Touchscreen everywhere - ein Plädoyer für den Drehregler
Die Vorteile der Touchscreens liegen in einer freien Programmierbarkeit der nutzbaren Fläche und damit in einer hohen Flexibilität. Allerdings mehren sich nicht nur in der deutschen Automobilpresse Stimmen, dass sich die pure Konzentration auf Touchscreens teilweise deutlich auf die Fahrsicherheit auswirken kann. „Umständliche Bedienung“, „nicht intuitiv kontrollierbar“, „nervös reagierende sensorische Slider“ sind nur wenige Originaltöne aus zwei bekannten deutschen Automobilmagazinen.
Einig sind sich alle: Die Bedienung von Touchscreens bringt beim Zurechtfinden in den verschiedenen Menüs eine erhebliche Blickabwendung vom Verkehrsgeschehen mit sich. Dies bestätigt eine 2020 publizierte Studie des Transport Research Laboratory (im Auftrag von IAM RoadSmart) zu Reaktionszeiten bei Nutzung von Touchfunktionen. Bei Autobahntempo und gleichzeitiger Verwendung des Touchscreens zeigten die Probanden eine um bis zu 57 Prozent verlängerte Reaktionszeit auf ein Ereignis auf der Fahrbahn
Bondingtechnologie – das Beste aus beiden Welten
Die Kunst ist es, das Moderne und Flexible mit dem Bekannten und intuitiv Bedienbaren zu verbinden. So entwickelte der Zulieferer preh aus Bad Neustadt an der Saale für den vollelektrischen Ford Mustang Mach-E und F-150 Lightning einen haptischen Drehsteller, der mittels Bonding durchbruchsfrei auf dem zentralen Touchscreen befestigt wird. Noch dient der Drehsteller in beiden Fahrzeugen als Lautstärkeregler. Via Over-the-Air-Updates könnten weitere Funktionen realisiert werden.
Damit integriert der Drehsteller das Potenzial eines echten zentralen Bedienelements. Darüber hinaus ist diese Technologie variabel im HMI-Design einsetzbar, denn es lassen sich mehrere Drehsteller auf einem Display anbringen. Die Preh Group Vorentwicklung stellte jüngst Konzepte zum Einsatz haptischer Tasten und Kippschalter auf Touchscreens vor (DVN Köln Interior Workshop 2022).
Ebenso lassen sich dreidimensionale Fühlhilfen auf Displayoberflächen realisieren. All das dient dem Ziel, wichtige Funktionen so intuitiv bedienbar wie möglich zu gestalten und die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen zu minimieren.
Die nächste Evolutionsstufe
Einen Schritt weiter in Richtung multimodaler Bedienmöglichkeiten geht der Automobilzulieferer mit seinem Vorentwicklungskonzept eines Drehstellers, der sich verschieben und sogar abnehmen lässt.
Dieser wird magnetisch am Display befestigt und kann auf diversen Oberflächen verwendet werden, unter anderem Leder, Holz und Glas. Es handelt sich dabei um einen 360-Grad Dreh-Drück-Steller mit passivem haptischen Feedback, der über die gesamte Displayoberfläche bewegt werden kann. Je nach Position des Bedienelements verändert sich die Bedienoberfläche des Displays. So lassen sich beispielsweise mehrere Klimazonen steuern.
Der verschiebbare Drehsteller kann kundenspezifisch gestaltet und zudem für jeden Fahrer funktional personalisiert werden. Weitere Einsatzmöglichkeiten für abnehmbare Drehsteller bieten sich auf der Mittelarmlehne, im Innenbereich der Tür und im Fond.
Ein ganz neues HMI-Erlebnis wird das wegweisende Konzept des verschiebbaren und abnehmbaren Drehstellers ermöglichen. Da er flexibel auf Display, Mittelarmlehne, Tür usw. platziert werden kann, kommt ihm in den Bedienszenarien des künftigen autonomen Fahrens eine wesentliche Rolle zu.
Was bedeutet das?
Touchscreens werden auf absehbare Zeit der Bedienstandard in kommenden Fahrzeuggenerationen sein. Aktuelle Umfragen und Testberichte zeigen immer wieder, dass haptische Bedienelemente bei den Endkunden nach wie vor beliebt sind. Eine Symbiose beider Bedienmethoden – via Touchscreen und via haptischen Elementen – trägt somit sowohl den Wünschen der Endkunden als auch einer verbesserten Fahrsicherheit Rechnung.
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