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VM-Test Metz E-PACKR 8.0: Pedelec als Schweizer Taschenmesser

Mit dem E-PACKR legt die Traditionsmarke nach dem technisch interessanten, am Markt eher mauen Auftakt mit dem Scooter Moover mit einem Urban Pedelec in der Mikromobilität stark nach. Denn das hochvariable Kompaktbike trifft perfekt die Mitte zwischen Lasten- und Alltagsrad, mit dem man auch pendeln kann. Mit eigenem Antrieb, versteht sich! Und so gut wie immer ohne Auto.

Vielseitiges urban Pedelec: Der Metz E-PackR packt viel weg, obwohl es so zierlich wirkt. | Foto: Werner Köstle/Touremo
Vielseitiges urban Pedelec: Der Metz E-PackR packt viel weg, obwohl es so zierlich wirkt. | Foto: Werner Köstle/Touremo
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Johannes Reichel

Mit viel Engagement und Einsatz für Qualität will die Metz Mobility GmbH aus Fürth auf dem Markt der Mikromobilität und natürlich auch der boomenden E-Bikes Fuß fassen. Der erste Schritt besteht in einem urbanen Multitalent, einem kompakten 20-Zöller Lastenbike für die nicht ganz so großen Lade-Kaliber, für Familien, Lieferdienste im Food-Bereich und coole Städter gedacht. Das Segment ist ein boomendes, aber auch von großkalibrigen Konkurrenten besetztes, man denke nur an Tern, i:SY oder Velo de Ville. Von diesen muss sich Metz abgrenzen, um sich als Newcomer auskömmliche Martkanteile zu sichern. Gelingt das dem E-PACKR 8.0, fragten sich unsere Kollegen von Touremo für das Fachmagazin "eBike & Reisen". 

Ein Fahrbericht, der sich über 400 Kilometer und den ganzen Winter erstreckte, sollte das klären. Das Bike wurde uns zu diesem Zweck von Metz zur Verfügung gestellt. Um das ganze Bild zu sehen, muss man wissen, dass das E-PACKR einen ersten Schritt ausmacht, begleitet von einem Schwestermodell, dem E-PULSR, das über physiologische Werte gesteuert werden kann und dem eigenentwickelten Motor G8, der auch als OEM-Lösung vermarktet werden soll. Dazu bietet Metz auch noch den Moover an, einen stabilen und duchaus innovativen und hochwertigen Scooter mit im Vergleich großer Luftbereifung; seinerzeit eines der ersten Produkte mit Straßen-Zulassung, noch vor Inkrafttreten der Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung.

Das Fahrzeug - allgemeine Eindrücke

Ohne Gepäckträger wirkt das Fahrzeug mit seinen 163 cm Länge sehr kompakt, man kann es so auch gut in öffentlichen Verkehrsmitteln verstauen, die kostenlose Mitnahme ist aufgrund der kleinen Laufrä- der ja meist erlaubt. Trotzdem ist es nicht nur wendig, sondern auch spurstabil. Das Fahrgefühl ist „erwachsen“. Es liegt satt auf der Piste und ist kein bisschen nervös um die Vorderachse, Unsicherheit kommt so nie auf, auch abseits befestigter Wege. Das Bike ist nur in einer Größe verfügbar, es eignet sich, aufgrund der werkzeug- losen Schnellverstellung von Lenker und Sattel, für Menschen mit einer Körpergröße zwischen 150 und 195 Zentimeter.

Die hydraulischen MT4 Scheibenbremsen von Magura sind über alle Zweifel erhaben, die breiten Schwalbe Big Ben Reifen bringen die Brems- und Antriebskraft ordentlich auf die Straße und sorgen für ein Mindestmaß an Federung. Die acht Gänge der Alfine-Nabenschaltung sind gut abgestimmt, auch längere Steigungen werden problemlos bewältigt, bei ca. 26 km/h regelt der Motor bestimmt aber nicht abrupt ab, darüber ist bis 28 km/h nur ein geringer Motorwiderstand zu spüren. Und die Agilität des Bikes sorgt dafür, dass man oft etwas oberhalb der 25er Grenze fährt.

