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VDA: Digitalisierung und emissionsarme Antriebe prägen die IAA 2018

Verbandspräsident Bernhard Mattes sieht in den Feldern Digitalisierung, Vernetzung und automatisiertem Fahren sowie in emissionsfreien Antrieben die Schwerpunkte der Messe. Er warnte vor überzogenen CO2-Regulierungen und Protektionismus.

Erdgas und E-Fuels nicht vergessen: VDA-Präsident Bernhard Mattes votierte für einen breiten technologischen Ansatz. | Foto: T. Schweikl
Erdgas und E-Fuels nicht vergessen: VDA-Präsident Bernhard Mattes votierte für einen breiten technologischen Ansatz. | Foto: T. Schweikl
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Johannes Reichel

Bei einem internationalen Presseworkshop des Verbandes der Automobilindustrie VDA in Frankfurt blickte Verbandspräsident Bernhard Mattes nach vorn und sieht die Felder Digitalisierung, Vernetzung und automatisiertes Fahren als prägende Themen der Messe. "Digitalisierung im Verkehr eröffnet ganz neue Möglichkeiten, Mobilität in städtischen Ballungsräumen und darüber hinaus flüssiger und effizienter zu gestalten. Das senkt die Emissionen", begründete Mattes seine Einschätzung. Vor allem aber erwartet er "einen Quantensprung bei der Verkehrssicherheit" durch die Automatisierung. Konkret führte Mattes das Beispiel "Platooning", also Fahren im Lkw-Verbund an. "Wir sehen, dass damit Spritverbrauch und CO2-Ausstoß um bis zu zehn Prozent gesenkt werden können", warb Mattes für die neue Techologie. Als nächsten Schritt sieht er den Einsatz gemischter Platoons mit Lkw verschiedener Hersteller.

Voraussetzung für die Digitalisierung sei aber die entsprechende Infrastruktur. "Innovative Mobilitätsangebote sind nur möglich, wenn es eine Versorgung mit neuester Mobilfunktechnologie an Bundesfernstraßen und im nachgeordneten Straßennetz gibt", appellierte der Verbandschef. Hier sei man noch weit entfernt vom Ziel eines 5G-Netzes. Es sei gut, wenn sich die Politik zur Digitalisierung bekenne, jetzt müsse das Bekenntnis aber auch in Handeln umgesetzt werden.

Neben der E-Mobilität Erdgas und E-Fuels nicht vergessen

Auch die Elektromobilität werde ein prägendes Thema der IAA bilden, vor allem für Verteiler- und Busverkehr sieht Mattes Chancen für die Technik. Er wies allerdings darauf hin, auch die Möglichkeiten des Erdgasantriebs für umweltfreundliche Verkehre nicht zu vergessen. "E-Fuels aus erneuerbarem Strom eröffnen auch für Lkw die Perspektive eines CO2-neutralen Einsatzes". Weiterer Vorteil aus Mattes Sicht: E-Fuels wirkten nicht nur auf neu zugelassene Fahrzeuge, sondern auf den gesamten Bestand".

Grundsätzlich sieht Mattes die Branche vor wichtigen politischen Weichenstellungen in der Klimaschutzpolitik. "Die Nutzfahrzeugindustrie will dazu ihren Beitrag leisten. Doch die Hersteller können diese Herausforderungen nicht allein meistern", erklärte Mattes. Aus seiner Sicht sei ein integrierter Ansatz nötig, der Fahrzeugherstellung, -nutzung, Kraftstoffe und Infrastruktur erfasse.

Mattes: CO2-Regulierung der EU unrealistisch

Kritisch äußerte sich der VDA-Präsident zu der geplanten CO2-Regulierung der EU-Kommission, den man grundsätzlich zwar unterstütze. "Der Vorschlag lässt jedoch Maß und Mitte vermissen", so Mattes Analyse. Die Ziele seien doppelt so hoch, wie das, was die Industrie ohnehin für sehr ambitioniert hält. Die Strafzahlungen seien zudem extrem hoch und willkürlich.

Auch die Pläne der Kommission für die CO2-Flottengrenzwerte bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen hält Mattes für letztere für "nicht mehr realistisch". Zu vielfältig seien die Modelle, ein einheitlicher Wert illusorisch. Zudem schätzte Mattes die Potenziale für Elektrifizierung als "sehr unterschiedlich" ein und er wies darauf hin, dass neue Technologien erst im Pkw und dann in Transportern verbaut würden. "EU-Parlament und Ministerrat sind jetzt gefordert, hier nachzusteuern", appellierte Mattes. Der Ansatz müsse ambitioniert, aber zugleich realistisch und praxisgerecht sein. Es gehe nicht an, dass man die Reduktionsraten aus den Pkw einfach auf den Nfz-Sektor übertrage.

"Diesel ist die Lösung, nicht das Problem"

Zudem brach Mattes eine Lanze für den Diesel-Antrieb. "Der moderne Diesel-Motor wird auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen sein. Er ist die Lösung, nicht ein Problem", erklärte der Präsident. Freilich habe die Industrie Fehler gemacht und Vertrauen verloren. Die IAA müsse daher genutzt werden, um zu liefern und zu beweisen, dass der Selbstzünder zu unrecht am Pranger stehe. Die Motoren der Lkw seien in den Strudel der Diesel-Diskussion geraten, die Einhaltung der Grenzwerte etwa bei NOx würde hier aber akribisch dokumentiert und von modernen Nutzfahrzeugen weit unterboten. Eine rasche Erneuerung der Flotte sei daher der Schlüssel, insbesondere bei Stadtbussen und Fahrzeugen im City-Verkehr. Es greife zu kurz, wenn der Bund die Anschaffung von E-Nutzfahrzeugen fördere, aber Erdgas- und andere saubere Antriebe außen vor ließe.

Nutzfahrzeugmärkte: Wider den Protektionismus

Im Hinblick auf die internationalen Nutzfahrzeugmärkte sah Mattes erfreuliche Entwicklungen. Etwa im Heimatmarkt Westeuropa gebe es ein Wachstum um ein Prozent, im bisherigen Jahresverlauf wurden 125.000 schwere Lkw abgesetzt, der höchste Wert seit 2008. Vor allem die leichten Nutzfahrzeuge legten zu, um vier Prozent in Westeuropa. Mattes warnte allerdings auch davor, die Risiken zu übersehen, die die Auswirkungen des Brexit und die Politik der Abschottung und des Protektionismus brächten. "Umso mehr müssen wir weiter auf freien und fairen Handel und eine Fortsetzung der Verhandlungen zwischen den großen Handelsnationen setzen", appellierte Mattes abschließend.

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