auch hier fehlt uns ein bisschen das Verständnis, warum auch E-Autos immer weiter wachsen müssen, um dann innen doch nicht so viel mehr Platz zu bieten als die Verbrenner. Denn auch als er noch keine 4,8 Meter lang war, hatte man im Mazda 6 nie das Gefühl von Beklemmung.

Toll: Der große 70-Liter-Frunk

Überrascht hat uns das Kofferraumvolumen, das offiziell nur 330 bis 700 Liter betragen soll, real sieht es uns nach mehr aus – es fasst auf jeden Fall das Reisegepäck einer Familie. Dazu kommt vorn ein großer und tiefer 70-Liter-Frunk.

In Sachen Ergonomie, Bedienung und Qualität bietet Mazda das Erwartete und so knüpft der 6e gut an die Traditionen des „6“ an. Für Europa massiv nachgeschärft wird auf jeden Fall noch das Fahrwerk, außerdem wird man die Software anders programmieren. In Sachen Sicherheit lässt man nix anbrennen: Der 6e kommt mit neun Airbags und fast komplettem ADAS-Arsenal und macht auch da einen großen Schritt zum Vorgänger.

Die Preise sollen ab unter 45.000 Euro starten

Das tut er leider auch preislich: Der 6 startete einst bei genau 35.000 Euro als 145 Skyactiv G Kombi, der Neue soll „unter 45.000 Euro“ beginnen, ist aber viel besser ausgestattet: Ausstattungsbereinigt soll er deshalb im Schnitt um rund 5.000 Euro unter dem Vorgänger liegen. Dass man Stufenheck und Kombi zu einem Fließheck mit großer Heckklappe zusammenlegte, dürfte den „6“ ebenso einige Kunden kosten wie der Umstieg vom Verbrenner zum Stromer.

Und trotzdem müssen wir nach der ersten Sitzprobe sagen: Ziemlich genau so hätten wir uns den Nachfolger des Mazda 6 ohnehin vorgestellt, weshalb das kleine „e“ zwar antriebstechnisch einen großen Unterschied macht, aber nicht, was das sonstige Package angeht. Gut, dass sich Mazda in Europa kurzfristig doch noch entschieden hat, den 6e ins Programm zu heben – schade nur, dass auch Mazda bei dessen Entwicklung massiv auf Hilfe aus China angewiesen war. Und jetzt in der EU (und noch mehr in Nordamerika) ein „Zollthema“ hat.

Was bedeutet das?

Auch Mazda muss elektrisch werden. Doch da man lange auf neue Verbrenner setzte und tatsächlich erst vor einigen Jahren noch NEUE Reihensechszylinder vorstellte, hinkt die Marke bei BEV und Hybridisierung etwas hinterher. Das soll sich perspektivisch ändern. Den 6e als „Überbrückung“ auch nach Europa zu holen, war vor dem Hintergrund eine richtige Entscheidung.

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