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VM-Fahrbericht Kia EV6 nach dem Facelift: So fährt der Starmap-Express!

Optisch verraten die neuen Scheinwerfer im „Starmap Design“ den gelifteten EV6. Am meisten tat sich aber Unterflur: Die Akkus wuchsen bei gleicher Baugröße von 58 auf 63 kWh und von 77,4 auf 84,5 kWh Kapazität. Was sich sonst noch tat, steht im folgenden Text.

Kia hat den EV6 geliftet - erkennbar an den neuen Tagfahr-LEDs vorn im "Starmap-Design". | Foto: G. Soller
Kia hat den EV6 geliftet - erkennbar an den neuen Tagfahr-LEDs vorn im "Starmap-Design". | Foto: G. Soller
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Der EV6 gewinnt doppelt: An optischer Präsenz und an Reichweite – und manch anderen Details. Wir konnten bereits eine erste Runde im GT-Line mit großem Akku drehen. Zum Start meldete uns der EV6 reale 448 Kilometer Reichweite. Nach WLTP sind zwar jetzt bis zu 582 statt einst 528 Kilometer drin, bei unserem AWD mit 20-Zöllern immer noch deren 522 - aber dazu braucht man feine Temperaturen (die hatten wir) und einen sehr ruhigen Fahrpedalfuß (den hatten wir eher nicht).

Das Fahrwerk wurde merklich verbessert

Denn wir durften durch Serpentinen an der portugiesischen Küste carven und das macht mit dem neu abgestimmten Feder-Dämpfer-Setting noch mehr Spaß: Der EV6 liegt deutlich straffer als der komfortbetonte EV3 und verkneift sich jetzt das rüde rumpeln durch Querfugen oder –schwellen, ein Manko, das beim Vorgänger immer merklich am Komfort nagte. Darüber hinaus fühlt er sich eine Idee leichter und trotzdem stringenter an als sein kleiner Bruder. Fakt ist: Kia hat das Fahrwerk fein verbessert. Da könnte die Lenkung mit dem neuen Lenkrad auch gleich noch eine Idee direkter übersetzt sein.

Schlüssel vergessen? Dann per Smartphone und Fingerabdruck-Erkennung starten

Gut, dass man wenigstens den Tempowarner per Knopfdruck im neuen Lenkrad zum Schweigen bringen kann – der Lane-Assist und der Aufmerksamkeitsassistent sorgt immer noch für genug Gebimmel an Bord, was im Menü deutlich umständlicher verstummt werden muss. Ansonsten blieb der EV6 seiner Bedienung treu. Sollte man den Schlüssel vergessen haben, kann man auch per Smartphone-App plus Fingerabdruck starten. Letzteren verifiziert man direkt neben dem Startknopf. Innen ersetzte man den fettfingeranfälligen schwarzen Klavierlack durch eine dunkle „brushed“ Struktur, die strukturell irgendwo zwischen gebürstetem Alu und dunklem Holz liegt, aber gelungen ist.

Es soll ein Dezibel leiser sein – das hört man vor allem auf Flüsterasphalt

In der GT-Line kommen dazu wildlederähnlich bezogene Sitze und mit der verbesserten Sounddämmung wirkt das noch edler: Vor allem auf Flüsterasphalt, den es auch in Portugal immer häufiger gibt, hört man das – respektive hört eben fast nix mehr. Obwohl der hintere Antrieb besser gekapselt wurde, sirrt er in diesem Ruheraum jetzt bei niedrigen Tempi auffälliger, was sich aber bald verliert. Dann übernehmen die Reifen (auch die Radhäuser wurden besser gedämmt, ebenso wie die Teppiche, die nicht mehr direkt mit dem Rohbau verbunden sind), dann nur noch der Wind! Da spart man sich gern den künstlichen Sound, den andere besser hinbekommen.

Und da wir gerade etwas meckern: Das Umschalten von Navi auf Klima blieb. Das ist immer etwas umständlich und wurde beim EV3 unserer Meinung nach besser gelöst: Mit einem extra Miniscreen zwischen den beiden 12,3-Zoll-Hauptanzeigen, den man auch auf den großen Zentralscreen erweitern kann und Wipptasten ein Stockwerk drunter. Zumal die Klimatisierung immer noch nicht recht gefällt: Mit Klimaanlage wird es schnell frisch im EV6, fährt man im Eco-Mode, kühlt und heizt er dagegen nur noch ultra-dezent – dann können in kühlen Jahreszeiten schnell mal die Scheiben beschlagen. Also stellt man auf „Scheibe“, worauf sofort das Gebläse lautstark losstürmt und die die neu gewonnene Ruhe (zer-)stört. Eine Krux, die der EV6 übrigens mit den meisten Stromern teilt.

