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VM-Interview EasyPark: "Parkraumbewirtschaftung ist eine wichtige Stellschraube"

Im VM-Gespräch zieht der langjährige CEO und jetzige Senior Advisor von EasyPark Johan Birgersson Bilanz und erklärt, warum Mobilität in Städten stärker reguliert gehört, weshalb schnelle Parkplatzsuche weniger Emissionen bedeutet, wie Kommunen vom Datenschatz profitieren und warum Bürgersteige bei der Neuverteilung des öffentlichen Raums "monetär bewertet" werden sollten.

Potenzial Parkraum: Mit cleverer Parkraumbewirtschaftung und Telematik lässt sich der Verkehr und die Emissionen reduzieren, so die Überzeugung des Spezialisten EasyPark. | Foto: EasyPark
Potenzial Parkraum: Mit cleverer Parkraumbewirtschaftung und Telematik lässt sich der Verkehr und die Emissionen reduzieren, so die Überzeugung des Spezialisten EasyPark. | Foto: EasyPark
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Johannes Reichel

VM: Die EasyPark-App, vor neun Monaten um das Angebot von ParkNOW erweitert, erleichtert das bisher leidige Thema Parken ungemein. Besteht nicht die Gefahr, dadurch noch mehr Verkehr in die Städte zu generieren – ähnlich den Scooter- oder On-Demand-Diensten, bei denen viele Nutzer früher zu Fuß gegangen wären – oder gar nicht? Anders gefragt: Zieht nicht ein guter Parkservice noch mehr Parkende an?

Johan Birgersson, Senior Advisor EasyPark: Städte versuchen mit zahlreichen Mitteln, dem Verkehr in Städten Herr zu werden. Parkraumbewirtschaftung ist hierbei eine wichtige Stellschraube. Bis 2040 werden 75 % der Weltbevölkerung in Städten leben, und auch die Zahl der Autos wird weiter steigen – mit mehr Elektroautos und selbstfahrenden Fahrzeugen. Gleichzeitig wird die Mobilität in den Städten stärker reguliert und begrenzt werden, einschließlich der Anzahl von Parkplätzen sowie ihrer Nutzung. Dienstleistungen und Lösungen, die die Parkraumbewirtschaftung verbessern und das Auffinden freier Parkplätze erleichtern, werden zunehmend gefragt sein. EasyPark möchte Teil dieser Bewegung sein und den Prozess sowohl für Städte als auch für Entscheidungsträger und Fahrer vereinfachen.

VM: Andererseits stellt der Parksuchverkehr in Innenstadtbereichen einen nicht geringen Anteil des gesamten Verkehrs dar. Wie kann ein Angebot wie EasyPark hier zu einer Entlastung beitragen?

Johan Birgersson: Der Parksuchverkehr macht in manchen Städten bis zu 30% des Gesamtverkehrsaufkommens aus. Wer also schneller einen Parkplatz findet, produziert weniger Emissionen. Die EasyPark App bietet in vielen Städten mittels der FIND Funktion die Möglichkeit, das Parkvorkommen in einzelnen Straßen anhand einer Farbskala einzusehen, sodass Autofahrer direkt dorthin fahren können, wo es freie Parkplätze gibt. So können wir den Parksuchverkehr reduzieren und einen aktiven Beitrag zu den Klimazielen der Städte leisten.

VM: Parkraummanagement ist eines der heiß diskutierten Themenfelder, wenn es um die Verkehrswende in Städten geht. Wie kann ein Service wie Easy Park hier zu einer Verbesserung beitragen?

Johan Birgersson: Parkraummanagement ist als Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten sowie zum Erreichen der Klimaziele unverzichtbar. EasyPark gibt den Kommunen etwas an die Hand, das sie heute noch selten besitzen: einen Überblick über ihr Parkinventar sowie Einblicke ins Parkverhalten ihrer Bürger. EasyPark ist in der Lage, Städten detaillierte Informationen zur Anzahl von Parkplätzen, zu ihrer Beschaffenheit wie etwa Längs- oder Querausrichtung oder aber ihrer Nutzungsintention, wie beispielsweise als Ladezone oder Behindertenparkplatz, bereit zu stellen.

