Tesla Berlin startet Produktion - Kritiker sprechen von "Giga-Greenwashing"
Der US-Elektroautohersteller Tesla hat den Startschuss für seine Auslieferung der ersten in der Gigafactory Berlin-Brandenburg produzierten Fahrzeuge des Typs Model Y gegeben. Die insgesamt vierte Tesla Gigafactory ist gleichzeitig der erste Produktionsstandort des Unternehmens in Europa und soll der bisher fortschrittlichste, nachhaltigste und effizienteste sein, wie es aus dem Unternehmen heißt. Insgesamt 30 Autos wurden zum Start der Auslieferungen an die ersten deutschen Kunden persönlich übergeben. Das Model Y Performance mit einer Reichweite von bis zu 514 Kilometern feiert somit Deutschland- und auch Europapremiere.
Auflagen in Windeseile erfüllt
Zuletzt war der äußerst ambitionierte Zeitplan der Kalifornier durch einen Gerichtsbeschluss ins Wanken geraten, der die Erfüllung zahlreicher Auflagen binnen zwei Wochen auferlegte. Dies ist nun offenbar gelungen. Vor allem die Wasserversorgung des Werks in einer Wassermangelregion und Trinkwasserschutzgebiet sorgte im Vorfeld für zahlreiche Debatten und wird den Betrieb weiter begleiten, zumal am Standort eine zusätzliche Batteriefertigung geplant ist. Während der Präsentation im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, "Deutschland kann schnell sein") und Wirtschafts- und Klimaschutzmininster Robert Habeck (Grüne, "starkes Symbol") sowie Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD, "schwere Aufgaben, aber wir haben es gerockt"), die kurze, lobende Reden halten, kommt es vor den Toren zu Protesten. Medien wie das ZDF, dessen Magazin Frontal21 kritisch über die Umweltauswirkungen des Projekts berichtet hatte, wurden gar nicht erst eingelassen bei dem Event. Gegner werfen Musk und Tesla auf Plakaten etwa "Giga-Greenwashing" vor. Das weist Musk zurück, fordert "zur Hoffnung in die Zukunft" auf und verspricht:
"Jedes Auto, das wir hier produzieren, ist ein Schritt in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft".
Fünfte große Fertigung weltweit
Die Gigafactory Berlin-Brandenburg ist neben der Produktionsstätte im kalifornischen Fremont sowie den Gigafabriken in Reno/Nevada, Buffalo/New York und Shanghai/China die fünfte große Tesla Produktionsstätte weltweit. Nach der Ankündigung im November 2019 begann die Bauphase bereits im Frühjahr 2020. Nur etwa zwei Jahre später wurde die Fabrik nun offiziell genehmigt und hat mit der Produktion von Teslas vollelektrischem Kompakt-SUV Model Y begonnen. Die Gigafactory Berlin-Brandenburg werde Autos für alle europäischen Tesla-Märkte produzieren.
Alles eine Nummer größer: Giga Berlin (Brandenburg)
Benannt nach der nahe gelegenen deutschen Hauptstadt und dem Bundesland Brandenburg, soll die neueste Fabrik auf ihrem 300 Hektar großen Gelände mehrere Produktionseinheiten auf einer Gesamtfläche von über 227 000 m² vereinen. Getreu dem Fertigungskonzept der Marke sei die Fabrik in hohem Maße vertikal integriert und verfüge über mehrere Innovationen. So verweist man etwa auf die fortschrittlichste Lackiererei weltweit, die eine hohe Farbkomplexität und Farbtiefe ermöglichen soll.
Bei Vollauslastung werden bis zu 12.000 Mitarbeiter Autos, Batteriezellen, Batterien, Elektromotoren, Kunststoffteile, Sitze, Achsen und Komponenten herstellen. Mit einer voraussichtlichen jährlichen Produktionskapazität von 500 000 Model Y und einer Batterieproduktion von bis zu 50 GWh werde die Fabrik gemessen an der Kapazität die größte Elektroautofabrik Europas sein, zugleich der europaweit erste Produktionsstandort von Elektrofahrzeugen und Batterien am gleichen Ort. Aktuell hätten bereits mehr als 3.000 Mitarbeiter ihre Arbeit in der Fabrik aufgenommen, und man werde in den kommenden Monaten Tausende weitere Mitarbeiter einstellen, so die Ankündigung.
Tesla lobt Zusammenarbeit mit Behörden
Man habe dabei mit lokalen Behörden und Verbänden zusammengearbeitet, um die Beeinträchtigung der Tierwelt so gering wie möglich zu halten und sei "weit fortgeschritten", die vormalige Kiefernplantage durch einen Wald aus 60 Prozent Laubholz zu ersetzen, der robuster, vielfältiger und ökologisch wertvoller sein wird, verspricht der E-Auto-Pionier, der unter massiver Kritik von Umwelt- und Naturschützern steht. Man habe auch die Erfahrungen der Fertigungen in Reno und Shanghai genutzt, um den ökologischen Fußabdruck im Produktionsbetrieb weiter zu verringern. So werde etwa der Wasserverbrauch pro Auto deutlich geringer ausgestaltet als im Branchendurchschnitt (2,2 m³ gegenüber 3,7 m³), reklamieren die Kalifornier für sich. Zudem würden in der Lackiererei deutlich weniger Lösungsmittel verwendet. Der geplante Energieverbrauch pro produzierter Batteriezelle sei ebenfalls um 70 Prozent gesenkt, verspricht man weiter.
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