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VM-Fahrbericht Skoda Elroq: Enyaq im Idealformat

Er dürfte der MEB-Topseller werden: Mit dem Elroq dreht Skoda die Preisschraube für E-Crossover nach unten. Ohne typische Werte wie Platz und Praktikabilität zu vergessen. Was aber nur für die Basis gilt. Wählt man die vorläufige Topversion mit 210 kW und 82-kWh-Batterie, muss man tiefer in die Tasche greifen.

 

Mit dem Elroq dürften die Elektro-Absatzzahlen be Skoda 2025 weiter merklich steigen. | Foto: Skoda Auto
Mit dem Elroq dürften die Elektro-Absatzzahlen be Skoda 2025 weiter merklich steigen. | Foto: Skoda Auto
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Bei VW herrscht derzeit Götterdämmerung. Die Kernmarke schwächelt und will radikal den Rotstift ansetzen. Ein Grund für die wirtschaftliche Misere ist der schleppende Verkauf von Elektroautos. Zu teuer! Lautet häufig das Verdikt der (potenziellen) Kundschaft. Hinzu kommt, dass asiatische Konkurrenten wie BYD oder Hyundai mit günstigen Preisen und viel Serienausstattung werben. Keine einfache Situation für den niedersächsischen Autobauer.

Skoda zeigt mit dem vollelektrischen Elroq, wie man dieser verhängnisvollen Preisspirale entkommen kann. „Ausgerechnet Skoda“, werden die Manager der niedersächsischen Konzernzentrale jetzt aufstöhnen. Es ist wie früher in der Schule. Der Klassenprimus in der ersten Reihe, dessen Arm bei jeder Frage des Lehrers hochschnellt wird zwar beneidet, vielleicht sogar bewundert, aber nicht zwingend zu jeder Party eingeladen.

Skoda treibt die Preisparität zum Verbrenner mutig voran

Der Truppe aus Mladá Boleslav dürfte das herzlich egal sein.  Was zählt, ist die normative Kraft des Faktischen. "Wir stellen mit dem Elroq erstmals bei einem Elektroauto die Preisparität zu einem Modell mit Verbrennungsmotor her“, jubelt Skoda-Chef Klaus Zellmer. Das Pendant zum Elroq ist der Karoq. Ein Blick in die Preisliste hilft beim Aufschlüsseln dieser Behauptung: Der. Elroq 50 Tour mit 125 kW / 170 PS kostet 33.900 Euro. Der Einstiegs-Karoq 1,0l TSI mit Schaltgetriebe und 85 kW / 116 PS ist dagegen für 33.140 Euro zu haben. Etwas weniger, aber immerhin. Allerdings sind im Elroq Extras wie die Rückfahrkamera, der 13 Zoll Infotainmentbildschirm sowie der Spurhalte- und Spurwechselassistent ab Werk vorhanden. Wenn man sich an der Leistung orientiert, legt man beim Karoq 1,5l TSI DSG mit 110 kW / 150 PS mindestens 37.380 Euro hin. Da sind die Verhältnisse eindeutig.

Der direkte Wettbewerb startet grundsätzlich teurer

Schauen wir uns mal die Wettbewerber genauer an. Der Kia EV3 startet bei 35.990 Euro und der BYD Atto 3 bei 37.990 Euro. Ein Geheimnis des Skoda-Preises ist, dass der Elroq im Grunde die elektrische Version des Karoq ist. Eine alte Weisheit in der Fibel für Automobilmanager lautet: Gleichteile sorgen für Synergien und das senkt die Kosten. Allerdings muss Skoda auch abliefern. Ein zusammengedengeltes Fahrzeug würden die deutschen Käufer nicht akzeptieren und für Lachkrämpfe in Shanghai, Beijing und Seoul sorgen.

Da hilft es, dass der Stromer einen Radstand von 2,76 Metern hat, was sich positiv auf die Platzverhältnisse auswirkt. Klar, denn beim Elroq nahm Skoda einfach dem Enyaq 16 Zentimeter am Heck weg - Vorderwagen und Radstand blieben gleich. Was Platzangebot und Wertigkeit massiv hilft. Den ersten Punkt können wir schon mal abhaken. Der Elroq bietet typische Skoda-Attribute. Der Tschechen-Stromer ist sauber verarbeitet und das Exterieur nimmt das Facelift des Enyaq, das Anfang des nächsten Jahres erscheint vorweg. „Modern Solid“ nennen die Designer die neue Formensprache.

