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Volvo und Northvolt bauen grüne Batteriefabrik in Göteborg

Pkw-Hersteller investiert 2,9 Mrd. Euro und bündelt F&E-Kompetenz am Standort. Nähe zur Produktion soll Nachhaltigkeit stärken. Akkufertigung maßgeschneidert. Ex-Tesla-Manager Clarke als Leiter.

Power-Block: Die geplante Fabrik von Volvo und Northvolt soll 2025 starten und transportiert auch optisch klar, was drinnen produziert wird. | Foto: Volvo Cars
Power-Block: Die geplante Fabrik von Volvo und Northvolt soll 2025 starten und transportiert auch optisch klar, was drinnen produziert wird. | Foto: Volvo Cars
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Johannes Reichel

Die schwedische Tochter des chinesischen Geely-Konzerns Volvo Cars hat den Bau einer neuen Batteriefabrik in Kooperation mit dem schwedischen Akkuspezialisten Northvolt angekündigt. Die neue Fertigung soll bis zu 3.000 Arbeitsplätze schaffen und 2025 in Betrieb gehen. Sie er ergänzt das geplante Forschungs- und Entwicklungszentrum, das die beiden schwedischen Unternehmen im Dezember 2021 angekündigt hatten. Insgesamt investieren die Partner rund 30 Milliarden Schwedische Kronen (rund 2,9 Milliarden Euro) in die gemeinsame Batterieentwicklung und -produktion. Die neue Batteriefertigung und die Zusammenarbeit mit Northvolt seien wichtige Bausteine im Rahmen der Elektrifizierungsstrategie, so der Hersteller.

Volvo soll der schnellste Transformer werden

Man wolle der "schnellste Transformer in der Autoindustrie" werden, erklärte Håkan Samuelsson, Präsident und CEO von Volvo Cars, bei einer Webkonferenz. Auch wenn, der Volvo-Chef aktuell einen Absatzrückgang aufgrund der Halbleiterkrise zu verkünden hatte, will man bis Mitte der Dekade 1,2 Millionen Fahrzeuge produzieren, die Hälfte davon reine BEV. Zudem soll der CO2-Footprint bis 2025 um 40 Prozent sinken, versprach Samuelsson. Man befinde sich aktuell in einem Shift von den zuerst fokussierten PHEV-Modellen, die künftig doppelte E-Reichweite bieten sollen, zu reinen BEVs, wie jüngst etwa der Volvo C40 ausschließlich vollelektrisch vorgestellt wurde. Bis 2030 sollen dann ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge vertrieben werden, so der Plan.

Wichtige Komponente bei diesen Plänen ist das neue Akku-Werk, dessen Bau im Jahr 2023 beginnt, sollen die Batteriezellen für die nächste Generation der rein elektrischen Volvo und Polestar Modelle gefertigt werden. Mit einer potenziellen Produktionskapazität von bis zu 50 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr ließen sich Hochvoltakkus für etwa eine halbe Million E-Fahrzeuge fertigen, rechnet der Hersteller vor.

Nähe zu vorhandener Infrastruktur

Der gewählte Standort in Göteborg bietet aus Sicht der Schweden neben dem direkten Zugang zum größten Volvo Werk Torslanda auch die Vorteile vorhandener Infrastruktur, erneuerbarer Energieversorgung und qualifizierter Fachkräfte. Auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Volvo Cars und Northvolt befänden sich in unmittelbarer Nähe.

„Unsere Batteriezellen-Partnerschaft mit Northvolt ist der Schlüssel zu unseren strategischen Ambitionen im Bereich der Elektrifizierung. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, führend im vollelektrischen Premium-Segment zu werden“, erklärt Samuelsson weiter.

Nachhaltige Produktion angestrebt

Die Errichtung dieser Gigafactory in Göteborg sei ein entscheidender Schritt, um eine der dynamischsten Automobilregionen der Welt weiter umzugestalten und der weltweit führende Anbieter nachhaltiger Batterien zu werden, ergänzt Peter Carlsson, Mitbegründer und CEO von Northvolt. Das neue Batteriewerk werde deshalb ausschließlich mit fossilfreier Energie betrieben – der Schwerpunkt liegt dabei auf erneuerbaren Energien aus der Region. So sind etwa laut Fertigungschef Varela Offshore-Windparks zur Versorgung geplant. Diese solle auch erst gesichert sein, bevor die Fabrik in Betrieb geht.

"Technische Lösungen" sollen zudem eine Kreislaufwirtschaft ermöglichen und die Ressourceneffizienz verbessern. Auf die Batterieproduktion entfällt ein Großteil der CO2-Emissionen, die ein Elektroauto über seinen Lebenszyklus hinweg verursacht. Durch die Zusammenarbeit mit Northvolt und die Produktion in unmittelbarer Nähe der europäischen Fertigungsstätten könne man den ökologischen Fußabdruck erheblich reduzieren, glauben die Anbieter.

„Wir wollen ein vollständig klimaneutrales Produktionsnetzwerk aufbauen und die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Batterien für die kommenden Jahre sichern. Das neue Batteriewerk spielt dabei eine zentrale Rolle“, meint Javier Varela, Head of Engineering & Operations bei Volvo Cars.

Durch unsere Partnerschaft mit Northvolt will man zudem eine durchgängigen Batterie-Wertschöpfungskette schaffen, die vom Rohstoff bis zum kompletten Fahrzeug reicht und eine optimale Integration gewährleistet.

Entwicklung und Produktion in der eigenen Hand

Das vereinbarte Joint Venture zur Batteriefertigung werde einer der größten Produzenten in Europa. Geleitet wird das neue Produktionswerk vom früheren Tesla Manager Adrian Clarke. Das Forschungs- und Entwicklungszentrum, das bereits in diesem Jahr seinen Betrieb aufnimmt, soll einige weitere hundert Arbeitsplätze in Göteborg schaffen. Der schwedische Hersteller wandle sich so zu einem der wenigen Automobilunternehmen, das die Entwicklung und Produktion von Batteriezellen in eigenen Händen hat. Zusammen mit Northvolt will man "maßgeschneiderte" Batterien und Möglichkeiten zur Fahrzeugintegration entwickeln.

Schon die übernächste Generation Akku im Blick

Ziel sei es, den Fahrern der Marken möglichst große Reichweiten und kurze Ladezeiten zu bieten. Die Fähigkeiten der zu übernächsten Akkugeneration sollen noch über die der für 2024 avisierten neuen Generation hinausgehen, insbesondere, was die Kälteperformance, Energiedichte und Ladezeiten betrifft, deutete Northvolt-Chef Carlsson an. Die Kunst sei es, zum einen die Zellchemie zu verbessern, zum anderen aber auch das Batterie- und Energiemanagement.

Die vertikale Integration der Batterieentwicklung und -produktion sei daher von großer Bedeutung, weil die Batterie nicht nur einen großen Teil der CO2-Bilanz ausmacht, sondern auch den kostenmäßig größten Einzelposten eines Elektroautos darstellt, argumentiert der Anbieter weiter. Zudem strebt man laut Carlsson eine Reduzierung der Abhängigkeit von China und Fernost in Sachen Akkuzellen an und will auch europäische Netzwerke bei kritischen Rohstoffen aufbauen. Zugleich hofft man, die Lieferkettenproblematik dadurch in den Griff zu bekommen, die jüngst aufgrund des Halbleitermangels auch die Volvo-Absatzzahlen drückte, wie Samuelsson bestätigte.

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