Tesla: 2020 erster Jahresgewinn
Im vierten Quartal 2020 verdiente Tesla wieder Geld, diesmal 270 Millionen US-Dollar. Während die Autoindustrie 2020 weltweit eher Probleme hatte, überhaupt noch Gewinne einzufahren, kam Tesla komplett ohne Verlust-Quartal durch und verbuchte am Ende ein Plus von 721 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2019 machte Tesla noch 860 Millionen Dollar Verlust. Auch der Umsatz stieg auf einen neuen Rekordwert: 2020 stand am Ende ein Gesamtumsatz von 31,5 Milliarden Dollar. Das ist gegenüber den 24,5 Milliarden Dollar des Vorjahres ein Plus von 22 Prozent. Die operative Marge war dabei in Ordnung: Über das gesamte Jahr weist der Geschäftsbericht hier 6,3 Prozent aus.
Wichtig ist außerdem, dass die Kalifornier jetzt liquide sind, vor allem durch mehrere Kapitalerhöhungen – so stehen Tesla aktuell gut 19 Milliarden Dollar zur Verfügung. Nach wie vor hängt Tesla aber am Tropf der CO2-Zertifikate, die unter anderem aus dem europäischen CO2-Pool mit FCA flossen. Ohne sie wäre Tesla nämlich auch 2020 in den roten Zahlen geblieben. Durch das Pooling flossen so rund 1,5 Milliarden Dollar auf die Konten. Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn will langfristig unabhängig werden von solchen Zugewinnen. Die Richtung stimmt, denn Haupttreiber des Wachstums waren vor allem die steigenden Produktions- und Auslieferungszahlen: 2020 lieferte Tesla 499.550 Fahrzeuge aus und verfehlte das selbstgesteckte Ziel um 450 Einheiten. Bei der Produktion wurde die 500.000er-Marke aber überschritten: Konkret wurden 509.737 Modelle der Baureihen S, X, 3 und Y gebaut. Darunter waren 54.805 Einheiten von den in Fremont gefertigten Model S und X, 454.932 Fahrzeugen waren Model 3 und Y – Tesla schlüsselt hier nach wie vor nicht genauer zwischen den Baureihen auf.
Model S und X werden stark überarbeitet
Tesla selbst bezeichnet das abgelaufene Jahr selbst als „transformativ“. Trotz globaler Herausforderungen sei es gelungen, das Volumen, die Profitabilität und den Mittelzufluss deutlich zu steigern. Aber auch technisch entwickelt man weiter: Noch im ersten Quartal sollen tiefgreifend überarbeitete Versionen von Model S und X gelauncht werden. Deshalb fuhr man deren Produktion im Dezember auch bis auf null zurück, da man auch die Fertigung der teuren Modelle in Fremont anpasst: Denn die Änderungen umfassen einen neuen Antriebsstrang samt neuer Batteriemodule, Batteriepakete und einer neuen Drive Unit, sowie ein komplett neues Interieur und ein Exterieur-Update. Auch produktionstechnisch dürfte man versuchen, die großen Modelle künftig günstiger herzustellen. Die Produktion von Model S und Model X soll noch im ersten Quartal wieder anlaufen und mit der Zeit zur vollen Kapazität zurückkehren, die Tesla ebenfalls nach oben korrigiert: Statt 90.000 sollen nun 100.000 Fahrzeuge der großen Baureihen produziert werden können.
Shanghai half massiv, die 2020er-Ziele zu erreichen
Vor allem China mit seinem guten 2020er-Jahr half, Teslas Ziele zu erreichen: Die lokale Fertigung konnte wie geplant auf 5.000 Model 3 pro Woche hochgefahren werden, zusätzlich startete man in Quartal vier mit der Fertigung des Model Y. Die jährliche Kapazität der Gigafactory 3 in China gibt Tesla aktuell mit 450.00 Fahrzeugen an, die auch nach EMEA und Asien-Pazifik geliefert werden, um Freemont zu entlasten.
