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VDA: Politik muss vom Krisenmodus ins Handeln kommen

Schon 2022 waren die Herausforderungen für die Branche groß, 2023 sind sie noch größer, sagt Verbandspräsidentin Hildegard Müller. Grundsätzliche Aufgaben müssten entschiedener angegangen werden. Notwendig sei zielgerichtete Standort- und Wirtschaftspolitik. Sonst gerieten sowohl Klimaschutz als auch Wohlstand in Gefahr.

Hildegard Müller: „Dabei sind wir uns unserer gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung bewusst und stehen entschlossen zu den CO2-Zielen.“ (Foto: VDA)
Hildegard Müller: „Dabei sind wir uns unserer gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung bewusst und stehen entschlossen zu den CO2-Zielen.“ (Foto: VDA)
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Johannes Reichel
von Christine Harttmann

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat in seiner Pressekonferenz zum Jahresauftakt ein klares politisches Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland gefordert. Verbandspräsidentin Hildegard Müller fürchtet, dass die Branche ohne ein Programm für die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort, dauerhaft den Anschluss verlieren könnte. Und das, davon zeigte sich Müller überzeugt, würde auch dem Klimaschutz schaden.

„Nur eine erfolgreiche Transformation – für Klima, Menschen und Wirtschaft – wird weltweit kopiert“, betont die VDA-Präsidentin in ihrer Rede.

Sie sprach von einem herausfordernden Jahr, das hinter allen liegt. Nach der Corona-Krise hätten die Folgen des Kriegs in der Ukraine, insbesondere die Energiekrise, die in Teilen schon vorher vorhandenen Standortschwächen Deutschlands schonungslos offengelegt.

„Die geopolitischen Entwicklungen haben uns eindrucksvoll vorgeführt, dass unser bisheriges Wirtschaftsmodell kein automatischer Wohlstandsgarant mehr ist“, stellte Müller fest.

Von der Bundesregierung erwartet sie, dass diese den Krisenmodus verlässt und in die Bewältigung der wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen geht. Europa müsse mit einer zielgerichteten Standort- und Wirtschaftspolitik dafür sorgen, dass es in der Folge nicht zu einer globalen Achsenverschiebung kommt, warnte Müller. Von Deutschland forderte die Cheflobbyistin der deutschen Automobilindustrie dabei eine deutlich aktivere Rolle. Konkret machte sie deutlich:

„Wenn Deutschland, wenn Europa mehr Verantwortung übernehmen, Werte oder Überzeugungen für mehr Klimaschutz international langfristig verankern will, dann funktioniert das nur als erfolgreiche, weltweit führende Wirtschaftsnation. In anderen Worten: Nur wenn wir international relevant bleiben, werden wir auch künftig global politisches Gewicht haben – und können somit Vorbild für Klimaschutz und Werte sein.“

Müller versicherte, dass die deutsche Automobilindustrie entschlossen ist, ihren Beitrag zu leisten und dieses Zukunftsbild zu ermöglichen.

„Dabei sind wir uns unserer gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung bewusst und stehen entschlossen zu den CO2-Zielen.“

Wichtig sei dabei ausreichende und CO2-neutrale Energieversorgung, für die alle Optionen genutzt werden sollten. Energie dürfe weder für Industrie noch für Verbraucherinnen und Verbraucher zum Luxusgut werden. Eine „ausgezeichnete analoge und digitale Infrastruktur“ sei ebenfalls ausschlaggebend für die erfolgreiche Transformation, so Müller. Die VDA-Präsidentin verlangt daher nach einem umfassenden Infrastruktur-Programm, das die Belastungen für die Industrie minimieren soll. Gleiches gilt für die Rohstoffabsicherung, die Engpässe verhindern soll.

„Europa braucht jetzt eine Agentur für strategische Rohstoffe. Brüssel muss mit möglichst vielen weltweiten Rohstoffpartnerschaften Rechtssicherheit für Investitionen garantieren. Zudem müssen auch die in Europa selbst vorhandenen Rohstoffvorkommen erschlossen und genutzt werden“, forderte Müller.

Dabei stellte Müller das Thema Geschwindigkeit in den Vordergrund, denn:

„Wer in diesen Zeiten nicht schnell agieren kann, der hat schon verloren. Und wenn jeder Ansatz von Wandel, jeder neue Prozess in bürokratischen Aufwänden erstickt, dann ist das mehr als kontraproduktiv, hemmt den Fortschritt und belastet besonders den Mittelstand.“

Prognosen 2023

Im Rahmen der Pressekonferenz verkündete außerdem VDA Chefvolkswirt Dr. Manuel Kallweit die Prognosen für 2023. Für Pkw erwartet er im laufenden Jahr ein moderates Wachstum in allen wichtigen Märkten, wobei das Marktvolumen dennoch hinter dem des Vor-Corona-Jahres 2019 zurückbleibt. Eine leichte Erholung der Pkw-Inlandsproduktion stellte er dennoch in Aussicht. Der VDA erwartet einen Zuwachs von 6 Prozent auf 3,7 Millionen Einheiten. Das wären 20 Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2019. Die Pkw-Auslandsproduktion deutscher Konzernmarken dürfte mit der Fertigung von 10,3 Millionen Pkw ebenfalls um sechs Prozent zulegen.

Bei den Nutzfahrzeugen ist die Nachfrage weiterhin intakt. Wir erwarten, dass in Europa 4 Prozent mehr schwere Nutzfahrzeuge zugelassen werden. In den Vereinigten Staaten dürften es 5 Prozent sein. In China gehen wir nach deutlicher Korrektur in den beiden Vorjahren von einem Wachstum von 10 Prozent aus. Auf dem deutschen Markt für schwere Nutzfahrzeuge erwarten wir ein Wachstum von 4 Prozent und somit einen Anstieg im europäischen Durchschnitt."

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