Werbung
Werbung

Test BMW 745 e: Ein e statt einem i

Einst war der 745 i das Topmodell der 7er-Reihe – jetzt folgt der 745e als Plug-in-Hybrid eher dem einstigen Stückzahlenkönig 728i

Der 745 e ist heute das, was einst der 728 i war - und viel effizienter und stärker als das Urmodell 745 i. | Foto: G. Soller
Der 745 e ist heute das, was einst der 728 i war - und viel effizienter und stärker als das Urmodell 745 i. | Foto: G. Soller
Werbung
Werbung

Er hat sich wie alle Oberklasselimousinen rar gemacht in Europa: Der 7er-BMW. Und wenn man mal wieder ein neues Exemplar mit Riesenniere entdeckt und dann auch noch ein Schriftzug am Heck steht, liest man meist 745e. Das hat seine Gründe, wie wir im Test erfahren konnten, denn der bayerische Luxus-Plug-in kombiniert seine E-Maschine mit dem seidigen Reihensechszylinder zu einem effizienten Duo, das selbst auf Langstrecken mit zügigen Zwischenspurts kaum die Acht-Liter-Marke reißt. Im Test begnügte er sich mit 5,6 l/100 km plus 8,1 kW Strom.

Die Zukunft kommt wieder mit "Lidstrich"

Und klar, je mehr man lädt, desto sparsamer wird er. Der Wechsel vom Vier- auf den Sechszylinder und ein dezentes Akku-Update erhöhten den Fahrkomfort merklich – viel sparsamer wurde er deswegen prinzipbedingt nicht. Dass hier noch viel mehr geht, zeigt die Nachfolgegeneration, die sich schon warmläuft: Auch sie tritt wieder als Verbrenner, Plug- in, aber künftig auch rein elektrisch an und wird sich optisch teils nochmal merklich weiterentwickeln: Mit Lidstrich-Blinkern über den Scheinwerfern wie einst bei der „neuen Klasse“ anno 1961, die es so nur bei BMW gibt, großer Niere und tiefer gesetzten Scheinwerfern - doch wir schweifen ab in die Zukunft.

Die Bedienung: Immer noch ein Maßstab

Nehmen wir lieber im „Jetzt“ Platz auf vielfach verstellbaren, optional beheiz- und belüftbaren sowie massierenden Sitzen Platz und freuen uns einmal mehr über die immer noch perfekte Ergonomie per I-Drive, Touch oder verständiger Sprache. Auch wenn die Optik gegenüber S-Klasse und Co. etwas angegraut scheinen mag, so lässt der Siebener in Sachen Bedienung nichts anbrennen. Und erzieht mit seinem elektrifizierten sämigen Sechsender unter der Haube zu souveränem Gleiten, das er mit sparsamem Verbrauch belohnt. Über mehrere Etappen kamen wir nie über 8,0 l/100 km, wobei wir auch immer brav geladen haben. Innerorts versucht er, sofern die Akkukapazität es noch hergibt, wann immer möglich den Motor auszuknipsen. Das optimiert man, indem man eine aktive Routenführung ins Navi eingibt und im Hybridmodus fährt – dann haushaltet der 745e seinen akkuvorrat so, das innerorts so lang und oft wie möglich lokal emissionsfrei geglitten wird – wenngleich auch bei sparsamer Fahrweise zu warmen Temperaturen selten mehr als 40 Kilometer rein elektrische Reichweite drin sind – eher 30 bis deren 35…immerhin kann er mit bis zu 20 kW rekuperieren.

Das Fahrwerk samt der Integrallenkung macht den 745 e kompakter als er ist

Aktiv auch das Fahrwerk mit Integrallenkung, dass den 5,12-Meter-BMW kompakter fahren lässt als er tatsächlich ist. Sonst? Findet er ziemlich exakt die Mitte zwischen Gelassenheit und Rückmeldung – die Luftfederung flufft alle Unbilden der Straße weg, ohne dass sie vergisst, dem Fahrer exakte Rückmeldung zu geben. Im direkten Vergleich gibt der Siebener immer noch mehr das „Fahrerauto“ als manch andere.

