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VCD/VSF/Zukunft Fahrrad zum Weltfahrradtag: Andere Gesetze und bessere Infrastruktur statt Plakate

Verbände fordern zügige Reformen für bessere Radinfrastruktur, ein modernes Straßenverkehrsrecht und Tempolimits. Die Kampagne #mehrAchtung von Verkehrsministerium und DVR sehen die Verbände dagegen kritisch. Der Wunsch für ein „gutes Miteinander auf Straßen und Radwegen“ wälze die Verantwortung der Politik ab auf den Einzelnen.

Mehr Achtung alleine bringt's nicht: Breite und sichere Radwege sowie Tempolimits sind eine Grundvoraussetzung für sicheres Radfahren - und damit mehr Klimaschutz im Verkehr. | Foto: J. Reichel
Mehr Achtung alleine bringt's nicht: Breite und sichere Radwege sowie Tempolimits sind eine Grundvoraussetzung für sicheres Radfahren - und damit mehr Klimaschutz im Verkehr. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Anlässlich des Weltfahrradtags am 3. Juni haben die Verbände Verkehrsclub Deutschland (VCD), Verbund für Service und Fahrrad (VSF) und Zukunft Fahrrad mehr Sicherheit im Straßenverkehr gefordert. Achtsamkeit und Rücksicht sind wichtige Tugenden, doch damit allein ist es nicht getan. Es sind auch Reformen nötig, so die drei Verbände. Das Verkehrsministerium unter Volker Wissing müsse das Straßenverkehrsgesetz reformieren und die Bevorzugung des Autos aufgeben. Außerdem müsse der Gesetzgeber erlauben, die Regelgeschwindigkeit innerorts auf Tempo 30 zu senken – so fordern es auch die 742 Kommunen im Bündnis ‚Lebenswerte Städte und Gemeinden‘. Die drei Verbände wollen zudem eine sichere Infrastruktur für alle im Verkehr. Dazu gehören gut ausgebaute Rad- und Fußwege mit sicheren Kreuzungen und eine konsequentere Durchsetzung des bestehenden Rechts.

„Unfallursache ist häufig die hohe Geschwindigkeit von Autos. Um das zu ändern, brauchen wir keine freundliche Empfehlung, doch bitte vorsichtig zu fahren – wir brauchen Tempo 120 auf der Autobahn, Tempo 80 auf Landstraßen und Tempo 30 in der Stadt“, fordert Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des VCD.

Er verlangt "schnelle Reformen statt leerer Appelle". Der Verkehrsminister verweigere sich dem Thema. Dabei habe er es in der Hand, die Zahl der Verkehrstoten zu senken, indem er die Gesetze ändert. "Stattdessen belässt er es dabei, Plakate zu kleben“, kritisierte Müller-Görnert weiter. Der VSF-Geschäftsführer Uwe Wöll, kritisiert, dass die Ende Mai gestartete Kampagne des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) und des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) "#mehrAchtung" die Verantwortung allen Verkehrsteilnehmer:innen gleichermaßen zuweise.

„Die Kampagne nennt zwar die Zahl von fast 2.800 Toten und 300.000 Verletzten im Jahr. Unerwähnt bleibt jedoch, dass an 75 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden Autos beteiligt sind. So wird eine Gleichberechtigung der Verkehrsmittel suggeriert, die es in Wahrheit nicht gibt – wer zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs ist, wird häufiger verletzt, ist aber viel seltener für schwere Unfälle verantwortlich", beklagt Wöll.

Für Elena Laidler-Zettelmeyer, Leitung Strategische Kooperationen Zukunft Fahrrad steht fest, dass viele Menschen mehr Fahrrad fahren wollen, dies aber nicht täten, weil sie sich auf den Straßen nicht sicher fühlten. Eine Achtsamkeitskampagne könne nur ein einzelner Baustein eines größeren Maßnahmenpakets für mehr Sicherheit sein. Es braucht ein echtes Bekenntnis zur einer gerechten Flächenverteilung zugunsten aktiver Mobilität.

"Es bleibt die originäre Aufgabe der politisch Verantwortlichen, durch einen besseren politischen Rahmen für mehr Sicherheit zu sorgen, damit alle gleichberechtigt am Verkehr teilnehmen können", appelliert Laidler-Zettelmeyer.

VCD, VSF und Zukunft Fahrrad fordern das Verkehrsministerium auf, Tempolimits zu ermöglichen und den Ausbau sicherer Rad- und Fußwege voranzubringen. Damit würde es den Menschen im Verkehr tatsächlich mehr Achtung erweisen.

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