Der Rahmen – tanzt aus der Reihe

Eher ungewöhnlich ist, dass hier ein Chrom- Molybdän-Stahlrahmen verbaut wird, der das Gewicht des Fahrzeugs im Vergleich etwas erhöht. Dafür bietet er bei schlanken Rohren eine Synthese aus Steifigkeit und Flexibilität, die einerseits das hohe zulässige Gesamtgewicht von 180 kg erlaubt, beim Fahren aber Präzision im Handling und ein „smoothes“ Fahrgefühl ermöglicht. Die rahmenfesten Metz Träger System-Aufnahmen erlauben eine große Variabilität der Bestückung mit verschiedenen Gepäckträgern bzw. Körben. Der Durchstieg ist etwas höher im Vergleich zu Konkurrenzprodukten, aber ein Muss für die hohe Traglast des Bikes; gleichzeitig ist es noch relativ angenehm anzuheben – der „Tragegriff“ ist gut ausbalanciert. Die Verarbeitungsqualität des Rahmens ist einwandfrei, die Schweißnähte sind gut verschliffen, die Sitz- und Kettenstreben sind, bei gutem Schutz des Akkus, sogar als beinahe „italienisch“ elegant zu bezeichnen.

Der Antrieb ist ein Highlight

Dass bei der Entwicklung auf den Antrieb besondere Sorgfalt gelegt wurde, merkt man dem Aggregat deutlich an. Es ist ausgereift und kann in allen Disziplinen mit den Platzhirschen am Markt zumindest mithalten; sei es die Kraftentfaltung, die Geräuschentwicklung, die Steuerung oder das Display bzw. der Bedienungssatellit. Eine Anpassung bzw. Fein-Abstimmung auf die persönlichen Präferenzen ist über das Menü am Bedienteil möglich, so können etwa die Schaltpausen, also das automatische Aussetzen des Antriebs beim Gangwechsel, ebenso „feingetunt“ werden wie das generelle Ansprechverhalten über den ganzen Kadenzbereich. Aber schon in der vorprogrammierten Werkseinstellung kommen kaum Änderungswünsche auf. Es stehen vier Unterstützungsstufen zur Verfügung, schon die Eco-Einstellung schiebt kräftig und wäre fast schon ausreichend für die Stadt, deutlich kräftiger agieren die Modi Sport, Power und Ultra, letzterer würde sogar einem Premium-Mountainbike gut zu Gesichte stehen. Die Abstufungen sind deutlich spürbar, bei der Hochwahl ist jeweils ganz deutlich ein „Turbo-Effekt“ zu spüren. 

Akku alle? Auch ohne Unterstützung gut zu fahren

Aber auch ohne Unterstützung lässt sich das Bike noch gut fahren. Vier Sensoren tun ihren Dienst, integriert ist ein Kraft- und ein Trittfrequenz-Sensor, zudem ein Gangwechsel-Sensor. Ein Speichenmagnet versorgt den zuverlässig be- festigten Nehmer mit Infos zur Raddrehzahl und damit der gefahrenen Geschwindigkeit. Beeindruckend ist die annähernde Lautlosigkeit, mit der der Motor zu Werke geht, auch unter hoher Belastung ist nur ein leises Flüstern zu vernehmen. Eine Schiebehilfe bis sechs km/h, etwa für steile Garagenauffahrten, ist ebenfalls vorhanden. Das automatisch seine Helligkeit regelnde Display ist unter allen Lichtbedingungen gut ablesbar und meldet im Hauptmenü die wichtigsten Infos, in den Untermenüs können die üblichen Radcomputer-Infor- mationen abgerufen sowie die Helligkeit der Displaybeleuchtung individuell geregelt werden. Ein USB-Anschluss zur Aufladung mobiler Endgeräte ist ebenso vorhanden wie die Möglichkeit über Bluetooth und die KOMOOT-App Navigationsfunktionen abzurufen. Ein Can-BUS System ermöglicht jederzeit Updates.

Akku und Licht – kaum Schatten, dafür viel Licht

Der 500 Wh Akku trägt seinen Teil zur Metz’schen Made-in-Germany Strategie bei, gefertigt wird er von BMZ. Der Rosenberger Ladestecker ist verpolungssicher, ein Magnet bürgt dafür, dass der Stecker immer richtig sitzt. Der Akku bietet Energie für ca. 70 bis 80 km Reichweite, allemal genug für ein solches urbanes Transportmittel. Der Strom für die stets aktivierte Beleuchtung kommt von der Batterie; gibt es nicht mehr genug Saft für die Fahrt, wird das Licht noch ca. drei Stunden lang weiter versorgt. Es ist dabei möglich, den Lichtstrom per Untermenü auch ganz für das Fahren zu verwenden. Zunächst hatten wir Bedenken bezüglich der Ausleuchtung bei vorne montiertem Gepäckkorb – diese verschwanden aber sogleich; die Straße wird, vorausgesetzt der Scheinwerfer ist richtig eingestellt, auch dann bestens ausgeleuchtet. Das Rücklicht leuchtet hell, beide Lichtein- richtungen nutzen LED-Technik. Der Akku ist verschließbar, Entnahme und Einsetzen geschehen von der linken Seite aus. Für das Einsetzen braucht es anfangs etwas Gefühl, nach dem dritten Mal hat man den Bogen raus.

