VM-Kommentar: Brennstoffzelle? Durchgebrannt!
Die besten und dramatischsten Geschichten schreibt das Leben selbst. Und in dem Fall unser Kollege Rother von der Plattform Edison, dessen Freund die Lust an seinem verkauften Mirai gründlich verging, da er ihn nicht mehr tanken konnte. Grund dafür war ein Unfall an einer Abfüllanlage in Leuna und eine nachfolgende Sicherheitsüberprüfung an allen Kesselwagen von Linde. Das wurde inzwischen gelöst, aber einige Autos dürften für Wochen stillgestanden haben.
Bei Rothers Freund dauerte das drei (!) Wochen: An seinem Wohnort im Saarland konnte die einzige Tankstelle in Saarbrücken nichts mehr liefern und Mannheim hätte er mit 43 Kilometern Restreichweite nicht geschafft. Weshalb er den Mirai einfach abstellen musste!
Laut Rother soll er mittlerweile auch versucht haben, den Mirai bei einem Toyota-Händler gegen ein batterieelektrisches Modell zu tauschen, der Händler soll aber „dankend abgewunken“ haben. Denn gebrauchte Mirai seien praktisch unverkäuflich. Laut Rother sollen sich in der Deutschland-Zentrale von Toyota in Köln inzwischen mehrere gebrauchte Mirai sammeln und dort verstauben respektive „verblättern“. Es sollen laut Rother teils vorzeitig zurückgegebene Leasingfahrzeuge sein, die man dann auf Kulanz gegen einen batteriebetriebenenToyota bz4X tauschen konnte. Pech nur, das Rothers Freund den Mirai gekauft hatte…
Die Preise sind für Fleet-Manager (und Privatleute) absolut uninteressant
Wasserstoff bleibt knapp und wird immer teurer: Fast 20 Euro pro Kilogramm machen den Stoff wertvoll wie Gold und treiben die Kilometerkosten für Flotten ins unendliche – DAS IST KEIN BUSINESSCASE mehr!
Und nachdem einer der Geschäftsführer von H2Mobility - das Firmenkonsortium betreibt die meisten Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland – unserem Kollegen Rother erklärte, dass die Zahl der Stationen eher zurückgehen wird, bleibt auch das umständliche Anfahren zum Tanken und die Reichweitenangst. Denn auch H2 Mobility muss rechnen und kommt zum Schluss, dass sich der Betrieb für gut 2.000 Brennstoffzellen-Pkw in Deutschland eher nicht rechnet. Zumal die Tankanlagen - wie wir selbst immer wieder erfahren durften - extrem komplex aufgebaut und anfällig sind!
Tanken bedeutete für uns IMMER Stress
Egal, ob wir mit BMW, Hyundai oder Toyota unterwegs waren, Tanken bedeutete für uns IMMER Umwege und Stress. Den man nicht braucht.
Weshalb es jetzt Nutzfahrzeuge richten sollen: Die brauchen viel mehr von dem teuren Stoff und sorgen so auch für größere Mengen und freuen sich über vermeintlich kurze Tankzeiten und große Reichweiten auch in anspruchsvoller Topografie. Da hat man im Stromer vergleichsweise viel weniger Stress – auch hier kneift es immer noch mal hier und da – aber dass man ein Auto DREI WOCHEN stilllegen muss, kommt dann eher nicht vor!
Herr (Besser-)Wissing – sind Sie je über einen langen Zeitraum und weite Strecken ein Brennstoffzellenauto gefahren von wegen Technologieoffenheit und so? Nein? Wundert uns eher nicht… Sie wären auch nicht weit gekommen, ein ministerieller Terminkalender lässt sich damit schon gleich gar nicht halten. Kurzum: Was wir brauchen, ist Technologieklarheit!
Was bedeutet das?
Grundsätzlich ist das Thema Brennstoffzelle und Wasserstoff eine interessante Alternative. Für schwere Schiffe und Flugzeuge. Denn wenn nicht mal ein Bahnhersteller das Thema forciert und uns im Interview erklärt, dass es sich höchstens für schwere Güterzüge auf ganz weiten Strecken lohne – wie soll es dann im Pkw Sinn machen? Noch dazu zu mittlerweile völlig utopischen Treibstoffkosten?
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