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VM-THINK TANK Live: Digitalisierung entspannt - wenn man sie richtig nutzt!

Elektrifizierung bedingt Digitalisierung: Spätestens mit dem Einstieg in Elektroflotten sollten Betreiber von Nutzfahrzeugfuhrparks sich dringend mit dem Thema Telematik befassen - befanden die Experten beim THINK TANK anlässlich der nfz-messe.com. Das Potenzial für Transporteffizienz und Klimaschutz ist enorm.

Einfach mal anfangen: Die Speaker beim THINK TANK zum Thema Digitalisierung sehen großen Nachholbedarf in Sachen Vernetzung in den gewerblichen Lkw-Fuhrparks. | Foto: HUSS-VERLAG
Einfach mal anfangen: Die Speaker beim THINK TANK zum Thema Digitalisierung sehen großen Nachholbedarf in Sachen Vernetzung in den gewerblichen Lkw-Fuhrparks. | Foto: HUSS-VERLAG
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Johannes Reichel

Mit einem Plädoyer für mehr Mut bei der Digitalisierung im gewerblichen Fuhrpark und dem Einsatz von Telematik ist der VISION mobility-THINK TANK zum Thema "Digitalisierung entspannt" im Rahmen der virtuellen Veranstaltungsplattform nfz-messe.com über die Bühne gegangen. Die Speaker wiesen unisono auf das große Potenzial für effizientere und umweltfreundlichere Transporte hin, wenn man Digitalisierung richtig einsetzt und Telematik konsequent nutzt. Auf bis zu 14 Prozent CO2-Ersparnis bezifferte etwa Klaus Böckers das Spritsparpotenzial für Truck-Fuhrparks, beim Telematikspezialisten Geotab Vice President Nordics, Central and Eastern Europe. Das spare bares Geld, wirbt er, auch wenn man erst einmal in Telematik investieren müsse.

"Bedenken first, das führt uns nicht weiter. Man muss die Chancen der Digitalisierung sehen und darf nicht an alten Dingen festhalten. Das Thema kommt so oder so", mahnte Böckers.

Zudem ließe sich die Sicherheit erhöhen, indem man die Fahrdaten konsequent auswerte. Bei etwa einem Drittel der Fahrten gebe es "schlechtes Fahrverhalten" der Lkw-Chauffeure zu konstatieren. Die Auswertung der Daten könne helfen, Unfälle und Schäden, somit auch Kosten zu reduzieren. Nach Böckers Erkenntnissen würden erst maximal 20 Prozent der Nutzfahrzeugfuhrparks in Deutschland Telematikanwendungen nutzen. In USA oder Großbritannien sei der Anteil mehr als doppelt so hoch. Häufig treffe man noch auf das "gute alte Faxgerät". Selbst in einem Fuhrpark, der jetzt in die E-Mobilität einsteigt, würden die Fahrtenbücher von mehreren Personen mühsam analog erstellt, berichtete er aus der Praxis. Das könne man mit der richtigen Software binnen zehn Minuten bis ins Detail erledigen.

"Spätestens mit der E-Mobilität und ihrer Kernkomponente des intelligenten Lademanagements führt kein Weg mehr an Telematikeinbindung vorbei", appelliert Böckers.

Welche Möglichkeiten die Auswertung der Daten böte, habe sich etwa während des Lockdown gezeigt, als Geotab anhand der Fahrprofile die Flottenaktivitäten in der Pandemie präzise nachzeichnen konnte. Auch bei Naturkatastrophen wie Erdbeben oder der Prüfung von Luftschadstoffen könne man aus der vernetzten Fahrzeugsensorik viel herauslesen.

"Telematik ist mehr als nur den Standort bestimmen", stellte Böckers trocken fest und spricht von einer Lernkurve bei Fuhrparkmanagern.

