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VM-Fahrbericht Citroen eC4: Otto-Normal-Stromer mit Schick und Komfort

Der eC4 bleibt sich treu und sieht jetzt noch besser aus: Mit dem Facelift gewinnt der komfortable BEV an Optik und behält seine unprätentiöse, praktische und sparsame Veranlagung - zumindest bei milder Witterung.

Fliegender Teppich: Der eC4 und sein Hybrid-Ableger setzen auf hohen Komfort. | Foto: Citroen
Fliegender Teppich: Der eC4 und sein Hybrid-Ableger setzen auf hohen Komfort. | Foto: Citroen
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Ein Elektroauto, das Platz für fünf Personen und Gepäck bietet, praktisch und komfortabel ist, erschwinglich, "made in Europe", 400 Kilometer Reichweite bietet und dazu noch gut aussieht? Puh, da wird es eng, in der Auswahl. Aber Citroen hätte da vielleicht was im Portfolio. Der C4 ist zwar nicht neu, sondern bereits 2020 vorgestellt worden in seiner Grundform - und rollt seit Dezember 2020 auch vollelektrisch und emissionsfrei durch die Lande, seit 2023 auch mit dem effizienteren 115-kW-Motor und 54 kWh-Akku. Doch erst jetzt läuft er zu großer Form respektive Optik auf. Denn mit der Modellpflege vom Pariser Salon reift der flache und avantgardistische Crossover zu voller Blüte und trägt die neuen Designmerkmale der Marke zur Schau, wie das aufrecht stehende Logo oder die neuen Grafiken der Front- und Heckleuchten.  

Technisch bleibt alles mehr oder minder beim alten, aber die neue Hülle stellt die solide Elektrotechnik auch zeitgemäß nach außen dar. "Tres chique" muss man sagen. Und sehr effizient, zumindest, wenn das Thermometer frühlingshafte 16 bis 20 Grad anzeigt. Dann ist der 54-kWh-Akku des getesteten kaum klein zu kriegen: Nach 78 Kilometern kreuz und quer durchs hügelige Hinterland von Barcelona inklusive kurzem Autobahnabschnitt verblieben noch 79 Prozent Rest in den Speichern, genug für weitere 330 Kilometer emissionsfreier Fahrt. Resultierend in 13,6 kWh/100 km.

Respekt: Für einen voll familientauglichen Vollstromer ist das ein feiner Wert. Und da fällt dann auch der relativ milde 100-kW-DC-Lader weniger ins Gewicht, weil er den kleinen Akku auch in 35 Pausenminuten von 0 auf 80 Prozent bringt. Milde ist übrigens auch die Rekuperation: Mittels B-Taste aktiviert man die verschleißfreie Bremse, von One-Pedal-Drive aber weit entfernt. Ins besonnene Bild passt auch die Limitierung auf 150 km/h. Man stromert ohnehin am besten bei 120 dahin, wenn man es ernst meint mit den 400 Kilometern.

Sparsamer Umgang mit der Energie

Der Topverbrauch bestätigt mal wieder die Vorteile der flachen, fast Coupè-artigen Form gegenüber den hochaufragenden Trend-SUV dieser Welt. Der zum Vergleich gefahrene 100-kW-48-Volt-Mild-Hybrid schlägt sich mit 4,6 l/100 km zwar achtbar, aber knapp fünf Liter Fossiles sind eben fünf Liter Fossiles. Zumal er mit dem brummeligen Dreizylinder im Zusammenspiel mit der E-Maschine längst nicht so harmonisch wirkt, gelegentlich nackelt und rumort es vernehmlich. Allerdings kostet er dann doch 7.000 Euro weniger in der Max-Ausstattung, da kann man jetzt bei steigenden Spritpreisen eine feine Amortisationsrechnung aufmachen. Wer meist zuhause oder in der Arbeit lädt, ist immer im Vorteil, wie jüngst auch das Portal Verifox errechnete. Übrigens gibt der eC4 jetzt auch Strom ab, dank eines optionalen V2L-Adapters, der sich am Ladeslot andocken lässt.

Er bleibt schlank und flach

Gerade einmal 1,51 Meter Höhe misst der Crossover mit dem Doppelkeil, bei nach wie vor schlanken 1,80 Meter Breite und noch stadtverträglichen 4,35 Meter Länge. Auf den teils engen Straßen lernt mit die schmale Silhouette sehr schnell zu schätzen, wenn etwa ein Sattelzug halb auf der eigenen Spur in der Kurve ausgreift. Gelassen schwenkt man leicht nach rechts, ist ja genug Platz.