Das Supercharger-Netzwerk wurde ebenfalls weiter ausgebaut: Im Geschäftsbericht nennt Tesla 2.564 Supercharger-Stationen mit 23.277 Ladepunkten. Das sind 383 Stationen und 3.840 oder 17 Prozent Schnellladepunkte mehr als im dritten Quartal 2020. Hier hat Tesla wieder stärker zugelegt: Vom zweiten auf das dritte Quartal legte die Zahl der Stationen nur um sieben Prozent zu. Man spürt auch die stärker werdende Konkurrenz anderer Schnellladenetzwerke. Im Vergleich zu 2019 packte Tesla bei den Stationen 41 und bei den Ladepunkten 45 Prozent drauf.
Die Sparte "Energy Generation And Storage" kommt eher schleppend voran: In der Bilanz stehen 752 Millionen Dollar Umsatz im Q4 und 1,99 Milliarden Dollar im gesamten Jahr, aber es werden auch 1,98 Milliarden Dollar Kosten ausgewiesen, im vierten Quartal 2020 entstand sogar ein Verlust. In den USA, mit dem schwankenden Stromnetz viel wichtiger als in Europa, sind die Speicher: Erstmals hat Tesla hier 2020 mehr als 3 GWh in einem Jahr installiert, wobei sich besonders die sogenannten „Megapack“ großer Beliebtheit erfreuen, was darauf hindeutet, dass deren kommerzielle Nutzung steigt. Aber die Heimspeicher-Nachfrage „Powerwall“ steige. 2021 will Tesla deshalb auch hier die Kapazitäten in der Produktion und der Lieferkette erhöhen. Positiv auch die Solar-Sparte: Sie installierte 2020 rund 205 MW, 18 Prozent mehr als im Jahr davor. Den Zuwachs erklärt Tesla mit der neuen Retrofit-Strategie und den gesenkten Kosten.
Berlin und Austin sollen noch 2021 ans Netz gehen
Bezüglich der neuen Werke sei man im Zeitplan: Noch 2021 sollen die Produktionen in Brandenburg und im texanischen Austin starten. Dabei wolle man Akkus mit in-house kreierten Zellen nutzen. Außerdem solle gegen Ende des Jahres der erste Tesla Semi-Lkw ausgeliefert werden. Bezüglich der Absatzplanung bleibt man angriffslustig: Über einen „mehrjährigen Horizont“ wolle man das Auslieferungsvolumen im Schnitt pro Jahr um 50 Prozent steigern. „In einzelnen Jahren wachse man vielleicht schneller – und 2021 schätze man als ein solches Jahr ein“. Damit plant Tesla für 2021 dann rund 750.000 Einheiten.
Interessant ist die einst für die USA angedachte Gigafactory 5, die den Tesla Semi und den Roadster produzieren soll, beides Modelle mit geringen Stückzahlen: Hier heißt es bezüglich des Standortes noch „TBD“, also „to be defined“ – zuletzt waren die USA noch gesetzt, doch: Neben den beiden Modellen soll dort auch ein „future product“ entstehen, das bisher noch nicht genannt wurde. Dabei könnte es sich um ein neues Einstiegsmodell handeln, dass die Stückzahlen in der Giga 5 wirklich „giga“ machen könnte und mit dem Tesla seine Wachstumspläne auch wirklich erreichen könnte.
Was bedeutet das?
Tesla kommt jetzt in ruhigere Fahrwasser und schafft konstante Gewinne. Trotzdem genügen die aktuellen Produkte langfristig nicht, sich im Massenmarkt dauerhaft zu etablieren, weshalb man die angegrauten, aber immer noch effizienten Model S und X auffrischt und mit Truck und Pick-up neue Kunden zu erschließen. Noch wichtiger wird aber ein bezahlbares kompaktes Einstiegsmodell, dessen Preis merklich unter 30.000 Dollar liegen sollte. Auch bei er Installation der Supercharger lässt Tesla nicht locker und stellt sich dem Wettbewerb.
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