Werbung
Werbung

Volvo EX 90 kann bidirektional laden

Auch weitere Modelle auf der neuen E-Plattform sollen das bidirektionale Laden unterstützen.

Volvos EX 90 soll bidirektional geladen werden. | Foto: Volvo Cars
Volvos EX 90 soll bidirektional geladen werden. | Foto: Volvo Cars
Werbung
Werbung
Gregor Soller

Bidirektionales Laden ist bei vielen Automarken Thema: Während die Japner (z.B. Nissan Leaf) dazu den sehr speziellen CHAdeMO-Anschluss nutzen, hat der Hyundai Konzern bei den E-GMP-Modellen eine AC-Lösung eingeführt. Damit sind einfache Vehicle-to-Device-Funktion möglich, indem per Adapter beliebige Geräte mit Strom aus dem Akku betrieben werden können. Der VW-Konzern plant bidirektionales Laden mit DC, womit man sich Vorteile bei Vehicle-to-Home-Anwendungen erwartet, da eine PV-Anlage oder Heimspeicher ebenfalls mit Gleichstrom arbeiten. Einfache, aber wirkungsvolle Anwendungen wie die Vehicle-to-Device-Funktion bei Hyundai, wo per Adapter beliebige Geräte mit Strom aus dem Akku betrieben werden können, sind aber nicht möglich.

Netzdienliches Laden: Damit es klappt, müssen so viele E-Fahrer wie möglich mitmachen

Volvo denkt an 11 kW AC um zu laden und zu entladen. Denn mit DC bräuchte eine teure DC-Wallbox beim Kunden auch noch einen dann einen eigenen Wechselrichter, was nochmal mehr kostet. Weshalb DC bidirektional im Alltag eher selten genutzt werden dürfte. Und damit würde lat Volvo auch der Vorteil, den das bidirektionale Laden über Vehicle-to-X-Funktionen oder netzdienliches Laden hätte, verpuffen.

Denn damit die Fahrzeug-Batterie das Netz stabilisieren kann, muss sie möglichst oft eben mit jenem Netz verbunden werden – also nicht nur zu Hause an der eigenen Wallbox, sondern idealerweise auch beim Arbeitgeber oder beim Laden an einer öffentlichen Ladesäule. All das erfordert eine möglichst große Verbreitung von entsprechenden Ladepunkten.

Trotz der Vorteile einer DC-Lösung für die heimische Insel-Lösung sieht Volvo die große Verbreitung im günstigen AC-Bereich.

Künftig sind virtuelle Kraftwerke denkbar

Der Plattform electrive net erklärte Lutz Stiegler, Solution Manager Electric Propulsion bei Volvo Cars:

„Wir haben die Strategie, dass wir zusammen mit dem Auto eine normale, relativ günstige AC-Wallbox anbieten werden, welche die ISO-konforme Kommunikation für bidirektionales Laden unterstützt“.

Er ergänzt:

„In der Zukunft wird es ein Komplettpaket für die Kunden geben, die auch eine Solaranlage und einen Heimspeicher möchten – das ist dann die DC-Wallbox.“

Für das Fahrzeug seien Vehicle-to-Grid (V2G) und Vehicle-to-Home (V2H) gleichwertig – denn es wird außerhalb des Fahrzeugs entschieden, ob der Strom im Haus verbleibt oder über den Netzanschlusspunkt hinaus ins Netz eingespeist wird. In diesen beiden Anwendungen – V2G und V2H – sieht Volvo den größten Hebel und die wichtigste Motivation, bidirektionales Laden einzuführen. „Mit den Fahrzeugbatterien werden wir einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten können“, so Stiegler und ergänzt:

„In entsprechend großer Anzahl können die Fahrzeuge eine nennenswerte Speicherkapazität zur Verfügung stellen und das eben mit einer sehr hohen Leistung.“

Die Autos als virtuelles Kraftwerk – dafür braucht es aber neue Normen

Schließt man E-Fahrzeuge in einem Pool als virtuelles Kraftwerk zusammen, könne mit der Energie der E-Autos sogar mehr angeboten werden als der reine Ausgleich von Kurzzeit-Schwankungen. Dann könnten die Fahrzeuge als virtuelles Kraftwerk sogar für eine Frequenzreserve eingesetzt werden. Wann solche Funktionen in die Umsetzung gehen, wollte der Volvo-Manager aber noch nicht verraten:

„Das hängt auch von den Regularien zum Netzzugang in den unterschiedlichen Ländern ab. Das Auto als mobiler Energiespeicher ist heute in den Normen nicht abgedeckt.“

Auch Volvo startet deshalb langsam: Das bidirektionale Ladeangebot wird zunächst in ausgewählten Märkten eingeführt. Aktuell untersuche man, welche Anwendungsfälle man in verschiedenen Märkten anbieten könne. Aber man werde den Volvo EX90 mit der notwendigen Hardware zur Unterstützung des Netzes ausstatten.

Ein Nebeneffekt des bidirektionalen 11-kW-Ladegeräts: Man wird auch andere E-Autos mit Strom aus der Fahrzeugbatterie laden können – und nicht über den Umweg mit dem Schuko-Ladeziegel und den V2D-Adapter wie bei Hyundai-Kia. In das Spender-Fahrzeug wird zwar auch ein Adapter eingesteckt, mit diesem Adapter kann das normale Mode-3-Ladekabel verwendet werden. Im Menü muss noch ein spezieller Modus für das Spender-Fahrzeug aktiviert werden, damit sich dieses bei der Lade-Kommunikation dann wie eine Wallbox verhält. Stiegler gibt an, dass man die Funktion bisher nur mit anderen Elektro-Volvos getestet habe. Sofern sich andere Hersteller beim AC-Laden an die genauen Kommunikations-Normen halten, sollten aber auch Modelle anderer Hersteller auf diese Art geladen werden können.

Was bedeutet das?

Das Thema V2G samt bidirektionalem Laden hat Charme – aber noch viele Tücken im Detail. Volvo macht sich daran, hier einen entscheidenden Schritt weiterzugehen.

Werbung
Werbung