Volvo baut den letzten Diesel 2024

Die Produktionseinstellung sei auch eine Reaktion auf zunehmende Elektrifizierung, so die schwedische Geely-Tochter. Bekanntgabe im Rahmen der Climate Week in New York.

Hat noch als Diesel angefangen: Der Volvo XC40 basierte noch auf einer Multiantriebsplattform. Ab 2024 ist Schluss mit Diesel - und der jüngst geliftete Stromer übernimmt komplett. | Foto: Volvo Cars
Hat noch als Diesel angefangen: Der Volvo XC40 basierte noch auf einer Multiantriebsplattform. Ab 2024 ist Schluss mit Diesel - und der jüngst geliftete Stromer übernimmt komplett. | Foto: Volvo Cars
Johannes Reichel

Der schwedische Automobilhersteller Volvo Cars hat die Einstellung der Produktion von Dieselmotoren angekündigt. Anfang 2024 werde der letzte Selbstzünder des Tochter des chinesischen Geely-Konzerns gefertigt. Mit der Bekanntgabe im Rahmen der Climate Week in New York (bis 24. September 2023) unterstreicht das Unternehmen seine ehrgeizigen Ziele: Ab 2030 will man ausschließlich Elektroautos verkaufen und so bis 2040 zum klimaneutralen Unternehmen werden – einer der ehrgeizigsten Transformationspläne in der traditionellen Automobilindustrie.

Die Einstellung der Produktion sei der nächste, logische Schritt: Bereits im vergangenen Jahr habe man angekündigt, aus der Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren auszusteigen und entsprechende Budgets für Forschung und Entwicklung anderweitig einzusetzen. Im November 2022 wurden zudem die Anteile an Aurobay, dem Joint Venture, in dem das verbliebene Verbrennergeschäft angesiedelt war, verkauft.

„Elektrische Antriebe sind unsere Zukunft und den Verbrennungsmotoren überlegen: Sie verursachen weniger Lärm, weniger Vibrationen, weniger Wartungskosten für unsere Kunden und keine Auspuffemissionen“, meint Jim Rowan, Präsident und Chief Executive Officer (CEO) bei Volvo Cars.

Dringender Handlungsbedarf

Der jüngste Bericht der Vereinten Nationen (UN) über die globale Klimabilanz unterstreicht, dass angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel dringender Handlungsbedarf besteht. Aus diesem Grund setzt Volvo voll auf Elektrifizierung.

„Was die Welt jetzt, in dieser für unseren Planeten und die Menschheit kritischen Zeit braucht, ist Führungsstärke. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik sinnvolle Strategien und Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ergreifen. Wir wollen unseren Teil dazu beizutragen und ermutigen unsere Kollegen und Politiker auf der ganzen Welt, auch ihren Teil dazu beizutragen“, meint Jim Rowan.

Um diesen Punkt weiter zu unterstreichen, beteiligt sich Anders Kärrberg, Chief Sustainability Officer (CSO) bei Volvo Cars, an einer im Rahmen der diesjährigen Climate Week NYC stattfindenden Veranstaltung der „Accelerating to Zero“-Koalition (A2Z). A2Z wurde auf der UN-Klimakonferenz COP27 ins Leben gerufen. Die Koalition dient als Multi-Stakeholder-Plattform für die Unterzeichner der Erklärung von Glasgow über emissionsfreie Fahrzeuge, zu denen auch Volvo gehört. Durch Kooperationen und gemeinsame Aktionen arbeiten die Beteiligten auf das gemeinsame Ziel hin, bis 2040 – in den führenden Industrienationen sogar bis 2035 – alle weltweit verkauften Neuwagen und Transporter frei von Auspuffemissionen zu machen. Man verfolge noch ehrgeizigere Ziele, so der Hersteller.

Mit der Ankündigung der Dieselmotoren-Einstellung und der Teilnahme an den A2Z-Diskussionen sowie weiteren Treffen im Rahmen der New Yorker Klimawoche will der schwedische Premium-Automobilhersteller noch mehr Unternehmen inspirieren, mutigere Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.

Veränderte Situation: Der Diesel ist ein Auslaufmodell

Die Entscheidung, den Dieselmotor Anfang 2024 vollständig einzustellen, zeigt, wie schnell sich sowohl die Automobilindustrie als auch die Kundennachfrage angesichts der Klimakrise verändern, finden die Schweden. Noch vor vier Jahren sei der Dieselmotor bei Volvo und den meisten anderen Autoherstellern in Europa die bevorzugte Antriebsvariante gewesen. Die meisten der im Jahr 2019 verkauften Volvo Modelle in Europa waren mit Dieselmotor unterwegs, während elektrifizierte Modelle erst in den Anfängen steckten.

Dieser Trend habe sich seitdem weitgehend umgekehrt – getrieben von einer veränderten Marktnachfrage, strengeren Emissionsvorschriften und dem zunehmenden Fokus auf Elektrifizierung. Die Mehrheit des europäischen  Absatzes der Marke entfällt inzwischen auf elektrifizierte Modelle – mit reinem Elektro- oder mit Plug-in-Hybridantrieb. Weniger Dieselfahrzeuge auf den Straßen wirken sich auch positiv auf die Luftqualität in den Städten aus. Dieselfahrzeuge stoßen zwar weniger CO2 als Benziner aus, dafür aber mehr Stickoxide (NOx), die vor allem in Ballungsgebieten die Luftqualität beeinträchtigen.