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VM-Interview Hyundai Deutschland-Chef Jürgen Keller: Unabhängigkeit ist unheimlich wichtig!

Die Marke konnte hierzulande mit 2021 sehr zufrieden sein: Während der Gesamtmarkt von 2020 auf 2021 um fast zehn Prozent von 2.917.678 auf 2.622.132 Einheiten einbrach, legten die Koreaner von 105.051 auf 106.620 Modelle zu. Über Hintergründe und Pläne befragten wir Hyundai-Deutschland-Chef Jürgen Keller.

Hyundai-Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Keller stand Rede und Antwort. | Foto: Hyundai
Hyundai-Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Keller stand Rede und Antwort. | Foto: Hyundai
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Gregor Soller

Chip- und Coronakrise, die Umstellung auf alternative Antriebe und neue Absatzmodelle: Die Pkw-Branche tat sich im Absatz schon mal leichter – und manche Mrken büßten 2021 deshalb massiv an absoluten Zahlen und Marktanteil ein. Hyundai konnte beides steigern. Über die Hintergründe sprachen wir in München mit Hyundai-Deutschland-Chef Jürgen Keller.

VISION mobility: Hyundai schaffte 2021 trotz Pandemie und Chipkrise Rekorde bei Absatz und Marktanteil, der gegenüber 2020 von 3,6 auf 4,1 Prozent sprang. Allein am jungen Produktportfolio kann das nicht liegen, oder?

Jürgen Keller: Nicht nur, die Gründe für das solide Ergebnis liegen sicher auch in der Konzernstrategie und der Historie begründet: Erstens gibt es auch in Südkorea Hersteller von Chips und der Konzern ist innerhalb Asiens sicher sehr gut vernetzt. Und er legt großen Wert auf eine gewisse Unabhängigkeit. Denn zur eigenen Pkw-Produktion gehören bei Hyundai unter anderem auch eigener Stahl und eigene Schiffe, um die Produkte zu transportieren. Weshalb auch die Fertigungstiefe vergleichsweise hoch ist, was einem in Zeiten wie diesen definitiv Vorteile bringt.

VM: Auch bei den Lieferzeiten: Die scheinen bei Hyundai immer noch einigermaßen im Rahmen zu bleiben?

Keller: Grundsätzlich sind wir lieferfähig, wenngleich ich die Situation nicht als optimal bezeichnen würde. Dazu gerne zwei Beispiele: Wenn Sie ein populäres, aber kein spezielles Modell wie einen i20 suchen, werden Sie bei unseren Händlern einige Fahrzeuge finden, die sie sofort mitnehmen könnten. Bei populären Modellen wie dem Ioniq 5 stehen wir aktuell bei vier Monaten Lieferzeit für die Basisversion.

VM: Heißt für besser ausgestattete Modelle?

Keller: Für „volle Hütte“, welche die meisten Kunden ordern, können das aktuell schon mal zehn Monate werden. Hier sind erheblich mehr Komponenten mit Halbleitern verbaut, die teils auch nicht in vollem Umfang lieferbar sind, denn es mangelt ja mittlerweile nicht mehr nur an Chips, sondern an allen möglichen Produkten, über die wir uns noch 2021 gar keinen Kopf gemacht hätten. Aber sie sehen schon: Allein beim Ioniq 5 können dadurch die Lieferzeiten um bis zu sechs Monate variieren.

VM: Für Privatkunden oft weniger ein Problem als für Flotten …

Keller: Obwohl wir das Flottengeschäft gerade forcieren und hier auch richtig gut vorankommen, wird der Ioniq 5 zu einem hohen Anteil privat gekauft. Die Elektromobilität lassen sich im Privatkundenbereich viele Kunden etwas kosten.

VM: Wie groß ist der Anteil der gewerblichen Kunden bei Hyundai aktuell?

Keller: Von 2020 auf 2021 wuchs der Hyundai Marktanteil im relevanten Flottenmarkt von 1,4 auf 2,4 Prozent, Tendenz steigend und 62 Prozent der Fahrzeuge hatten alternative Antriebe.

VM: Wie beurteilen Sie in dem Zusammenhang die Möglichkeit der Auto-Abos, die Hyundai jetzt auch einführt?

Keller: Nach wie vor werden Leasing und Finanzierung erste Wahl bleiben, zumal die Raten hier niedriger sind. Trotzdem sind mittlerweile über 225 Hyundai Händler im Abogeschäft aktiv, das wir gemeinsam mit Vive La Car betreiben. Was interessant ist: 95 Prozent der Abonnenten sind Erstkunden bei Hyundai und von denen waren nach unseren Erhebungen wiederum 95 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden mit unserem Angebot. Interessanterweise ist für die Kunden die Flexibilität hier viel wichtiger als die Rate.

VM: …die ja nicht ganz günstig ist …

Keller: Im direkten Vergleich zum Leasing stimmt das. Aber gerade für kleine Flotten oder Personen, die Fahrzeuge nur vorübergehend brauchen, ist das „all in“ – also inklusive aller Kosten bis auf die Betriebsstoffe – eine interessante Option. Die unserer Beobachtung nach auch jüngeres Publikum anspricht, das generell viel mehr Wert auf Flexibilität legt und auch das Smartphone oder Fernsehprogramm „abonniert“.

Was bedeutet das?

Hyundai hat aktuell mehrere Pfeile im Köcher - bei Produkt und Vertrieb - und ist vergleichsweise lieferfähig. All das sorgte für ein starkes 2021 und einen optimistischen Ausblick für 2022. 

 

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