Gelassenheit ist es überhaupt, die der weithin unterschätzte Franzose vermittelt. Und das soll er auch: Schließlich ist der Komfort der Markenwert schlechthin - und die Citroen-Verantwortlichen halten diese Fahne auch sehr hoch, neben der Erschwinglichkeit ihrer Modelle. Unterhalb des C4 sortiert sich demnächst noch der C3 Aircross ein, der als kastig-coole SUV-Spielart noch deutlich mehr Platz bei ähnlichem Raumbedarf bietet, aber unter 28.000 Euro ansetzt.

Der eC4 kostet in seiner günstigsten Version mit dem weniger empfehlenswerten, weil weniger effizienten und alten 100-kW-E-Antrieb von Vitesco ab 31.900 Euro. Die Max-Version, bei der dann wirklich alles an Bord ist inklusive Level-2-Fahrerassistenz, 10,25-Zoll-Infotainment und klangstarker Soundanlage und schicken Applikationen im Interieur, beendet die Liste bei 36.600 Euro. Das ist weniger als ein Tesla, und klar auch weniger performant, aber so viel sympathischer.

Zehn Sekunden auf 100 waren früher top

Und mal ehrlich: 10 Sekunden auf 100 km/h genügen doch auch, wenn man bedenkt, dass man die immensen Leistungen der Stromer sowieso seltenst ausfahren kann. Die "milde Sorte" passt da bestens zum Gesamtcharakter des eC4, der sich gegen rasch angegangene Kurven selbst im Sportmodus (in dem der 115-kW-Motor etwas spontaner anspricht) zu sträuben scheint. Kein Vergleich zum knackig-scharfen Flummi-Feeling, das jüngst etwa am Steuer eines (deutlich teureren) Volvo EX30 aufkam. Nun mal langsam, mit den halbjungen französischen Pferden. Und so rollt man, gemäß dem Firmenanspruch eines "Fliegenden Teppichs" oder gleich einer Sänfte ruhig und leise dahin und genießt die gediegene Fahrt. Die wird kaum von Windgeräuschen getrübt und das gemütliche Fahrwerk verarbeitet den Unbill der Straße akustisch wie mechanisch souverän. Der mit 1,7 Tonnen relativ leichte Franko-BEV auf der Multiantriebsplattform CMP lässt sich in jedem Fall schön fahren.

Genug Platz für Vier

Dabei sitzt man hinten zumindest zu zweit, notfalls auch zu dritt manierlich und wie in Abrahams Schoß, wenngleich Menschen über 1,80 Metern beim Zusteigen eine gewisse Vorsicht angeraten sei, um nicht mit dem tief abfallenden Dachholm ins Gehege zu kommen. Vorn geht es geräumiger zu, wenngleich nicht so luftig wie im C3 Aircross, der an Schultern, Scheitel und Sohle noch deutlich mehr Spiel lässt. Dafür sind die C4-Sitze superbequem, es gibt reichlich Ablagen nebst induktiver Ladeschale fürs Fon, die Übersicht ist nach vorn gut und nach hinten durch die doppelt-verglaste Klappe manierlich. Ganz toll: Eine gut klingende Soundanlage, der Bordcomputer im Lenkstockhebel abrufbar, ein simpel bedienbares Infotainment nebst recht präzisem Navi, vor allem eine mechanisch zu betätigende Lüftung und eine mechanisch zu betätigende Heckklappe.

Anständige Assistenz und Kombiqualitäten

Die adelt das Quasi-Coupè zum kleinen Kombi und schluckt bei umgelegten Sitzen problemlos ein Fahrrad am Stück. Das ist übrigens auch ein Vorteil gegenüber dem eC4X, der als Sedan klassische Märkte wie die Türkei erfolgreich bespielt. Seine 510 Liter Kofferraum sind aber schlechter nutzbar und mit 4,58 Meter Länge ist er auch weniger kompakt, ohne im Fond mehr Platz zu bieten. Die Fahrerassistenz auf Level 2-Niveau mit selbsterklärend links am Lenkrad justierbarer automatischer Abstandssensorik sowie Spurhaltung und macht einen braven und zuverlässigen Job, nervt anders als viele China-Modelle nicht mit übertriebenem Gebimmel. Und so hat der "good old Europe"-Stromer den vielen neuen Boliden aus Fernost durchaus was voraus. Er mag nicht so brachial beschleunigen, aber er entschleunigt ungemein. Und das ist in den heutigen (auf)gehetzten Zeiten doch schon fast wieder ein unbezahlbarer Wert.

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