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Volkswagen: ID.3 günstiger als Golf - in Anschaffung und Betrieb

Obwohl der Hersteller noch mit Software- und Anlaufproblemen kämpft, soll der ID.3 im Sommer in den Markt starten - und gegenüber dem Golf dank Prämie günstiger in der Anschaffung und vor allem im Betrieb sein. Zum Anfang läuft das Fahrzeug wohl mit abgespecktem Betriebssystem.

Stromer schlägt Verbrenner: Aus VW-Sicht werden die höheren Anschaffungskosten per Prämie mehr als nivelliert und im Betrieb massiv gespart. | Foto: VW
Stromer schlägt Verbrenner: Aus VW-Sicht werden die höheren Anschaffungskosten per Prämie mehr als nivelliert und im Betrieb massiv gespart. | Foto: VW
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Johannes Reichel

Der Automobilhersteller Volkswagen geht in Sachen Elektromobilität weiter in die Offensive und bewirbt den kommenden ID.3 als im Verhältnis zu einem vergleichbaren Verbrenner "günstiger in Anschaffung und Betrieb". Damit mache man mit der im Sommer anstehenden Markteinführung des ID.3 die E-Mobilität für viele Menschen erschwinglich, verspricht der Anbieter. Nach seiner Rechnung, die allerdings die Umweltprämie mit einschließt, sei die Basisversion des ID.3 in Deutschland sowohl beim Kauf wie auch im Einsatz günstiger als etwa ein Golf. Momentan liefen die Vorbereitungen für die Auslieferungen des ID.3 auf Hochtouren.

„Der Zeitplan steht. Die Markteinführung des ID.3 folgt wie angekündigt im Sommer“, bestätigt Thomas Ulbrich, Vorstand für E-Mobilität der Marke Volkswagen.

Im Hinblick auf die kolportieren Software-Probleme beim Anlauf verwies Ulbrich, darauf, dass der ID.3 das "erste update-fähige Elektroauto von Volkswagen auf Basis des Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) sein" werde. Die Fahrzeuge würden in der Produktion zunächst mit einer aktuellen Software bespielt. In den Folgemonaten will man die digitalen Funktionen in regelmäßigen Abständen aktualisieren, heißt es offiziell. Ziel sei es, im Sommer europaweit 30.000 vorbestellte ID.3 der 1st Edition nahezu zeitgleich an die Kunden auszuliefern.
 

Nach VW-Rechnung günstiger als vergleichbare Verbrenner

Nach den Kostenrechnungen des Herstellers sei der ID.3 in Anschaffung und Betrieb je nach Modellvariante günstiger als ein vergleichbarer Verbrenner. Die Basisversion mit gemäßg WLTP 330 Kilometern Reichweite kostet nach Abzug der Umweltprämie in Deutschland weniger als 23.430 Euro und liege damit mindestens auf dem Preisniveau vergleichbarer Modelle wie zum Beispiel dem Golf Life. Zusätzlich sparten ID.3-Fahrer in Deutschland rund 840 Euro im Jahr bei den laufenden Kosten, rechnet der Hersteller vor. Dazu trägt der Wegfall der Kfz-Steuer ebenso bei wie günstigere Versicherung (Klasse 17) und gesparte Kosten für Service wie Ölwechsel. Vor allem bei den Energiekosten sieht man den Stromer vor dem Verbrenner.

„Der Preis spricht nicht mehr gegen, sondern für das E-Auto. Leasing-Angebote machen den Umstieg einfach und reduzieren die Unsicherheit. In Zukunft wird das E-Auto auch ohne Förderung preislich attraktiv sein“, glaubt Silke Bagschick, Leiterin Vertrieb und Marketing Baureihe e-Mobility.

Ökologischer Rucksack minimiert: ID-Modelle sollen bilanziell CO2-neutral sein

Wie der ID.3 soll auch der in Genf angekündigte SUV ID.4 CO2-neutral produziert sein, VW spricht von "bilanziell klimaneutral". Um das zu erreichen, arbeitet das E-Auto-Werk in Zwickau mit Strom aus erneuerbaren Quellen und für die Fertigung der Batteriezellen in Europa werde Grünstrom verwendet. Herstellungsprozess und Lieferkette würden zudem ständig auf CO2-Einsparpotentiale untersucht. Derzeit noch unvermeidbare Emissionen wolle man über Investitionen in anerkannte Klimaschutz-Projekte wie das „Katingan Metaya Forest Protection Project“ ausgleichen. Für Kunden bestehe zudem die Wahl, das E-Auto auch in der Nutzungsphase mit klimafreundlichem Strom zu laden, mit VW Naturstrom. Auch die Schnellladeparks des Joint-Ventures IONITY betreibe man mit 100 Prozent Ökostrom, ebenso wie die Ladepunkte an den Volkswagen Standorten, wirbt der Anbieter weiter.

Was bedeutet das?

Klar gehört klappern zum Handwerk, das weiß man auch in Wolfsburg. Und bei der Milliarden-Wette, die VW-Konzernchef Herbert Diess auf das Gelingen der Elektromobilität abgeschlossen hat, darf auch nichts schief gehen. Der Schuss muss sozusagen sitzen. Damit das eintrifft, wird jetzt auch ganz "schön gerechnet". Denn natürlich bleiben diverse Unwägbarkeiten und damit die Frage, ob die VW-Rechnung so einfach aufgeht. Zum einen ist da der Faktor "Laden": Noch immer sind die Stromkosten speziell an öffentlichen Säulen viel zu hoch, um etwa mit einem sparsamen Diesel konkurrieren zu können. Zum anderen nimmt VW schon auch optimale Verbrauchswerte an: Speziell bei den Stromern erweist sich in unserer Testpraxis immer wieder, dass die WLTP-Werte so weit von der Realität entfernt sind, wie einst die NEFZ-Werte vom Realverbrauch der Verbrenner. Hier fallen also im Zweifel höhere Kosten an, speziell auf längeren Reisen - oder wenn es dann eben die Variante mit großem Akku sein soll. Das wirft die Kalkulation dann völlig über den Haufen. 

Und dann muss man natürlich sehen, dass ein zumal recht schicker Golf Life TSI oder TDI ein deutlich weiteres Aktionsfeld bietet, innen weit wertiger verarbeitet ist, de facto doch mindestens genauso viel Platz für Passagiere und Gepäck bietet und uneingeschränkt auch Winterbetrieb mitmacht. Und warum man nicht auch einen Verbrenner klimaneutral produzieren kann und eben vielleicht zum von Diess jüngst brüsk verstoßenen TGI-Erdgasmodell greift, um im Betrieb mit Biomethan ebenfalls fast klimaneutral unterwegs zu sein, leuchtet auch noch nicht so richtig ein. Der ID.3 und seine Brüder werden bei den Kunden noch harte Überzeugungsarbeit leisten müssen, dafür sind die VW-Verbrenner nach Jahrzehnten der Optimierung einfach noch "zu gut". Über den Geldbeutel zu argumentieren, ist völlig richtig und plausibel, greift aber bei einem "irrational unökonomischen" Konsumgut- und Kultobjekt wie dem Auto, für das die Menschen ebenso irrational viel Geld hinblättern, um dann der rasanten Verflüchtigung der Moneten durch horrenden Wertverlust zuzusehen, nur bedingt respektive bei einer begrenzten Zielgruppe, etwa von gewerblichen Flottenbetreibern. Hoffentlich ist die von Anfang an groß genug, dass sich das Pendel weiter zugunsten des zweifellos viel effizienteren Stromers zu verschieben - und die VW-Rechnung schnell reell werden zu lassen.     

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