Werbung
Werbung

VM-Visite Numbat: Schnelllader fürs Allgäu - und für Alle!

Mit einem 3in1-Konzept will das Start-up aus Kempten den Lademarkt aufrollen und HPC-Laden an Orte bringen, wo sich das sonst nicht lohnt oder zu aufwändig wäre. Schlüsselelemente sind dabei das großflächige Werbedisplay und der 200-kWh-Pufferspeicher, der einen teuren Mittelspannungsanschluss erübrigt. Und das alles im Abo oder kostenfrei. Wie geht das? Wir waren vor Ort.

Schneller Laden in Sonthofen: Auch in ländliche Regionen (wie Sonthofen im Allgäu) soll das Numbat-System HPC-Technologie ermöglichen, weil es keinen Anschluss an die Mittelspannung braucht. | Foto: Numbat
Schneller Laden in Sonthofen: Auch in ländliche Regionen (wie Sonthofen im Allgäu) soll das Numbat-System HPC-Technologie ermöglichen, weil es keinen Anschluss an die Mittelspannung braucht. | Foto: Numbat
Werbung
Werbung
Johannes Reichel

Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass aus einem Business-Projekt im Umfeld der Hochschule Kempten und mit einem Gründerstipendium ein Clean-Tech-Start-up erstand, das den Markt der Schnelllader gehörig aufmischen will. Oder vielmehr: Ergänzen. Um etwas, das es bisher so noch nicht gibt. Ziel ist es, Schnellladeinfrastruktur auch in ländliche Regionen und an Standorte zu bringen, wo sich das sonst nicht lohnen würde oder zu aufwändig wäre. Kempten zum Beispiel, bisher eine HPC-Diaspora, wie Numbat-Sprecherin Franziska Schmitt klagt.

Denn der Clou an dem von seinen Gründern und CEOs Dr.-Ing. Maximilian Wegener und Martin Schall, beide bereits "alte Hasen" und langjährige Manager im Batteriebusiness, als "Multi-Lifecycle Batteriespeicher" benannten HPC-Lader ist, dass er keinen Anschluss an die Mittelspannung benötigt, sondern mit dem klarkommt, was vor Ort an Strom vorhanden ist. Formal handelt es sich um eine überdimensionale Powerbank mit 200 kWh-Lithium-Ionen-Speicher und eine Ladesäule mit zwei 150-kW-Anschlüssen. Auch Wallboxen mit AC-Ladung lassen sich an das System anbinden oder der eigene PV-Strom einspeisen. Ein Allgäuer Alleskönner, wenn man so will.

Einfache und schnelle Installation

Das etwa zwei Tonnen schwere Modul wird per Kran auf einem relativ simplen Betonsockel abgesetzt, steht sehr stabil und soll vandalismussicher sein. Überhaupt wirkt die Verarbeitung hochwertig und langlebig, das Modul ist dem Vernehmen nach wirklich "made in Germany", auch wenn man nicht recht rausrücken will, wo gefertigt wird. Nur so viel: Die Lieferketten seien relativ kurz, die Lieferfähigkeit entsprechend hoch respektive Lieferzeiten kurz. Die Allgäuer werben übrigens auch damit, dass man im Falle eines Zelldefekts einzelne Module austauschen kann, dank eines patentierten Energiemanagementsystems. 

Laden beim Laden: Feneberg als Pilotkunde

Im Beispiel unser Visite vor Ort in Kempten dockt man also an die Strominfrastruktur eines normalen Feneberg-Supermarkts an, so etwas wie ein Pilotkunde der Allgäuer, der sehr angetan war von der Idee. Und von der Möglichkeit, seinen Kunden Schnellladeoption während des Einkaufs anbieten zu können, ohne dass man Unsummen in Ladeinfrastruktur investieren muss. Denn das Geschäftsmodell der cleveren Gründer basiert auf einer weiteren tragenden Säule: Die zwei riesigen 75-Zoll-Displays, die stoßfest in die Seiten eingelassen sind, sorgen für Werbemöglichkeiten und Einnahmen, die wiederum die Investition amortisieren sollen.

