Werbung
Werbung
Meinungsbeitrag

Unergründliche Dieselfahrer

Die Wege Gottes und jene einiger Ingenieure sind unergründlich. Wohl deshalb tun sich letztere manchmal so schwer, Bedienelemente dahin zu setzen, wo man sie auch brauchen kann. Schmunzeln Sie mit mir über ein paar Beispiele aus dem konstruktiven Wunderland!

Christop Erni macht sich gerne kritische Gedanken - diesmal zur Bedienbarkeit unserer Autos. | Foto: Privat
Christop Erni macht sich gerne kritische Gedanken - diesmal zur Bedienbarkeit unserer Autos. | Foto: Privat
Werbung
Werbung
Redaktion (allg.)

Ein früher Spitzenreiter war eine französische Automarke, die es in den Fünfzigerjahren tatsächlich geschafft hat, den Blinkerhebel rechts an der Lenksäule zu platzieren. Wenn die Fahrer dann meinten, nach oben drücken bedeute immer noch rechts blinken, lernten sie viele Radfahrer persönlich kennen.

Ein hübsches Beispiel gibt auch jene Automarke ab, die das Zündschloss links vom Lenkrad positioniert hat. Bei geschätzten 90 Prozent Rechtshändern in der Bevölkerung ein bemerkenswerter Entscheid. Er ist ein Relikt des klassischen Le-Mans-Starts – der zum letzten Mal vor über fünfzig Jahren praktiziert wurde.

Lustig zu lesen war auch der Bericht über ein italienisches Automodell, das scheinbar ohne Warnblinkschalter ausgeliefert worden war. Der Tester hatte halt wirklich nicht erwartet, dass der orange Knopf und selbst die Scheibenhebertaster im Dachhimmel verbaut waren.

Aber die Krönung der wundersamen Beispiele kommt aus der Neuzeit. Denn jüngst bauen nun Autohersteller E-Autos, bei denen die Ladeanschlüsse einfach an den interessantesten Positionen sitzen.

Zum Beispiel an der A-Säule statt an der Front oder am Heck, damit man möglichst lange Ladekabel braucht. Denn mit Abstand die wenigsten Parkplätze auf der Welt sind seitlich angeordnet. Doppelt so lange Kabel benötigen aber komplizierte Aufhängemechanismen, was zu höheren (Unterhalts-)Kosten führt – das macht die E-Mobilität nicht attraktiver. Und die Kabel brauchen doppelt so viel Kupfer, was unnötig Rohstoffe verschwendet.

Aber es geht noch origineller: Manche Hersteller platzieren den Ladeanschluss tatsächlich sogar auf der Beifahrerseite, wie bei manchen Verbrennern. Klar, der Stutzen rechts kommt aus der Zeit, als es noch Tankwarte gab. Die standen seitlich an der Strasse und haben das Auto auf der Beifahrerseite betankt, während der Fahrer sitzen blieb. Aber Ihr Konstrukteure, die Ihr offenbar immer noch mit dem Diesel zur Arbeit fahrt: E-Autos werden jeden Abend eingesteckt, und niemand will dazu immer erst um das ganze Auto herumgehen müssen!

Tja, manche Gedankengänge sind unergründlich. Aber der Wechsel zur E-Mobilität ist die einmalige Chance – und auch der Lackmustest – zu beweisen, dass man neue Kundenbedürfnisse wirklich verstehen und Lösungen neu denken kann. Zum Beispiel so, dass die Ladeanschlüsse auch dort sitzen, wo man sie brauchen kann.

Werbung
Werbung