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Vorstellung BMW i7: Zwischen allen Stühlen

Wir waren skeptisch: Der neue Siebener behielt klassische Limousinen-Proportionen und kommt mit tief liegenden Scheinwerfern, wie sie bei Hyundai oder Citroen gerade wieder aus der Mode kommen. In der Realität ist der neue Siebener ein großer Schritt – vor allem als rein elektrischer i7 – sitzt aber doch zwischen allen Stühlen.

Neue Nase: Tief liegende Scheinwerfer, große Niere und zarte LEDs, welche die "neue Klasse" zitieren. | Foto: BMW
Neue Nase: Tief liegende Scheinwerfer, große Niere und zarte LEDs, welche die "neue Klasse" zitieren. | Foto: BMW
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Gregor Soller

Die Details machen den Unterschied – und da geht BMW mit dem Siebener mal wieder einen größeren Schritt – vor allem als i7. Der ein typisches Elektroauto-Package hat, mit Akku zwischen den Achsen und zwei kompakten Antriebsmotoren. Einziger Nachteil: Ganz so konsequent wie Mercedes-Benz, Tesla und Co. konnte BMW den i7 nicht auslegen, denn es gibt ihn auch noch als reinen Verbrenner 760i xDrive und Plug-in-Hybrid M760e xDrive. Neben dem V8 wird es auch zwei Reihensechszylinder geben und abermals einen Diesel – was in dieser Fahrzeugklasse objektiv gesehen der sinnvollste, da mit Abstand sparsamste Verbrenner auf schnellen Langstrecken ist. Denn laut Robert Kahlenberg, Projct Director der Baureihe, soll der Kunde entscheiden, wie sein Siebener künftig angetrieben sein soll. Immerhin könnte der i7 einigermaßen sparsam sein: BMW gibt 18,4 bis 19,6 kWh/100 km an, was dank 105-kWh-Akku für 590 bis 625 Kilometer gemäß WLTP reichen soll, in der Praxis sind das 400 Kilometer plus minus x.

Optisch orientiert sich der i7 in Details am iX und trägt künftig wie der facegeliftete X7 die Scheinwerfer unten. Während ab der 5er-baureihe abwärts alle Modelle auf diese Anordnung verzichten (dürfen). Damit will BMW „eine klare Differenzierung von den weiteren Baureihen der Marke“ schaffen. Angekündigt war die BMW Theatre Screen, das iDrive mit der jüngsten Generation des Betriebssystems BMW Operating System 8 sowie das BMW Curved Display. Dazu kommen der Manövrierassistent für automatisiertes Parken und Rangieren. Optional bietet BMW eine „Executive Lounge mit optimierter Liegeposition im Fond“ und eine neue Ausstattung in der Ausführung BMW Individual Leder Merino/Woll-Kaschmir.

In Europa startet man nur mit dem i7 – Verbrenner, Plug-in und Diesel folgen

Die neue BMW 7er Reihe wurde von Grund auf für besonders anspruchsvolle Zielgruppen auf einem globalisierten Automobilmarkt konzipiert, weshalb es keinen „kurzen“ Radstand mehr gibt: Man fährt also künftig immer iL. China als wichtigste Absatzregion lässt grüßen, während die Europäer nochmal einen Diesel kriegen. Die Vielfalt im Antriebsportfolio beruht laut BMW auf einer neuentwickelten flexiblen Fahrzeugarchitektur. Interessant: In Europa erfolgt die Markteinführung zunächst ausschließlich mit dem BMW i7. In den USA, auf dem chinesischen Automobilmarkt und in weiteren ausgewählten Vertriebsregionen werden neben der rein elektrisch angetriebenen Variante bereits zum Verkaufsstart auch jeweils zwei Modelle mit Ottomotor und 48-Volt-Mild-Hybrid-Technologie angeboten. Auf zahlreichen Märkten folgen voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2023 Plug-in-Hybrid-Modelle der neuen BMW 7er Reihe.

Dazu gehört auch das erste BMW M Automobil mit Reihensechszylinder-Ottomotor und Plug-in-Hybrid-Antrieb. Außerdem wird das Angebot in Europa bereits unmittelbar nach dem Marktstart um eine Modellvariante mit Dieselmotor und 48-Volt-Mild-Hybrid-Technologie ergänzt. Zu einem späteren Zeitpunkt stehen darüber hinaus weitere Modellvarianten des vollelektrischen BMW i7, darunter das künftige Topmodell BMW i7 M70 xDrive, zur Auswahl.

Hohe Fertigungstiefe im einstigen Glas-Werk Dingolfing

Produziert werden die Modelle der neuen BMW 7er Reihe wie alle ihre Vorgänger im BMW Group Werk Dingolfing, das BMW 1966 von Glas übernahm. Die größte Fertigungsstätte des Unternehmens in Europa vereint damit Tradition und Zukunft. Sie ist auch das Kompetenzzentrum der BMW Group für die Produktion von E-Antriebskomponenten. Der hochintegrierte Elektroantrieb und die Hochvoltbatterie des BMW i7 werden ebenfalls dort hergestellt. In Dingolfing laufen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybrid-Systemen und vollelektrischem Antrieb vom gleichen Band. Neben dem vollelektrischen BMW iX entstehen dort zusätzlich zur neuen BMW 7er Reihe unter anderem auch die Luxus-Sportwagen der BMW 8er Reihe und Fahrzeuge der BMW 5er Reihe.

