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Uber verkauft Robo-Taxi-Geschäft an FCA-Partner Aurora

Überraschend trennt sich der US-Fahrdienst von der autonomen Technik - und von der Idee: Mit Robo-Taxis schneller Geld verdienen. Profiteur: FCA-Partner Aurora. VW-Chef Diess erkennt derweil Waymos und Teslas Vorsprung an und rechnet mit Robo-Cars ab 2025.

So schnell geht's: Noch 2018 war Uber zuversichtlich, aus der autonomen Technologie ein nachhaltiges Geschäftsmodell für seine Fahrdienstplattform zu entwickeln. | Foto: Uber
So schnell geht's: Noch 2018 war Uber zuversichtlich, aus der autonomen Technologie ein nachhaltiges Geschäftsmodell für seine Fahrdienstplattform zu entwickeln. | Foto: Uber
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Johannes Reichel

Der US-Fahrdienstleister Uber hat sich überraschend von der Sparte autonomes Fahren getrennt und verkauft diese an das junge US-Unternehmen Aurora. Dieses wiederum kooperiert zur Entwicklung autonom fahrender Nutzfahrzeuge und Shuttle-Vans mit dem Fiat-Chrysler-Konzern. Zudem hatte etwa gleichzeitig, im Juni 2019, der Hyundai-Konzern mit den Marken Hyundai und Kia ein Investment in die Firma Aurora zur Entwicklung autonomer Fahrtechnologien bekanntgegeben, das bis 2021 in einen Pilotversuch mit Robo-Taxis münden soll. Kurz nachdem Aurora in die Zusammenarbeit mit FCA eingestiegen war, hatte wiederum VW eine Kooperation mit Aurora beendet und sich auf die Zusammenarbeit mit Ford und dessen Partner Argo AI fokussiert. Hier geht es ebenfalls vor allem um Ride-Hailing-Modelle sowie Lieferfahrzeuge.

Das Unternehmen Aurora entwickelt Software für autonome Fahrzeuge und war 2016 als Start-up vom ehemaligen Chefentwickler der Google-Roboterautos Chris Urmson sowie dem einstigen Tesla-Autopilot-Experten Sterling Anderson gegründet worden. Bei Uber wiederum hatte man 2016 den einstigen Google-Spezialisten für autonomes Fahren Anthony Levandowski nebst seiner kleinen Firma übernommen. Dieser war später von dem Tech-Konzern verklagt worden wegen Datendiebstahls und musste 179 Millionen US-Dollar an Google zahlen. Überschattet wurden die Uber-Aktivitäten in dem Bereich auch von einem tödlichen Unfall, als ein autonom fahrender SUV eine nachts die Straße querende Frau mit Fahrrad nicht detektierte und überfuhr.

Uber übt die Rolle rückwärts: Endlich profitabel werden

Man wolle sich nun auf das Plattformgeschäft konzentrieren, heißt es von Uber. Jüngst war über eine Übernahme der entsprechenden BMW-Daimler-Sparte des Joint-Ventures spekuliert worden, für die Uber wohl ein Angebot vorgelegt hat. Die Robo-Taxi-Technik will man dann wiederum von Aurora beziehen, heißt es. Über Jahre war die leitende Idee des Unternehmens gewesen, den größten Kostenposten im Betrieb, das Personal, möglichst schnell mittels autonomer Technologien ersetzen zu können. Uber-Chef Dara Khosrowshahi sieht den Deal im Gegensatz zu früheren langfristigen Ansagen jetzt kurzfristig: "Dies bringt uns auf dem Weg zur Rentabilität maßgeblich voran", meinte er zu dem Verkauf der einstigen Kernkomponente in der Wertschöpfung. Man plane dadurch im nächsten Jahr erstmals profitabel zu sein.

VW-Chef Herbert Diess hatte sich jüngst zwar zu der Technologie bekannt und in einem Interview mit der Wirtschaftswoche geäußert, er halte die hohe Börsenbewertung von Unternehmen, die sich mit autonomem Fahren beschäftigen, für gerechtfertigt.

„Wenn alle Taxis und Lkw irgendwann autonom fahren, dann rechtfertigt das natürlich eine hohe Bewertung. Gerade in Ländern mit hohen Löhnen, etwa in USA oder Europa, sind enorme Einsparungen denkbar", so Diess weiter. 

Vor allem der Google-Tochter Waymo sowie Tesla mit der nächsten Generation des sogenannten "Autopilot" misst er hier große Bedeutung und Chancen bei. Die Kalifornier kämen im nächsten Jahr mit einem System, bei dem die Leistung gegenüber dem bisherigen verdreifacht werde.

„Eine Stärke von Tesla ist, dass sie mit ihrer inzwischen schon sehr großen Flotte von Fahrzeugen ständig Fahrdaten sammeln und mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz das System damit immer besser machen. Wenn Sie so wollen, ist Tesla nicht nur ein Autounternehmen, sondern ein neuronales Netz, das immer besser fahren lernt", anerkannte der VW-Chef.

Er rechnet damit, dass zwischen 2025 und 2030 erste autonom fahrende Modelle serienreif sein werden. Als Grund sieht er, dass sich bei den Computerchips „die Leistungsfähigkeit alle 18 Monate verdoppelt“. Die kombinierte künstlichen Intelligenz entwickle sich noch schneller. Hier sei absehbar, dass die Systeme bald in der Lage sein würden, auch die komplexen Situationen beim autonomen Fahren zu beherrschen, glaubt der VW-Konzern-Chef.

Was bedeutet das?

Es wird einem fast schwindelig bei dem "Bäumchen-wechsel-Dich"-Spiel, das gerade beim zweiten großen Megathema der Branche neben der im Hinblick auf die CO2-Emissionen bei weitem bedeutsameren Elektrifizierung stattfindet. Bei dem allerdings der entscheidende Beweis noch aussteht oder fraglich ist: Dass es jemals zur Effektivierung des Verkehrs und damit zum Klimaschutz beitragen kann. Vielleicht mal um die 2030er herum und nur dann, wenn die Systeme skaliert und in den öffentlichen Verkehr integriert werden und damit private Fahrten ersetzen, Platz sparen und "Leerfahrten" vermeiden. Nur unter dieser Bedingung rechnet sich wohl auch der Einsatz der sündteuren und hochkomplexen Technologie.

Einstweilen tut es für den Privatnutzer auch das teilautomatisierte Fahren auf Level 3, bei dem Daimler wiederum im nächsten Jahr voranprescht - als Optionspaket für die neue S-Klasse und gesetzlich vorgeschrieben nur bis 60 km/h, alles im Rahmen des "motorisierten Individualverkehrs", versteht sich. Einstweilen ist man als Nutzer froh um die Unterstützung im Stop-and-Go-Verkehr, die immer zuverlässiger funktioniert oder im Autobahnbetrieb. Oder noch wichtiger: Abbiegeassistenten. Mehr braucht's bis auf weiteres nicht. Ob ein vollautonom fahrendes Auto jemals so erschwinglich wird, dass man es privat eignet, steht komplett in den Sternen. Sehr wahrscheinlich ist es nicht.

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