Der langstreckentaugliche 85er kostet leider deutlich mehr als 40.000 Euro

Wir sitzen in einem Skoda Elroq 85. Das bedeutet 210 kW / 286 PS, Hinterradantrieb und einer Batterie, die eine Kapazität von 82 Kilowattstunden (77 kWh netto) hat, aber auch mindestens 43.900 Euro kostet. Außerdem stehen perspektivisch noch zwei Akku-Varianten mit 63 kWh (59 kWh netto beim Elroq 60) beziehungsweise 55 kWh (52 kWh netto beim Elroq 50) und der erwähnten Leistung von 125 kW / 170 PS sowie 150 kW / 204 PS zur Auswahl. Später kommt noch eine Allradversion mit 220 kW / 299 PS dazu.

Diese tschechische Batterie-Dreifaltigkeit ist bemerkenswert, da man damit eine breitere Kundschaft anspricht. Die größte Batterie ist für Flottenkunden interessant, die beiden anderen Alternativen für die Privatiers. So soll der Elroq, der im Januar bei den Händlern steht, das Elektro-Volumenmodell der VW-Tochter werden. Als Messgröße dient der Enyaq, bei dem es rund 20.000 verkaufte Einheiten pro Jahr werden. Dem strich man jetzt die "kleinen Basisversionen" und zog ihn so nach oben aus der Schusslinie seines kleinen Bruders. 
 

 

Man findet sich schnell zurecht

Sobald man im Elroq Platz nimmt, findet man schnell eine bequeme Sitzposition. Der Innenraum mit dem fünf Zoll großen digitalen Cockpit und dem 13 Zoll großen Touchscreen wirkt modern. Ein Head-up-Display  mit Augmented Reality, das die Inhalte auf die Straße projiziert, ergänzt das Informationskonzept. Die Anzeigen sind übersichtlich und die fliegenden Navigationspfeile sind jetzt auch bei hellem Sonnenlicht gut zu erkennen. Die Bedienung hat uns ebenfalls vor keine großen Herausforderungen gestellt. Wie mittlerweile üblich, kann man auch das Smartphone per Apple CarPlay oder Android Auto in das Infotainment einbinden, was bei unserem Testwagen auch problemlos geklappt hat.

Genug Reichweite und Ladeleistung

Wie schaut es eigentlich mit der Reichweite aus? Bei einem Elektroauto ist das ja nicht ganz unwichtig. Skoda gibt bei der 82-kWh-Batterie (77 kWh netto) eine WLTP-Reichweite von 579 Kilometern an. Die Ladeleistung ist mit maximal 175 kW bei den großen Akkus zwar recht ordentlich, aber selbst bei einer 400-Volt-Technik nicht top. Bei den beiden anderen Akkus sind maximal 165 kW (Elroq 60) beziehungsweise 145 kW (Elroq 50 Tour) möglich. Zum Vergleich: Der Kia EV3 schafft aktuell 128 kW bei der größeren Batterie und 101 kW.

Bei unserem Fahrtantritt waren die Energiespeicher gefüllt, was laut dem System für 447 Kilometer gut ist. Dieser Wert basiert auf den bisherigen Verbrauchswerten. Wir kamen bei unserer Testfahrt auf einen Durchschnittsverbrauch von 21,3 kWh/100 km netto bei einer Außentemperatur von 6,5 Grad. Im Datenblatt stehen 16,6 kWh/100 km. Im Sommer bei 15 bis 20 Grad dürfte man an die erfahrungsgemäß noch näher ranrücken - da fuhren wir auch den Enyaq mit unter 20 kWh/100 km - brutto! Inklusive Ladeverlusten...

Typisch MEB-Plattform: Das ausgewogene Fahrverhalten

Das Fahrwerk ist auch beim Elroq ausgewogen-verbindlich abgestimmt, kann aber eine gewisse Grundstraffheit nicht verleugnen, was sich aber beim Fahren nicht negativ auswirkt. Ganz im Gegenteil. Die Fahrmodi Eco, Normal und Sport unterscheiden sich merklich. Wobei man auch mit Eco flott genug unterwegs ist. Gut: Sobald man einen deutlich spürbaren Druckpunkt im Gaspedal „überfährt“, wird die gesamte Leistung inklusive des Drehmoments von 545 Newtonmetern freigesetzt. Holt man alles aus dem Antriebsstrang heraus, absolviert der Elroq den Standardsprint von null auf 100 km/h in 6,6 Sekunden und ist bis zu 180 km/h schnell. Das sind 20 km/h mehr als bei den beiden anderen Akkugrößen.