Etwa 70 Kilometer Reichweite

Der Akku kann auch am Rad geladen werden, das setzt aber etwas „Bodenakrobatik“ voraus. Ansonsten ist der 2,8 kg schwere Akku gut handhabbar. Die kleine Griffmulde wäre vorbildlich, wäre sie nicht so glatt und damit rutschig. Die Reichweite konnten wir nicht evaluieren, aber nach gut 30 Kilometern waren immer noch ca. 60 Prozent Restkapazität vorhanden, was realistisch auf mindestens 70 Kilometer schließen lässt. Funktionalität - beeindruckend Die Paradedisziplin des PACKR. Das fängt beim Wittkop Medicus Sattel an, die Sitzbeinhöcker genießen eine reichliche Gelpol- sterung, die Blutgefäße werden entlastet, das Fahren ist auch auf Dauer entspannt möglich. Die mittels Schraubenklemmung befestigten Griffe weisen die typische Flossenform auf und entlasten die Handgelenke, der Schnellverschluss am Sitzrohr und der Speedlifter lassen eine blitzschnelle Einstellung in einem weiten Höhenbereich zu, die Pedale sind rutschfest, der Q-Faktor gering – alles o.k. in Fragen der Ergonomie. Die Kabel verlaufen im Rohr – Standard, der nicht nur einer cleanen Optik geschuldet ist, sondern diese auch wirkungsvoll schützt. Ein detailliertes Zubehörprogramm vom Hundekorb über passende Kisten bis zum Kindersitz komplettiert das Rüstzeug.

Hochwertige Komponenten

„Gewusst wie!“ heißt hier die Losung. Nicht nur dass sämtliche Komponenten von Ergotec oder by Schulz stammen, ein Zweibeinständer, ebenfalls von Ergotec, sorgt mit einem guten Hebelverhältnis für exzellenten Stand und wenig Mühe beim Hochbocken. Ein justierbarer Lenkungsdämpfer garantiert, dass im aufgebockten Zustand der Lenker nicht umschlägt und das beladene Bike aus dem Gleichgewicht bringt, konstruktiv eine Winzigkeit – mit einem großen Effekt. Auch die Standard-Gepäcklösungen gefallen, der kleine Gepäckträger mit und ohne Taschen- halter sowie der Gepäckkorb sind mit dem Lärchenholzbohlen ein Blickfang. Alle sind in Sekundenschnelle de- bzw. montierbar und untereinander austauschbar. Als Zubehör kann eine Vielzahl spezieller Transport- lösungen erworben werden, auch fremde Fixiersysteme können verwendet werden.

Gute Zuladung, diverse Anbauteile

Vorne sind 20 kg Zuladung erlaubt, hinten 30. Getränkekisten passen genau in den großen Korb. Im Rahmen kann ein ebenfalls im Zubehörprogramm erhältliches Hardcase untergebracht werden für allerlei Krimskrams bzw. ein Zweirad Erste-Hilfe-Set, der Freiraum kann auch für Werbezwecke genutzt werden. Metz bietet ein entsprechend zu- geschnittenes Paneel an – mit passendem individualisiertem Aufdruck.

Eine Federgabel wäre nicht schlecht

Eine Federgabel, das wäre der Wunsch, indes im Bewusstsein, dass das eine Herausforderung ist bei der kleinen Radgröße und der Range an Gewicht, mit der diese belastet würde. Die schönen Lärchenholzeinlagen kontrastieren gekonnt mit dem Stahlrahmen, aber ihre Oberfläche ist doch etwas rutschig. Klettpunkte oder Abschnitte von Gummimatten bieten hier eine gewisse Abhilfe. Was wir stärker vermisst haben war aber ein fest verbautes Rahmenschloss.

Was bleibt als Wunsch auf der Strecke?

Definitiv – ein fixes Rahmenschloss. Das sichert das Bike zwar nicht auf Dauer, aber für den kurzen Einkauf in der Bäckerei entfiele das aufwändige Herumhantieren mit einem externen Schloss, gerade bei den kleinen Laufrädern mit entsprechend engen Speichenabständen. Ein entsprechendes Schloss von Abus ist aber als Zubehör bei Metz erhältlich. Womöglich – ein Zahnriemen zum Antrieb des Hinterrads. Der ist zwar nicht notwendig, würde aber den Nachhaltigkeitsanspruch des Bikes stärken, er hält länger, muss kaum nachgestellt werden und ist geräuschlos sowie ohne „Verschmutzungspotenzial“.

