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Und täglich grüßt das Murmeltier #2

Christoph Erni über besonders ausgeklügelte Ladekonzepte, die seiner Meinung nach den Durchbruch nicht schaffen werden.

Juice-CEO Christoph Erni macht sich diesmal Gedanken zum bidirektionalen Laden - und entdeckt dabei viele Nachteile, die das Auto als Netzstabilisator eher unbrauchbar machen. | Foto: Juice Technology AG
Juice-CEO Christoph Erni macht sich diesmal Gedanken zum bidirektionalen Laden - und entdeckt dabei viele Nachteile, die das Auto als Netzstabilisator eher unbrauchbar machen. | Foto: Juice Technology AG
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Gregor Soller

Und weiter geht’s mit originellen Konzepten rund ums Laden von E-Autos. Manche halten sich hartnäckig, obwohl sie auf grundlegenden Denkfehlern basieren.

Deshalb reden wir heute mal über eine Idee, die Ladeinfrastrukturhersteller begeistert und die an jedem Stammtisch feilgeboten wird, aber hierzulande wohl noch länger (oder auf ewig) auf den Durchbruch warten muss: Bidirektionales Laden.

An sich klingt das ja verlockend. Denn damit würden Ladestationen sofort viel teurer und doppelt so viel abwerfen. Für uns Hersteller. Aber ich privat, als E-Enthusiast, habe da ein paar starke Argumente dagegen, die ich mit Ihnen teilen möchte.

Denkfehler Nummer eins ist zunächst einmal, dass bidirektionales Laden nur mit DC-Stationen einigermaßen einfach zu realisieren ist. Der Wechselstrom aus dem Netz muss auf dem Weg in die Autobatterie ja gleichgerichtet werden. Würden wir rückwärts laden, müsste also aus dem DC-Strom des Autoakkus wieder AC-Strom wechselgerichtet werden. Das ist im Auto nicht vorgesehen, ergo muss es die Station richten (haha, gutes Wortspiel). Die braucht dann aber auch gleich Sicherheitsvorrichtungen in beiden Richtungen. Kosten über Kosten, von denen keiner spricht.

Denkfehler zwei liegt darin, dass das Auto immer angeschlossen sein müsste, wollte man es als Regulierspeicher für die Netzstabilität verwenden können. Das bedeutet, dass faktisch für jedes Auto zu Hause und am Arbeitsplatz eine Station bereitstehen muss. Deutschland fördert das gerade sehr effektiv – aber mit einfachen AC-Stationen, die eben gerade nicht für bidirektionales Laden eingesetzt werden können.

Denkfehler drei betrifft den Autoakku selbst. Kein Hersteller will plötzlich doppelt oder dreimal so viele Ladezyklen in Kauf nehmen, weil das Auto laufend das öffentliche Stromnetz stabilisieren muss. Womöglich müsste er für Garantiefälle wegen mangelnder Restkapazität aufkommen, die gar nicht durchs Fahren des Fahrzeugs verursacht wurden.

Klar, es wird immer ins Feld geführt, dass die Regierungen das ja fördern könnten. Denn gerade in elektrischen Entwicklungsländern wie zum Beispiel einigen Regionen in Japan mit tagelangen Stromausfällen klingt es verlockend, sein eigenes Not-Kraftwerk in der Garage stehen zu haben. Allerdings kann man dann auch nicht mehr zum Arzt fahren, wenn nach drei Tagen der Strom immer noch nicht da ist und man langsam Erfrierungserscheinungen hat.

Der vierte Denkfehler, der sicher allen einleuchtet, ist: Ein Auto bietet Freiheit. Die Freiheit, dann abzufahren, wann ich will zum Beispiel. Genau die wird mir genommen, wenn mir der Energieversorger nach belieben Strom aus der Batterie zapfen kann.

Was bedeutet das?

Tja, nicht alles was technisch möglich ist, ergibt auch Sinn. Aber unsere Branche kennt noch mehr Murmeltiere. Gespannt? Mehr dazu in der nächsten Kolumne!

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