Auch idem-Geschäftsführer Jens Keller bestätigte, dass etwa erst 15 Prozent der Trailer vernetzt seien, bei Lkw nicht viel mehr. Hier gebe es echte Pionierarbeit zu leisten, um das Ziel von mindestens 50 Prozent Vernetzung zu erreichen. Viele Länder hätten noch einen weiten Weg zu gehen. Er konzedierte aber, dass viele Anwender von der Fülle der Möglichkeiten erst einmal erschlagen seien und dann zum schlechtesten aller Produkte griffen "Nix". Es sei ein großer Schritt in Telematik zu investieren, den man allerdings auch klein beginnen könne und solle.

Klein beginnen und dann die Funktionalitäten erweitern

Ausgangspunkt müsse die Frage sein, welche Daten man überhaupt generieren und erfassen wolle. Keller forderte Fuhrparkbetreiber auf, einfach mal klein anzufangen mit Basisfunktionalitäten wie Track & Trace, von denen ausgehend man dann die mannigfachen Möglichkeiten entdecken könne. Die reichen von Echtzeitfunktionalitäten wie ETA über die Frachtkontrolle und Übergabe bis hin zu einer elektronischen Plombe am Auflieger. Die Nutzer wüchsen dann mit ihren Aufgaben, meinte Keller.

Der Weg sei eingeschlagen und auch nicht rückgängig zu machen. Schließlich würden auch die Kunden nach immer mehr Transparenz verlangen und wollten immer genauer wissen, wann eine Sendung, etwa im Paketgeschäft, bei ihnen eintreffe. Dafür müssten die Firmen aber auch das richtige Personal im IT-Bereich aufbauen, das gehe nicht von heute auf morgen. Telematik und Digitalisierung sei eine Langfriststrategie.

Die Kunst der Digitalisierung: Daten richtig nutzen

Hier pflichtete auch Harald Hempel bei, der beim Flottensoftwarespezialisten DAKO als Leiter Innovation und Forschung für die Themen Digitalisierung und Elektromobilität zuständig ist. Speziell hier wie in allen Fuhrparks aber auch gelte es, die "Kunst der Digitalisierung" zu nutzen und richtig mit den vorhandenen Daten zu arbeiten. Ziel sei es, den Transport zu verbessern, unter Berücksichtigung der aktuellen Ereignisse im Verkehrsgeschehen. Aus seiner Sicht sorge die Digitalisierung dann ganz automatisch für eine Umweltentlastung. Beispielsweise, wenn schon vor der Abfahrt automatisch gewarnt werde, falls ein Frachtstück fehlt. Das erspare Extra-Fahrten und erhöhe die Auslastung sowie Transporteffizienz.

"Die gute Planung von Transporten ist Standard, aber erst mit der Vernetzung schafft man echte Vorteile", ist der diplomierte Mathematiker überzeugt.

Allerdings warnte er auch vor einem ungezielten Einstieg in die Telematik. Programme und Software seien schnell angeschafft. Aber man müsse schon gezielt vorgehen. Er riet dazu, sich einen Telematik-Partner zu suchen, Zwischenschritte zu definieren und eine klare Vision zu entwickeln, was man damit anfangen wolle.

Datensicherheit: Wichtig, aber zu bewerkstelligen

Im Hinblick auf die Bedenken mancher Nutzer in Sachen Datensicherheit bestätigten die Speaker, dass es sich hierbei um ein sehr wichtiges und ernstzunehmendes Thema handle. Jens Zeller beruhigte aber, die Datensicherheit sei durch die vorhandenen Gesetze und Mittel gut zu bewerkstelligen, auch die Trennung von personen- und auftragsbezogenen Daten. Harald Hempel mahnte, man müsse von Anfang an Vertrauen aufbauen und kriminelle Machenschaften unterbinden. Klaus Böckers sieht die "Cybersecurity" als "Schlüsselthema und überhaupt als Fundament für professionelle Telematik, die es auch über Zertifikate zu dokumentieren gelte. 

Eine Nachlese und Aufzeichnung der Vorträge und Diskussion finden Sie hier.

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