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Unterföhring: Erste elektrische Regionalbusline gestartet

Gemeinde aus dem Landkreis München will im Rahmen des MVV-Netzes mit drei Solaris-Urbino-Electric-Bussen die Emissionen, Lärm und Individualverkehr im Ortsgebiet reduzieren - und lässt die Bürger ein Jahr kostenlos E-Bus fahren.

Leiser Ortsexpress: Unterföhring installierte auch eine Zwischenladesäule im Gemeindegebiet, um den Betrieb sicher gewährleisten zu können. Bürgermeister Kemmelmeyer (links) will weitere e-mobile Impulse setzen. | Foto: J. Reichel
Leiser Ortsexpress: Unterföhring installierte auch eine Zwischenladesäule im Gemeindegebiet, um den Betrieb sicher gewährleisten zu können. Bürgermeister Kemmelmeyer (links) will weitere e-mobile Impulse setzen. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Die Gemeinde Unterföhring bei München hat wohl erstmals in Deutschland eine regionale Elektrobus-Verbindung offiziell in Betrieb genommen. Nachdem bereits seit September der Probebetrieb lief, nahmen die drei E-Busse vom Typ Solaris Urbino 12 Electric jetzt den regulären Pendeldienst in der Ortschaft auf, der einen werktätigen 20-Minuten-Takt sowie Sonn- und Feiertagsbetrieb umfasst. Die Busse absolvieren täglich bis zu 200 Kilometer Strecke und werden an einer eigens über den Infrastrukturpartner Allego errichteten 150-kW-Ladestation an der Strecke zwischengeladen sowie über Nacht im Depot des Buslinienbetreibers Ettenhuber in Feldkirchen b. München, wo drei teilöffentliche 50 kW-DC-CCS-Säulen bereitstehen. Insgesamt müssen die 12-Meter-Busse, von denen einer meist im rotierenden System im Depot geladen wird, 190.500 Nutzwagenkilometer pro Jahr fahren. Die Zwischenladung ist notwendig, um die nötige Reichweite sicher zu erzielen, im Bestfall schaffen die Busse mit ihren 240 kWh großen Akkus um die 150 Kilometer.

Um die Absicht der Gemeinde, den motorisierten Individualverkehr im Ortsgebiet zu reduzieren, zu untermauern, hatte der Gemeinderat auch jüngst einen für die Bürger kostenlosen Betrieb für ein Jahr beschlossen. Man wolle den Bürgern ermöglichen, auf ihr Auto zu verzichten, um etwa zum Einkaufszentrum oder zum Trambahnanschluss zu gelangen, so der Unterföhringer Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer. Das Projekt war nach einem europaweiten Ausschreibungsverfahren sowie einer vorgeschalteten Analyse im Auftrag des MVV unter Beteiligung des Fraunhofer-Instituts zustande gekommen, das die Linie 232 in Unterföhring als ideal für einen Elektro-Bus-Betrieb herausgefiltert hatte. Die Strecke geht durch dicht besiedelte Wohngebiete, durch die seit 2007 eine diesel-betriebene Ortslinie verkehrt.

"Man darf neben den Emissionen den Faktor Lärm nicht vergessen. Die E-Bus-Linie bedeutet nicht nur Klimaschutz, sondern auch Lärmschutz", unterstrich MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch bei der Inbetriebnahme.

Er verwies darauf, dass der Aufbau einer E-Bus-Linie mit enormem administrativen Aufwand verbunden sei. "Innovativ sein ist teuer und anstrengend", meinte der ÖPNV-Manager. Aber das Pilotprojekt in Unterföhring könne jetzt auch als Blaupause für weitere ähnlich gelagerte Vorhaben dienen.

Vision von der "klimaneutralen Umlandbus-Linie" verursacht viel Aufwand

Die Rolle des schließlich beauftragten Verkehrsunternehmens Ettenhuber hob wiederum Landrat Christoph Göbel hervor: Die Firma sei mit großer Innovationsfreude und Risikobereitschaft mit dabei gewesen und habe auch die entsprechende Ladeinfrastruktur geschaffen. Die Vision sei es gewesen, eine "klimaneutrale Umlandbuslinie" ins Werk zu setzen, diese Pionierarbeit sei immens aufwändig gewesen.

Die Mehrkosten der Elektro-Busse, die MVV-Vergabeexperte Detlev Metzner noch immer mit dem "Faktor 1,6" umschrieb, wurden in diesem Falle über die Förderung durch den Landkreis übernommen. Insgesamt beliefen sich die Projektkosten inklusive Ladeinfrastruktur dem Vernehmen nach auf drei Millionen Euro. Die Errichtung der Ladeinfrastruktur im Ort durch den Spezialisten Allego übernahm die Gemeinde. Die will hier ohnehin weiter investieren. Bürgermeister Kemmelmeyer kündigte bei dem Termin den weiteren Ausbau den Ladeinfrastruktur im Ortsgebiet von derzeit 15 auf 65 Stationen bis 2020 an, bis 2023 sollen im Gemeindegebiet 75 Ladestationen zur Verfügung stehen. Zudem fördert die Gemeinde die Anschaffung von Elektrofahrzeugen wie E-Bikes und betreibt einen eigenen kleinen Elektro-Fuhrpark für Verwaltung und Bauhof.

Bisher recht problemloser Betrieb

Bisher hätten sich die Busse im Probebetrieb durchaus bewährt, berichtet Detlev Metzner vom MVV. Man habe das System aus Ladeinfrastruktur und dem Busbetrieb allerdings erst justieren müssen. Im Zweifel seien es jetzt keine mechanischen Probleme mehr, die aufträten, sondern Software- und Elektronikthemen. Metzner zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich das einspielt.

Bei einer ersten Proberunde an einem kalten Wintertag erwies sich der von zwei Radnabenmotoren angetriebene und geräumige E-Bus nicht nur als gut beheizt, sondern auch als enorm leises Verkehrsmittel, ein Umstand, den vor allem auch die Fahrer lobten. Zufrieden ist man zudem mit der Performance der Busse: Die Beschleunigung erfolgt zügig, aber gleichmäßig, Lastwechsel gibt es keine mehr.

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