Und auch beim Siebener müssen wir feststellen, dass sich die Luxuslimousine immer luxuriöser anfühlt als die vergleichbaren SUV vom Schlage eines X5 oder X7, die dann doch auch etwas den Freizeitwert und die Großfamilie berücksichtigen und damit gern eine Nuance praktischer (und preisgünstiger) eingerichtet sind. Ähnliches gilt für die Duos der anderen Premiummarken. Entsprechend fein sitzt man auch im Fond, wobei das Platzangebot dort erst in der (deshalb empfehlenswerten) L-Version so richtig großzügig ausfällt.

 

Mit Leichtgewicht und Parken hat es der dann 2.150 Kilogramm schwere 745e (mit 80-Kilogramm-Fahrer) respektive Le dann nicht mehr so – obwohl BMW hier auch schon massiv an allen möglichen Stellschrauben dreht bis hin zu Carbonsegmenten, die zusätzliche Pfunde sparen. So viel Platz der 745e innen bietet, so sparsam ist er beim Tank mit 46 und dem Kofferraum mit 420 Litern flachem, aber tiefem Volumen. Im direkten Vergleich kann hier sogar das viel kompaktere Urmodell mehr bieten, weil man eben nicht noch zusätzlich einen 12,0 kWh-Akku unterbringen muss.

Aber auch hier braucht es ja noch Optimierungspotenzial für den Nachfolger. In der Hoffnung, dass wir den wieder öfter antreffen werden – denn Luxusklasse bleibt Luxusklasse – und da punktet der 745 e auch im Alter mit Reife und vergleichsweise hoher Effizienz – auch und vor allem gegenüber der SUV-Fraktion, die im Unterhalt allerdings deutlich günstiger kommt: Denn Leasingraten und/oder Wertverlust schlagen beim 745 e stärker zu Buche als beim ähnlich motorisierten X5 45 e xdrive.

Was bedeutet das?

Eigentlich schade, dass Siebener und Co. in der europäischen Käufergunst so weit ins Hintertreffen gerieten: Gegenüber SUV bieten sie in der Regel das aktivere und trotzdem komfortablere Fahrerlebnis und effizienter sind sie obendrein – im Falle des 745 e sogar überraschend effizient!

Technische Daten/Messwerte:

Antrieb:

Reihen-Sechszylinder Benziner + AC Synchronmaschine,

Hubraum: 2998 cm3,

Leistung: 83+210 kW (113 + 286 PS) bei 7.000/U/min., Systemleistung: 290 kW / 394 PS

Drehmoment: 450+265 Nm bei 1500-3500 und bei 0-2700 U/min., Systemdrehmoment: 600 Nm

LxBxH: 5120 x 1.902 (o. Spiegel) x 1467 mm

Radstand: 3.070 mm

Leergewicht: 2.150 kg

Zuladung: 505 kg

Kofferraum: 420 l

Tank: 46 l

Akkukapazität: 12,0 kWh brutto

Ladezeiten: Haushaltsteckdose 2,3 kW: ca. 6h, Wallbox 3,7 kW AC: 3,5 h

Wendekreis: 12,3 m

Höchstgeschwindigkeit: 250, elektrisch: 140 km/h

0-60/80/100 km/h: 2,9/4,0/5,4 sek.

50-80/80-120 km/h: 2,4/4,5 sek.

Geräusche 30/50/60/80/100/120 km/h: 50/53/53/57/59/62 dB(A)

Kosten pro km: 0,87 Euro

Verbrauch:

Stadt: 26,3 kWh/100 km

Land: 4,2 l + 18,5 kWh/100 km

Autobahn: 7,4 l/100 km

Testrunde gesamt: 5,7 l +8,1 kWh/100 km

Werbung

Branchenguide

Werbung