Weltweit wird das Modellprogramm der neuen BMW 7er Reihe um zwei BMW M Automobile mit elektrifiziertem Antrieb ergänzt. Bereits zum Frühjahr 2023 debütiert der neue BMW M760e xDrive (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 1,2 – 1,1 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 26,9 – 25,8 kWh/100 km; CO2-Emissionen: 28 – 25 g/km gemäß WLTP) mit einer Leistung von 420 kW/571 PS und einem Drehmoment von 800 Nm. Dabei erzeugt der Elektromotor einen temporären Boost mit einer zusätzlichen Leistung von 30 kW/40 PS. Ein M spezifisches Design für das Exterieur und das Interieur einschließlich einer Abgasanlage mit charakteristischen Doppel-Endrohrpaaren mit eigenständiger Geometrie unterstreicht die Performance-Eigenschaften des BMW M Automobils mit Plug-in-Hybrid-Technologie.

Zukunftsträchtig? Der i7 M70 X drive reißt „endlich“ die 600-PS-Marke

Über einen rein elektrischen Antrieb mit zwei Motoren an der Vorder- und an der Hinterachse verfügt das künftige Topmodell der Baureihe, der neue BMW i7 M70 xDrive (Stromverbrauch kombiniert gemäß WLTP: 26,4 – 21,2 kWh/100 km; Angaben gemäß NEFZ: – ), der im weiteren Verlauf des Jahres 2023 folgt. Sein Antriebssystem erzeugt eine Höchstleistung von deutlich mehr als 600 PS und ein maximales Drehmoment von mehr als 1 000 Nm. Das stärkste jemals für die Straße zugelassene BMW Modell beschleunigt in weniger als 4,0 Sekunden von null auf 100 Kilometer. Bei den Angaben über Leistung, Performance und Energieverbrauch des BMW i7 M70 xDrive handelt es sich laut BMW allerdings noch um Prognosen auf Basis des bisherigen Entwicklungsstands des Fahrzeugs einschließlich temporären Boosts.

Eher ein Rückschritt könnte in der Praxis dagegen das „multisensorische Fahrzeugerlebnis“ BMW iDrive mit der jüngsten Generation sein, das schon im iX nicht restlos überzeugte. Dahinter steht das BMW Operating System 8. Mit dem volldigitalen BMW Curved Display, der innovativen BMW Interaction Bar, den erweiterten Fähigkeiten des BMW Intelligent Personal Assistant sowie mit zusätzlichen My Modes, der neuen Ausführung des BMW Head-Up Display und der erstmals auf dem Information Display hinter dem Lenkrad dargestellten Augmented View erreicht der intuitive Dialog zwischen Fahrer und Fahrzeug eine neue komplexe Dimension – die den Fahrer gefühlt noch kleiner macht ob der Fülle der Möglichkeiten, die man theoretisch ausschöpfen könnte. Aus dem Dachhimmel fährt optional der BMW Theatre Screen aus, ein 31,3 Zoll großes Panoramadisplay im 32 : 9-Format mit 8K-Auflösung, der die zweite Sitzreihe in ein exklusives Privatkino auf Rädern verwandelt. Auch Fahrer und Beifahrer können erstmals mit YouTube Video-On-Demand-Streaming auf dem Control Display nutzen. Die Highspeed-Vernetzung des neuen BMW 7er wird dabei durch das fahrzeugeigene, 5G-fähige Antennensystem sichergestellt.

Der 7er kommt natürlich auch als BMW Protection Vehicle

Auch ein Hochsicherheitsfahrzeug auf der Basis der neuen BMW 7er Reihe befindet sich bereits in der Entwicklung und wird im Laufe des Jahres 2023 das Angebot ergänzen. Allein die Erwähnung dieses Fahrzeuges zeigt, wie weit unser Vertrauen mittlerweile gesunken sein muss: Früher wurden solche Fahrzeuge im stillen Kämmerlein entwickelt, heute gehören sie dazu.

Womit wir zum Abschluss beim Gewicht wären und das ist echt bitter: Unter 2,5 Tonnen Leergewicht wird nicht viel gehen beim Siebener, die Protection-Version dürfte eher die Drei-Tonnen-Marke reißen. Womit wir bei der Frage wären, warum man mit Chauffeur fast drei Tonnen Fahrzeug in Bewegung setzen muss, nur um zwei Personen komfortabel von A nach B zu bringen…man darf gespannt sein, wie sich die Kunden für diesen „Zwischen-allen-Stühlen-Siebener“ entscheiden.

Was bedeutet das?

Einer für Alles: Der neue Siebener möchte es allen Recht machen und bietet mehr Platz, Komfort, Leistung und Luxus als je zuvor. Wird dabei aber unglaublich schwer und teuer und bleibt genau deshalb zwischen alter Verbrenner- und neuer Elektrowelt hängen. Objektiv gesehen wird er eine extrem komfortable Luxuslimousine sein, von der aber null Idee für irgendeine luxuriöse Zukunft ausgeht. Stattdessen agierte BMW eher nur nach dem Motto: Viel hilft viel…was perspektivisch eines Tages zu wenig sein könnte.  

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