Wer will, kann sich im Fahrprogramm „Individual“ sein eigenes Menü zusammenstellen. Auch die Rekuperation ist variabel und lässt sich über die Wippen am Lenkrad in drei Stufen plus Segeln einstellen. Das One-Pedal-Fahren bis zum völligen Stillstand ist selbst in der stärksten Rekuperationsstufe nicht möglich.

Kritik? Nur an den Bremsen und den schnell steigenden Preisen

Beim Bremsen könnte noch eine Idee nachgeschärft werden, da sich das Pedal etwas schwammig anfühlt und beim Anbremsen wie bei einigen Elektrofahrzeugen anfangs zu wenig Bremskraft aufbietet - aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Besser präsentieren sich bei dieser ersten Testfahrt die Geräuschdämmung des Elroq und die sportliche Abstimmung, für die nicht zuletzt die optionalen Breitreifen im Format 235/50 R20 vorne und 255/45 R20 hinten sorgen. Etwas mehr Komfort dürften die 19-Zöller bringen und wer es gerade optisch noch dynamischer möchte, wählt mächtige 21-Zöller.

Die Preise steigen wie erwähnt leider schnell: Der 50 Tour ist zwar grundsätzlich schon gut ausgestattet, aber es fehlt zumindest noch das Winterpaket mit heizbarer Scheibe und Sitzen. Die 33.900 lassen sich nur "nackt", mit schwarzen Stahlfelgen und in der Skoda-typischen Gratis-Farbe "Eenrgy-blau" halten. Der 60er kommt erst später, sodass man dann gleich zum 85er "springen" muss - ab 43.900 Euro. Womit er sich dann schon wieder stark am Enyaq und nicht am Karoq orientiert.

In Sachen Raumangebot spielt Skoda traditionell in der ersten Liga des jeweiligen Segments. Das ist beim Elroq in der Kompaktklasse nicht anders. Im Fond finden Erwachsene bequem Platz. Der Kofferraum hat mit 470 Litern ein großes Volumen, legt man die Lehnen der Rückbank um, bleibt der Ladeboden eben und das Fassungsvermögen wächst auf 1.580 Liter. Und er ist sehr wendig, da sein Wendekreis gerade einmal 9,30 Meter beträgt.

Clevere Detaillösungen

Neben dem üppigen Platzangebot gehören  die Simply-Clever-Lösungen zu jedem Skoda. Der Schirm in der Fahrertür ist mittlerweile Standard. Dass Skoda das Ladekabel in einem Netz unter der Hutablage unterbringt, ist eine gute Idee. So muss man nicht den Kofferraum leerräumen, um man das Kabel unter dem Ladeboden herauszukramen. Schiebt man die Kofferraumabdeckung etwas zusammen, bringt man auch seinen Mantel entspannt unter. Oder man hängt diese als "Zwischenboden" auf halber Höhe ein. 

Und klar - viele Kleinigkeiten kosten dann doch auch wieder extra, trotzdem hat Skoda den "Rotstift" ehr dezent angesetzt, als man aus dem Enyaq den Elroq zauberte - von dessen kürzerem Heck profitieren die Kunden überdurchschnittlich!

Was bedeutet das?

Neben dem Kia EV3 dürfte der Skoda Elroq einer der populärsten BEV in Europa werden: Er bietet immer noch "genug" auch für Familien und lange Strecken, aber zu erschwinglicheren Tarifen. Als "goldene Mitte" fehlt uns hier noch der 60er.  

Den Elroq fuhr für uns Wolfgang Gomoll von press-inform.

 

Datenblatt Skoda Elroq 85:

Typ: E-Crossover

Motor: Elektromotor

Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 286 (210)

Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 545

Höchstgeschwindigkeit (km/h): 180

Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 6,6

Getriebe: Automatik

Antrieb: Hinterradantrieb

Akkkapazität: 82 (77 kWh netto)

Verbrauch WLTP in kWh/100 km: 16,6

CO2-Ausstoß (g/km): 0

Gewicht, Herstellerangabe (kg): ab 2.119

max. Zuladung (kg): 606

Abmessungen (L/B/H): 4.488 / 1.884 / 1.625 (L/B/H)

max. Ladevolumen (L): 470 bis 1.580

Preis (Euro): 43.900

Basismodell (Euro): 33.900

Effizienzklasse: A

 

 

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