Optional kann man auch beim EV6 etwas mehr und einfacher sprachbefehligen, wenngleich er hier immer noch keine Maßstäbe setzt, ebenso wenig wie beim Lenkeingriff, der zwar deutlich dezenter, aber eben immer noch nicht ideal wurde. Das absolut perfekte „Unterstützen“ wie ein BMW i5 spart sich der EV6 auch nach dem Facelift.

 

Schnellladen? Ja – im Idealfall in 18 Minuten von 10 auf 80%!

Kaum besser ist irgendein Auto beim Schnelladen: Bis zu 258 kW sind möglich, der Hub von 10 auf 80% soll im Idealfall weiterhin binnen 18 Minuten klappen, was erfreut, da der Akku ja größer wurde. Aber auch die Ladekurve hat man optimiert: Gönnte sich der EV6 bisher bei 80% immer eine kleine Pause und checkte kurz das Wohlbefinden des Akkus, entfällt die jetzt und die Ladekurve wird auch gegen Ende dezent höher geführt als beim Vorgänger. Womit man bei einer 100%-Vollladung am Ende eine um 70 Sekunden schnellere Ladezeit geholt haben will, was bei der Gesamtdauer von einer guten halben Stunde plus x (je nach Temperaturen) dann fast schon egal ist, aber: Auch da geht eben noch „a bissl was“ wie man in Bayern sagen würde und selbst um dieses „bissl“ bemühte sich Kia.

Ansonsten schärfte man die Fahrassistenz und eben auch die Matrixscheinwerfer vor nach – sie passen in ihrer neuen Exaltiertheit unserer Meinung nach noch besser zum vogelwilden Heck. Dort wanderten die „Klaviertasten-LEDs“ unter die jetzt hauchdünnen LED-Rückleuchtenstreifen. Und „spielen“ nur noch auf, wenn man bremst.

Rekuperation weiter per Paddle und optional automatisch

Gespielt haben wir auch mit der Rekuperation, die man in abwechslungsreichen Straßenstücken besser manuell auf Stufe zwei oder drei stellt. Denn dank des nachgeschärften Fahrwerks kann der EV 6 sehr seamless sehr schnell werden. Und wer dann im „Auto-Mode“ der Rekuperation in eine enger werdende Kurve sticht oder plötzlich Gegenverkehr hat, darf ordentlich ins Pedal treten, denn: Der Algorithmus geht davon aus, dass man, wenn vorn frei ist, möglichst wenig Speed verlieren möchte und lässt den EV6 ungebremst gleiten. Womit man eine Idee zu schnell sein kann. Erst wenn man das Pedal fester tritt, rekuperiert er fest und holt dann die hydraulischen Stopper hinzu, was das Verzögern etwas „eckig“ machen kann. Aber man muss den 325 Pferden ja nicht immer die ganz lange Leine lassen…

Der EV6 bleibt auch als AWD sparsam

Was sich übrigens kaum auf den Verbrauch auswirkt: Im Sommer schafft man ohne allzuviel Zurückhaltung laut Anzeige locker eine 17 vorm Komma, das sind brutto rund 19 kWh/100 km. Im Winter oder bei flotteren Fahrten (oder beidem) können aber auch mal gut 20 kWh draus werden, was dann eher gut 22 kWh/100 km brutto sind. Womit der EV6 trotzdem noch als sparsam gelten darf.

Womit wir am Ende feststellen: Kia hat (fast) alle machbaren Faceliftpunkte abgearbeitet und trotzdem die Preise beibehalten. Sie starten bei 44.990 Euro für den „Air“ mit kleinem Akku. Achtung hier: Die Anhängelast beträgt dann auch gebremst nur lächerliche 750 Kilogramm! Unsere Wahl wäre der besser ausstaffierte „Earth“ mit großer Batterie und Heckantrieb ab 51.990 Euro und 19-Zöllern. Das „runaway red metallic“ ist übrigens die einzige Gratisfarbe.

Damit sind wir dann mal weg! Und würden mit dem RWD die maximale Reichweite von bis zu 582 Kilometern ausschöpfen. Und gewinnen in Kombination mit dem neuen Fahrwerk und dem leiseren Ambiente sogar dreifach.

Was bedeutet das?

Kia hat den EV6 an den entscheidenden Punkten verbessert und die Optik nachgeschärft. Leichte Unschärfen blieben bei Bedienung und Klimatisierung. Und der lächerlichen Anhängelast der Basisversion. Trotzdem sind die reichweitenstärkeren Akkus mit dem leiseren Innenraum und dem feineren Fahrwerk ein merklicher Gewinn gegenüber dem Vorgänger. Und nachdem die Preise gleich blieben, profitieren die Kunden davon sozusagen zum Nulltarif.

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