Testfahrt Schaeffler 4ePerformance: Sieben Sekunden Adrenalin

Automobilzulieferer Schaeffler hat VISION mobility zur Testfahrt im 1.200 PS starken Konzept-Racer 4ePerformance nach Baden-Baden eingeladen. Am Lenkrad zeigte Formel-E-Pilot Daniel Abt, welche Power in der Elektromobilität steckt.

Der 4ePerformance von Schaeffler verbindet die Leistung von gleich vier Formel-E-Motoren in einem Chassis. | Foto: Julian Kral
Der 4ePerformance von Schaeffler verbindet die Leistung von gleich vier Formel-E-Motoren in einem Chassis. | Foto: Julian Kral
Redaktion (allg.)

Es geht auf die Testgerade – Adrenalinschub. Plötzlich wirken die G-Kräfte. Beschleunigung in unter sieben Sekunden bis auf Tempo 200. Rasend schnell kommt die Kurve näher, dann: Mit ohrenbetäubendem Quietschen schicken einen die Keramik-Bremsen nach vorne in die Gurte.

Im Rahmen eines Workshops zum Thema E-Mobilität und wie sich E-Technologie vom Motorsport in Serienfahrzeuge übertragen lässt, lud Automobilzulieferer Schaeffler in das Driving Center Baden am Flughafen Baden Airpark. Highlight der Veranstaltung war eine Testfahrt im vollelektronischen Konzeptfahrzeug 4ePerformance von Schaeffler, um sich selbst ein Bild von den 1.200 PS Leistung zu machen. Bei den Testrunden saß am Steuer des umgebauten Audi A3 ein Profi – Formel-E-Pilot Daniel Abt.

Grenzerfahrung Weltrekord

Der 26-jährige ist hohe Geschwindigkeiten und rasantes Beschleunigen wie beim 4ePerformance beruflich gewohnt. Etwas Besonderes ist der weiß-grüne Elektro-Racer mit den vier Formel-E-Motoren trotzdem für ihn. Im Oktober hatte Daniel Abt in dem E-Boliden von Schaeffler mit seinem Team einen Weltrekord im Rückwärtsfahren aufgestellt. Mit 210 km/h hängte er dabei einen vorwärtsfahrenden Porsche GT2RS, ebenfalls stolze 720 PS, rückwärts ab.

„Das war schon eine Grenzerfahrung,“ erzählt Abt im Interview mit der VISION. „Die Bedingungen an dem Tag waren gut für den Rekordversuch und wir hatten eine große Teerfläche zur Verfügung. Mein erster Gedanke war, dass es zwar komisch wird, so schnell rückwärts zu fahren, aber nicht schwer. Schließlich muss ich ja nur Gas geben. Aber nach den ersten Testläufen haben wir realisiert, dass der Rekord doch nicht so ohne ist.“

Das Fahrzeug unter Kontrolle zu halten, besonders beim Abbremsen, sei eine Herausforderung gewesen, so Abt weiter. „Wir haben ein paar Anläufe gebraucht. Ich musste ein Gefühl dafür bekommen in der Spur zu bleiben und den Überblick zu behalten. Dann hat es einfach geklappt.“ So eine Grenzerfahrung durfte unser Redakteur während den Testrunden durchmachen und bekam die volle Elektropower des 4ePerformance zu spüren, wenn auch vorwärts.

Einzigartige Atmosphäre

Im Gespräch erklärt Daniel Abt auch, was die Formel-E für ihn besonders macht: „Viele Rennfahrer starten ihre Karriere nicht mit dem Ziel Formel E, sondern wollen Formel 1 fahren. So war das auch bei mir. Aber in der Königsklasse gibt es nur 20 Plätze. Die Formel E bietet coolen Sport, ist eine tolle Plattform und macht einfach Spaß. Außerdem ist der Level der Fahrer sehr hoch und die Atmosphäre einzigartig.“

Auf die aktuelle Saison 2018/19 freut sich Daniel Abt. Zuschauer dürfen dann nicht nur neue Autos und ein starkes Teilnehmerfeld erwarten, sondern auch ein neues Rennformat, den Attack-Modus. Hinzu kommt der sogenannte Extra-Boost, den die Fahrer für gewisse Zeit aktivieren dürfen. „Noch ist unklar, wie sich der Extra-Boost auswirken wird. Vielleicht bringt er Action, vielleicht werden ihn aber auch einfach alle gleichzeitig aktivieren. Dann würde natürlich eher wenig passieren,“ sagt Abt.

Der Formel-E-Veteran, der wieder für das Team Audi Sport ABT Schaeffler starten wird, sieht dennoch eine spannende Saison auf sich zukommen: „Die letzten Jahre war Formel E immer unberechenbar und ich glaube, dass das so bleibt. Es geht eng her, wir haben im Qualifying nur einer Runde, die muss sitzen. Das Feld bleibt dadurch kompakt und im Stadtkurs wird jeder Fehler hart bezahlt. Es wird ein cooles Jahr und die Fans werden mit Sicherheit viel Spaß haben.“

Was bedeutet das?

Mancheiner behauptet, die Elektromobilität könnte sich (noch) nicht mit der Leistung von Verbrennungsmotoren messen. Der 4ePerformance präsentiert sich da als Gegenargument, wie der Redakteur am eigenen Leib erfahren durfte. Schaeffler zeigt sich mit seinem Konzeptfahrzeug vorbereitet auf die Zukunft der E-Mobilität, ob im Rennsport oder in Serie.

jk