DOOH: Digitale Außenwerbung amortisiert die Station

Bundesweit arbeiten man für die Vermarktung mit der Werbeagentur Goldbach zusammen. Konkret bedeutet das im ersten Schritt die nationale Vermarktung von mehr als 600 Systemen mit je zwei Screens im Jahr 2023 im sogenannten DOOH-Markt ("Digital-out-of-Home) digitaler Außenwerbung. Hier vor Ort im Allgäu übernimmt die Allgäuer Zeitung, eine naheliegende Lösung, die Vermarktung der interaktiven Werbeflächen. Je nach Standort und entsprechender Publikumsfrequenz stellen die Numbat-Macher das System im Abo oder sogar ganz kostenfrei auf. Klar, der Standort wird vorher gründlich überprüft auf seine "Publicity" wie auch das allgemeine Verkehrsaufkommen, wie uns eine Marketing-Mitarbeiterin versichert.

„Den Akku des E-Autos in 15 bis 20 Minuten nahezu vollladen, während man im Markt seine Einkäufe tätigt: Das wird zukünftig auf allen unseren Kundenparkplätzen möglich sein. Das Laden des E-Autos muss künftig nicht mehr geplant werden, sondern erfolgt schnell und alltagstauglich nebenbei. Das ist ein absoluter Benefit für unsere Kundinnen und Kunden“, versprach Christian Günther, zuständig für das Energiemanagement bei tegut bei der Verkündung der Pläne.

Strammer Expansionskurs

Die Kemptener folgen einem straffen Zeitplan: Bis Februar waren alle 23 Filialen der familiengeführten Supermarktkette mit der Schnellladeinfrastruktur ausgestattet. Bis Ende Juni entstehen insgesamt an bis zu 50 Standorten Numbats, die ein HPC-Ladenetz übers gesamte Allgäu ergeben sollen. Dann geht im 2. Quartal 2023 an die Umsetzung von 1.000 Ladepunkten mit der Lebensmittelkette tegut mit einem bis maximal fünf Schnellladesystemen mit je zwei Ladepunkten und weiteren Kunden wie z.B. Tankstellen und Autohäusern. Durch die Expansion von tegut entstehen jährlich weitere Ladestandorte, da die Schnellladesysteme künftig bei jedem Neubau von vornherein mit geplant werden.

„Mit tegut… haben wir einen weiteren Partner gefunden, der auf nachhaltige, neue Technologien setzt und weiß was die Welt von morgen wirklich benötigt. Wir können damit ein Projekt in einem dreistelligen Millionenbereich realisieren, welches uns zu einem führenden Anbieter von High-Power Chargern in Deutschland katapultiert", freut sich Martin Schall, Geschäftsführer der Numbat GmbH.

Auch mit dem Elektronik-Händler Euronics ist man im Gespräch. Das Unternehmen ist binnen kürzester Zeit auf 80 Mitarbeiter*innen gewachsen ist, mit Standorten in München, Hamburg und am Stammsitz in Kempten, wo man auch gerade mal wieder umzieht, weil die Räumlichkeiten in einem ehrwürdigen Industrieareal zu klein werden und man die vielen Stellwände zur Bürotrennung kaum noch unterbekommt. Die Idee scheint einen Nerv zu treffen. Denn bisher gestaltete sich die Umsetzung einer Schnellladeinfrastruktur als schwierig. Ein komplizierter Anschluss an das Stromnetz, Trafostationen mit derzeit langen Lieferzeiten für Transformatoren, als auch gravierende Baumaßnahmen und hohe Investitionskosten verhinderten den notwendigen Ausbau der Schnellladesäulen.