Zusätzlich – eine gefederte Parallelogramm-Sattelstütze und/oder Schock-absorbierende Lenkergriffe wie etwa von der Firma velospring. Das kann natürlich problemlos individuell nachgerüstet werden, im Metz’schen Zubehörprogramm findet sich so etwas, abgesehen von einer gefederten Sattelstütze, aber nicht. Das Befestigungssystem der Träger hat die leichte Tendenz, sich beim Fahren zu lockern. Verlieren kann man so einen Aufsatz zwar kaum, aber ein lockerer Träger macht sich geräuschvoll bemerkbar. Also auf diesbezügliche Geräusche achten und die Rändelschraube öfters nachziehen – eine Kleinigkeit. Schön wäre auch eine Sicherung der Aufsätze gegen Diebstahl. Beides, sowohl Diebstahl-Sicherung als auch eine Lösung für die Lockerungstendenzen, ist in der Entwicklung, wie der Hersteller sagt.

Für längere Strecken ein kürzerer Vorbau

Stehen vermehrt oder hauptsächlich längere Strecken auf dem Programm, könnten Personen mit empfindlichen Handgelenken einen kürzeren Vorbau mit einem anders gekröpften Lenker bevorzugen, um die Belastung auf die Gelenke zu verringern. Der Fahrstabilität tut das keinen Abbruch, es verbessert die Kontrolle über das Bike sogar noch - wir haben es getestet. Aber eine diesbezügliche Nachrüstung ist natürlich für den Metz-Händler oder den Bikeladen um die Ecke kein Problem.

Sonst noch was?  

Unter dem Stichwort Nachhaltigkeit kann man anführen, dass das Bike, ausgenommen die Schaltung, komplett in Deutschland bzw. Europa entsteht, von der Entwicklung über die Fertigung bis zum Assemblieren. Damit sind die Lieferketten kurz (und zuverlässig) und alle Schritte bis zum fertigen Bike können das Qualitätssiegel „Made in Germany“ für sich reklamieren. In Kommunen, in denen es eine Förderung für Lastenfahrräder gibt, wird der Erwerb bezuschusst, das Bike ist als Lastenfahrzeug quali- und zertifiziert. Der Preis für das E-PACKR 8.0 liegt bei 3.198 Euro, für das ansonsten baugleiche E-PACKR 8.E mit stufenloser Schaltung (und einem minimal noch stärkeren Motor) müssen – vor Förderung – 3.498 Euro über den Ladentisch gehen. Metz bietet auf seiner Internetseite eine Auflistung förderwilliger Kommunen an.

Der ADAC nimmt das Bike ins Abo

Und – ganz aktuell, der ADAC SE hat das E-PACKR 8.E in sein „e-Ride“ Programm aufgenommen. ADAC-Mitglieder erhalten unter Nachweis ihrer Zugehörigkeit eine Rabattierung von 250 Euro auf den Kaufpreis. Geht bei allen Metz-Händlern und bei Metz direkt in Fürth. Das Bike kommt in der Grundausstattung mit kleinem Gepäckträger und großem Gepäckkorb für 3.198 Euro – ein echt gutes Angebot. Das E-PACKR gibt es auch in der Ver- sion E-PACKR 8.e mit Enviolo-Automatik- schaltung mit 85 Nm Drehmoment für knapp 3.500 Euro.

Fazit: Rundum gelungen

Metz ist mit dem E-PACKR 8.0 ein wirklich toller Wurf geglückt, das Bike glänzt in allen Disziplinen mit leichtem Handling, spur- stabilem Fahrwerk und einem harmonisch und doch kraftvoll agierenden Antrieb. Herauszuheben ist die Praktikabilität, die ihresgleichen sucht sowie die Liebe zum Detail, die das Fahren pur und ohne Träger genauso wie vollbeladen, immer wieder zu einem besonderen Erlebnis macht – für einen wahrhaft mehr als konkurrenzfähigen Preis. Wir sind der Meinung, dass der Motor auch in einem Mountainbike eine gute Figur machen würde, hier würde sein geringes Gewicht (2,8 kg) und seine kompakte und schmale Bauform womöglich noch mehr zur Geltung kommen. Über die gesamte Testdistanz gab es über Defekte oder Aus- fälle nichts zu berichten, was auch eine gute Nachricht ist.

Werner Köstle/Peter Grett Touremo

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