Und wir können anschließend sogar die Auslastung bestimmen, also voraussagen, in welchen Straßenabschnitten je nach Tageszeit wahrscheinlich Parkplätze frei werden.

Diese Parkdaten kann dann der einzelne Autofahrer in der EasyPark einsehen und sein Parkverhalten daran ausrichten. Die Daten können Städten aber auch als Grundlage dienen, um fundierte verkehrspolitische Entscheidungen zu treffen – z.B. was die Einrichtung von Parkzonen, die Höhe von Parkgebühren aber auch die Investition in neue Parkhäuser angeht.

VM: Ließe sich etwa auch das wechselweise Anwohner- und öffentliche Parken zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten digital organisieren?

Johan Birgersson: Wir bieten Städten bereits eine Reihe von Möglichkeiten zur Organisation von Parkberechtigungen für bestimmte Nutzergruppen mit unserem Parkservice. In Deutschland ist das Anwohnerparken bislang von den Städten noch nicht ausreichend digitalisiert. EasyPark hätte jedoch grundsätzlich die Möglichkeit auch diesen Bereich voll digitalisiert abzubilden.

VM: Welche Daten können Sie im Rahmen des „Parking as a Service“ für Kommunen bereitstellen?

Johan Birgersson: Wir verstehen uns als ganzheitliche Berater rund ums Thema Parkraum und können diese Beratungsleistung unter dem Stichwort Parking Data as a Service Städten auf vielfältige Weise zur Verfügung stellen. Darunter fallen zunächst alle Daten, die wir in Form des EasyPark Dashboards standardmäßig allen Kommunen anbieten können. Hier werden beispielsweise unsere Parktransaktionen anonymisiert und in Echtzeit auf einer Karte abgebildet. Man kann dort die Kontrollfrequenz nachvollziehen und in Städten, in denen FIND verfügbar ist, auch die Parkauslastung je Straße zu verschiedenen Tageszeiten einsehen. Dank unserer Scancar-Technologie sind wir aber auch in der Lage, das gesamte Parkinventar einer Stadt zu kartographieren.

Die Parkdaten stellen aber lediglich die Grundlage für unsere Beratungsleistung dar. Als Experten rund um Parkraummanagement analysieren wir auf Anfrage einer Stadt individuelle Herausforderungen vor Ort und entwickeln passgenaue Lösungen.

VM: Für eine echte Verkehrswende in den Städten braucht es eine Umverteilung des öffentlichen Raumes, vor allem (Auto)Parkplätze müssen drastisch reduziert werden. Welche Potenziale sehen Sie auch und gerade in vorhandenen Parkhausflächen, im Hinblick etwa auf Quartiersparkkonzepte oder Umnutzungen?

Johan Birgersson: Klar ist, dass die Bedeutung von Parkhäusern besonders in zentrumsnahen Stadtgebieten zunehmen wird. In Zukunft wird für private Fahrzeuge weniger Raum am Straßenrand reserviert sein. Wir glauben auch, dass Parkhäuser mehr als nur Garagen sein werden, mit zusätzlichen Services, wie man sie z.B. bereits von Flughafenparkhäusern kennt, sowie mit Anknüpfung an weitere Fortbewegungsmittel. Wir sind dabei insbesondere Dienstleister für die Städte und helfen ihnen, ihre Visionen der Innenstadt der Zukunft umzusetzen. Wir können hier mit unseren Daten helfen, denn die Digitalisierung steht noch am Anfang.

Wir können dabei unterstützen, die Autofahrer:innen in die Parkhäuser oder freien Parkflächen zu navigieren.