Keine aufwändigen Netzumrüstungen

Ein weiteres exemplarisches Beispiel ist das Allgäuer Autohaus Seitz, das aus der Produktkombination weitere Vorteile zieht. Einer davon ist die Möglichkeit, den Netzanschluss des Autohauses durch den Batteriespeicher zu erweitern. Dadurch können eine, aber auch mehrere Wallboxen für ein langsameres Laden angebunden werden, obwohl der Anschluss die Leistung auf herkömmliche Art nicht hergibt. Für Autohäuser ist das ein großer Benefit, denn den E-Autos, die für Probefahrten bereitgestellt werden, genügt meist ein langsamerer Ladevorgang über Nacht. Und sollte es doch einmal schnell gehen müssen, kann über die Ultra-Schnellladesäule geladen werden.

Sektor-Kopplung: Speicher für eigenen PV-Strom

Neben dem Thema Laden spielt für Seitz aber auch das Energiemanagement und die Anbindung von Numbat an hauseigene PV-Anlagen eine große Rolle. Selbst erzeugter Strom kann im Batteriespeicher gepuffert werden und wird dann entweder zum Laden von E-Autos verwendet oder bei Bedarf in das Autohaus rückgespeist - oder eben in den Supermark oder die Tankstelle, Speditionen oder Logistiker, was auch immer. So lassen sich wiederum hohe Lastspitzen und damit einhergehend immer auch hohe Kosten vermeiden, werben die Allgäuer weiter für ihr System.

Auch bei Feneberg bündelt das System verschiedene Energiemanagementthemen und optimiert so den Eigenverbrauch. Geladen wird mit 100 % Ökostrom von AllgäuStrom oder mit von den Filialen über PV-Anlagen selbst erzeugte Solarenergie. Nach Installation wird die Ladeinfrastruktur bei Seitz, der 30 Betriebe als Partner für die Volkswagen-Volumenmarken betreibt, aber erstmal nur für die eigenen Fahrzeuge und Kunden verwendet. Im zweiten Schritt ist das Öffnen der Ladepunkte für öffentliches Laden möglich und denkbar.

„Durch die Kooperation mit dem Autohaus-Seitz sehen wir, dass die Technologie, die im Numbat steckt, für verschiedene Anwendungsfälle und somit auch für verschiedene Branchen spannend ist. Die Netzanschlusserweiterung durch Numbat ist in dem Fall ein tolles Beispiel für die Technologie“, erklärte Co-Founder Martin Schall.

Probe auf's Exempel: Nur der Kangoo E-Tech zieht nicht mit

Und was ist, wenn der Akku mal leer ist? Die Frage bekommt Franziska Schmitt öfter gestellt. Kann vorkommen, ist aber höchst selten. In unserem Falle docken wir an einen knackvollen Akku an, der sich stetig aus der Niederspannungsleitung vollsaugt. An einem kühlen Wintertag um die Null Grad erlaubt allerdings der Lader unseres Renault Kangoo E-Tech nur maximal 44 kW Ladeleistung, wobei er ohnehin höchstens trödelige 80 kW akzeptiert. Bis 100 Prozent, die wir in Anbetracht des üppigen Verbrauchs des Stromvans bis München lieber mal bunkern, dauert es also dann doch 80 Minuten. Im Schnitt sollen bei entsprechendem Fahrzeug immer 80 bis 100 kW aus dem Hausnetz verfügbar sein, die Leistungsspitzen deckt dann der Akku ab.

Was Ihr wollt: Ladekarte, QR-Code oder Kartenzahlung

Dafür klappt der Startprozess über die übliche EnBW-Ladekarte problemlos, das Display ist noch etwas sperrig und verlangt mit kalten Fingern nach einer dezidierten Berührung. Man könnte aber auch per QR-Code "pay per use" nutzen oder etwas später das bereits installierte Kartenlesegerät darunter. Die Bedienung ist ansonsten tadellos, die Huber&Suhner-Kabel lassen sich leicht führen und frontal in den Ladestutzen unseres Renault setzen. Und während wir im Kemptener Allmey laden, keimt glatt die Idee, doch noch schnell eine Schokolade im Feneberg-Markt einzusackeln. Ob es mit der Ritter Sport-Werbung im Display zu tun hat? Oder mit dem Wappenwesen der Allgäuer, dem australischen Beuteltier? Wie auch immer: Diese Idee wird ihren Weg machen.  

Werbung
Werbung