Tesla Model 3: In der Produktion kostet es 36.000 Dollar
Tesla ist bekannt für seine Quartalsberichte – die man sehr genau lesen sollte. So weist der Konzern für 2021 5,5 Milliarden Dollar Gewinn aus – über das ganze Jahr. Allerdings sind darin auch wieder knapp 1,5 Milliarden Dollar Einnahmen enthalten, die gar nichts mit dem Bau und Verkauf von Autos zu tun haben, sondern mit dem Verkauf von günstigen CO2-Bilanzen, den sogenannten „regulatory credits“, mit denen sich Konkurrenten in einem Pooling mit Tesla von ihren CO2-Flottenüberschüssen freikaufen können. Diese „credits“ komme die Konkurrenten teils immer noch billiger als CO2-Strafzahlungen reduzieren können.
So weit, so legal. Weniger überzeugend erscheint allerdings der Bilanzpunkt „assets“, zu deutsch Vermögenswerte. Hier packt Musk bereits Einnahmen in die Bilanz, die erst noch erwartet werden – was in den USA unter „accounts receivable“, also „erwartete Einnahmen“ läuft. Hier standen am Jahresende 7,9 Milliarden Dollar an.
Womit wir beim dritten Punkt wären, der Produktion: Hier konnte man die Fertigung des Model 3 und Y, die Tesla immer gemeinsam ausweist von 454.932 Einheiten 2020 auf 906.032 Einheiten – und damit um 99 Prozent steigern. Fiel aber bei Model S und Y von 54.805 auf nur noch 24.390 Einheiten zurück, was ein Minus von 55 Prozent bedeutet. In Summe verfehlte Tesla die angestrebte Million mit 930.422 Einheiten knapp – 2020 stand man bei 509.737 Einheiten. Doch dank „Gingacasting“, also riesiger Gussformen und neuer Produktionsmethoden will man hier mittlerweile schwarze Zahlen erreicht haben. So schreibt Tesla: „Fertigung ist die entscheidende Kernkompetenz von Tesla. Während Elektroautos aufgrund der teuren Akkus oft als strukturell unrentabel angesehen wurden, waren wir überzeugt, dass Innovationen in der Fertigung, speziell angefertigte Fahrzeuge und Fabriken die Kostenprobleme lösen würden."
Unter dem Punkt „COGS“ (Cost of Goods Sold, also den Herstellungskosten inklusive aller Nebenkosten mit Marketing und Vertrieb) pro Fahrzeug seien diese im dritten und vierten Quartal 2021 bei Model 3 und Y auf etwa 36.000 US-Dollar gesunken. Wobei hier auch die Fabrikation in China mit geringeren Löhnen einen Anteil haben dürfte. Mit den riesigen Gussteilen (so wird der Hinterwagen des Model Y fast zur Gänze aus einem Stück gegossen und nicht mehr aus mehreren Komponenten geschweißt), neu gepackten Akkustrukturen, die einfacher zu montieren sind und den 4680-Akkuzellen will Tesla die Produktionskosten weiter minimieren. Denn auch Tesla erwartet steigende Rohstoffpreise.
Die 36.000 Dollar Produktionskosten (das sind umgerechnet knapp 32.000 Euro – und damit gar nicht so wenig!) bedeuten, dass Tesla in den USA rund 9.000 Dollar Profit einfährt (also rund 8.000 Euro), für Europa käme man auf gut 10.000 Euro. Das Model 3 startet dort bei 44.990 Dollar, in Deutschland bei 42.990 Euro. Das Model Y, das in der Fertigung kaum teurer sein dürfte, startet aktuell erst bei 56.990 Euro – womit es noch deutlich solidere Profite einfahren dürfte.
Was bedeutet das?
Die ersten Tesla-Bilanzen waren tiefrot – und Quartal für Quartal. Verdienen konnte man in erster Linie über das „CO2-Pooling“ mit anderen Herstellern, deren Flotten zuviel CO2 ausstießen. Dazu kam die Ladeinfrastruktur und das Solargeschäft plus „Sonderposten“. Doch mittlerweile hat Tesla die Großserienfertigung etabliert und geht hier auch neue Wege. Womit man die Gestehungskosten in den Griff zu bekommen scheint. Zumal 32.000 Euro immer noch relativ sind für ein 43.000 Euro teures Auto. Trotzdem scheint Tesla nach und nach in ruhigeres und solideres Fahrwasser zu kommen. Die Werke Austin und Berlin stehen kurz vor dem Start und man plant für 2022, hauptsächlich die Fertigung zu fokussieren, denn Rohstoffpreise und Verfügbarkeiten werden sich eher nicht zum Guten entwickeln.
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