Denn wir können transparent zeigen, wie lange die Parksuchzeit im Bereich A an der Straße ist und wie viele freie Parkplätze es in dem Parkhaus nebenan gibt. Wir sehen also die große Chance, mit unserer Expertise bei der Gestaltung der Zukunft zu helfen – im Sinne unserer Vision „Making cities more liveable“.

VM: Was denken Sie über Zufahrtsbeschränkungen wie City-Maut oder urbane Dosierverfahren, wie wir sie am Brenner erleben?

Johan Birgersson: Letztlich werden die Städte und Kommunen entscheiden müssen, welche Strategien sie wählen wollen, um den urbanen Raum von Verkehr zu entlasten. Wir werden sie bei der Umsetzung ihrer Pläne unterstützen. In Österreich können etwa schon ASFINAG-Streckenmauten wie für den Arlberg-Tunnel, die Brenner- sowie die Phyrn-Autobahnen mit der EasyPark App bezahlt werden. Sollten Städte diese Art der Verkehrssteuerung wählen, werden wir sie als Partner dabei begleiten.

VM: Auf der Intertraffic 2022 thematisieren Sie die Nutzung des Bürgersteigs immer mehr für E-Bikes und E-Scooter. Das sorgt für weitere Nutzungskonflikte. Wie lassen sich diese Kollisionen vermeiden und braucht nicht der Bürgersteig, wenn schon „Parkplatz“, dann zumindest einen Preis?

Johan Birgersson: Die Bürgersteige sind öffentliche Flächen, deren bewusste Verteilung in den kommenden Jahren immer wichtiger werden wird. Immer mehr Mobilitätslösungen benötigen immer mehr Platz, und gleichzeitig wollen die Bürger:innen in lebenswerteren Städten mit mehr Raum zur Entfaltung leben.

Den Bürgersteig zumindest monetär zu bewerten macht daher Sinn, um die Verteilung dieses Raumes zu organisieren. Wer dann tatsächlich für Raum bezahlen muss, bleibt abzuwarten.

Anders als direkte Abgaben in Form von Parkgebühren wären auch etwa Abgaben für längere Zeit herumstehende, also nicht genutzte E-Scooter und Leihfahrräder, denkbar. Dies wird definitiv noch zur größeren Herausforderung für Städte. EasyPark kann als Spezialist für öffentlichen Raum hier eine beratende Rolle einnehmen.

VM: Ihre Vision: Wie sieht das „Parken der Zukunft“ aus, ganz ohne Schranken und Ticketing, vielleicht sogar, ohne selbst einparken zu müssen?

Johan Birgersson: Das Parken der Zukunft wird letztlich durch das Fahrzeug selbst organisiert werden. Das fängt damit an, dass es autonom zu einem freien Parkplatz am Straßenrand oder in Parkhäusern fährt, der im Vorfeld anhand von Parkdaten ermittelt wurde und im Falle von Parkhäusern auch direkt gebucht wurde. Sowohl das Laden als auch das Parken würden dann automatisch über das Fahrzeug bezahlt.

Der Parkvorgang am Straßenrand wird bereits von teilautonomen Fahrzeugen sicher beherrscht. Parkhäuser können vor allem in Nordeuropa bereits ohne Schranken und Tickets über die Kennzeichenerkennung befahren werden. Auch erste Pilotversuche zum vollautomatischen Parkservice in Parkhäusern zeigen bereits Erfolge.

Das alles werden autonome Autos in Zukunft also völlig selbstständig erledigen. Mit unserer In-Car-Lösung EasyPark lässt sich das Parken schon heute aus dem Auto heraus starten und bei der Abfahrt automatisch beenden. Unsere automatische Funktion CameraPark ermöglicht die ticketlose Ein- und Ausfahrt in Parkhäuser und unsere Funktion FIND zeigt freie Parkplätze an. Wir sind also bereits auf dem Weg, die Zukunft des Parkens zu realisieren.

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