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UScale-Umfrage: E-Autos immer besser - Kunden unzufriedener

Klingt paradox: Laut Umfrage werden E-Autos immer besser, die Kunden trotzdem unzufriedener. Grund: Nach den begeisterten "Early Adopters" ist der Massenmarkt weniger duldsam. Der Hochlauf stockt. Tesla, Porsche und Koreaner überzeugen, China-Marken schwächeln bei Software, Stellantis und Nissan bei allem.

Verbindung wird gehalten: Der E-Auto-Hochlauf erreicht den Massenmarkt - und gerät dabei ins Stocken, weil die Ansprüche steigen und die Duldsamkeit sinkt. | Foto: AdobeStock
Verbindung wird gehalten: Der E-Auto-Hochlauf erreicht den Massenmarkt - und gerät dabei ins Stocken, weil die Ansprüche steigen und die Duldsamkeit sinkt. | Foto: AdobeStock
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Das Stuttgarter Markforschungsunternehmen UScale hat zum fünften Mal in Folge seine EV-Zufriedenheitsstudie zu Nutzungsgewohnheiten, Problemen und Empfehlungen von E-Auto- Fahrern und Fahrerinnen veröffentlicht. In den Ergebnissen wird deutlich, dass elektrische Fahrzeuge nach den Jahren der "Early Adopter", also den frühen Anwendern, nun in den Massenmarkt gelangen und dort auf deutlich höhere Erwartungen treffen als bisher, skizziert UScale-Gründer und Geschäftsführer Axel Sprenger. Dieser "Early Majority" fehle der "Abenteuergeist" der frühen E-Pioniere, die manchen Unbill in Kauf genommen hätten, für das Gefühl von Avantgarde.

„Im Vergleich zu Verbrennern, die über 100 Jahre lang optimiert wurden, stehen batterieelektrische Fahrzeuge noch am Anfang ihrer Entwicklung. Elektroautofahrende suchen keine Abenteuer mehr, sondern erwarten ein ausgereiftes Fahrzeug. Alle Hersteller, auch der Marktführer, haben noch Verbesserungsbedarf, was bei den weiter steigenden Erwartungen der Nutzer und Nutzerinnen nicht einfach werden wird", meint Sprenger.

Generell zeigt er sich aber dennoch optimistisch über die weitere Elektrifizierung der Mobilität und verweist darauf, dass die politischen Rahmenbedingungen und die Erfordernisse der Klimakrise ja weiterhin gelten und den Hochlauf zwingend beschleunigen würden. Die Autos seien jedenfalls mittlerweile auf einem guten Niveau. Und würden sich sicher noch besser verkaufen, wenn nicht ein Teil der Politik sie in der letzten Zeit schlechtgeredet und dem Verbrenner das Wort geredet hätte, wie Sprenger kritisiert.

Ladeleistung und Reichweite werden immer besser

Obwohl sich die Performance von Elektroautos in den Bereichen Ladeleistung und Reichweite, aber auch anderen Feldern wie Funktionalität und Bedienung verbessert, bewerten Käufer und Nutzende ihre Fahrzeuge und deren Funktionalität immer kritischer: Die Bereitschaft der eAuto-Nutzenden, das eigene Fahrzeug an Freunde und Bekannte weiterzuempfehlen (sog. "Promoters"), geht deutlich zurück, die Zahl der Abratenden ("Detractors") steigt, konstatiert Sprenger. Trotz der technischen Verbesserung vieler Modelle sinkt also die Zufriedenheit der Besitzer mit ihren Fahrzeugen.

Ursache für diesen scheinbaren Widerspruch sind neue Nutzergruppen, die jetzt ein eAuto kaufen. Während in den letzten Jahren ökologische Motive beim Umstieg auf ein eAuto im Vordergrund standen, dominieren heute erstmals Fahreigenschaften und Kostenaspekte die Liste der Umstiegsmotive.

Das Original: Tesla bei EV-Eigenschaften weit vorn

Die Bereitschaft, das eigene eAuto weiterzuempfehlen, schwankt deutlich zwischen den Marken. Unangefochten an Nummer 1 steht Tesla, das seine Nutzer bei allen e-spezifischen Themen wie Laden, Routenplanung oder der Connect-App überzeugt. Deutliche Kritik gibt es allerdings noch immer bei der Qualität und verschiedensten Störgeräuschen. Immerhin 40% der Tesla- Fahrer:innen sehen deutlichen Handlungsbedarf in diesem Bereich. Wachsenden Zuspruch konnte der Marktforscher bei den koreanischen Marken Genesis, KIA und Hyundai messen. Alle drei Marken wurden abgesehen von der durchweg stark kritisierten und mäßigen Routenplanung sämtlich überdurchschnitlich gut bewertet.

Ladeleistung: 800-Volt-Technologie kommt an

Bei der Ladeleistung punkten alle Modelle mit 800V-Technologie, womit Hyundai die Messlatte für alle übrigen Marken legt. Ein gemischtes Bild zeigen die Marken von Volkswagen: Porsche macht die massive Kritik an der geringen Reichweite mit seinem 800V-Bordnetz wett, das zu sehr kurzen Ladestopps führt. Auch Audi leidet unter geringer Reichweite und hohem Verbrauch. Dazu kommen aber massive Beanstandungen zur Connect-App und zur Softwarequalität. Letztere schlagen auch bei den Schwestermarken VW und Cupra durch und prägen den in Summe kritischen Gesamteindruck.

China-Marken fehlt's an Software

Ebenfalls verhaltene Ergebnisse liefert MG als einzige chinesische Marke im Ranking. Während die Reichweite noch einigermaßen positiv bewertet wird, gibt es massive Kritik an e-spezifischen Bedienkonzepten, Routenplanung und Software. Durch neue Markteintritte chinesischer Anbieter wie etwa NIO erwarten die Zahlenexperten von UScale spannende Ergebnisse im kommenden Jahr. Wobei Sprenger betont, man müsse mit China natürlich auch in Sachen Software rechnen. Allerdings komme es auch auf die Einbindung und den passenden Zuschnitt für den jeweiligen Markt, in diesem Fall Europa an.

Stellantis fehlt's an allem

Die Marken der Firmengruppe Stellantis werden von ihren Fahrer:innen erneut sehr kritisch bewertet. Mit den Marken Opel und Peugeot bilden sie das Schlusslicht des Rankings. Opel und Peugeot-Fahrer:innen bewerten alle e-spezifischen Aspekte durchgängig unterdurchschnittlich, vor allem auch Verbrauch und die andere Seite der Medaille Reichweite. Besonders kritisch sehen sie die Connect App: 90% sehen deutlichen Handlungsbedarf. Nur der einstige Elektro-Vorreiter Nissan schneidet insgesamt noch schlechter ab. Hier wird vor allem der altmodische Chademo-Ladestandard bemängelt.

Das Marktforschungsinstitut hatte die Studie im Eigenauftrag durchgeführt und bietet die Ergebnisse Fahrzeugherstellern und Zulieferern zur Verbesserung ihrer Produkte an. Via Social Media wurden zwischen April und Mai 2023 genau 4.522 Besitzer:innen von batterieelektrischen eFahrzeugen im deutschsprachigen DACH-Raum rekrutiert und mit Hilfe von 87 geschlossenen und 16 offenen Fragen ausführlich befragt.

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