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T&E-Umfrage: Drei Viertel für strengere Abgaslimits

NGO ermittelt europaweit hohe Bereitschaft für Klimaschutz bei bis zu 500 Euro Aufpreis, während die EU-Kommission zurzeit Vorschläge für neue Abgasgrenzwerte prüft. Deutsche Käufer unterm Schnitt.

Weiter als die Politik: Während man in Brüssel unter Einfluss der Industrie noch hadert, signalisieren Europas Bürger (Zahlungs)Bereitschaft für mehr Klimaschutz. | Grafik: T+E
Weiter als die Politik: Während man in Brüssel unter Einfluss der Industrie noch hadert, signalisieren Europas Bürger (Zahlungs)Bereitschaft für mehr Klimaschutz. | Grafik: T+E
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Johannes Reichel

Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage hat eine klare Mehrheit von 76 Prozent der Bevölkerung in wichtigen europäischen Ländern strengere Abgasgrenzwerte befürwortet, die Autohersteller verpflichten, die Luftverschmutzung durch Fahrzeuge so gering wie möglich zu halten. In Deutschland hätten sich mit zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten und damit deutlich weniger als der Durchschnitt dafür ausgesprochen, dass Pkw-Hersteller gesetzlich verpflichtet werden sollten, die Emissionen von Neuwagen so weit wie technisch möglich zu reduzieren. YouGov hat im Auftrag der europäischen Umweltdachorganisation Transport & Environment (T&E) mehr als 8.000 Personen in sieben EU-Ländern befragt: Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Rumänien und Tschechien.

Bis zu 500 Euro Mehrkosten wären akzeptabel

In Deutschland sind zudem 57 Prozent der Befragten, die ein Neufahrzeug kaufen würden bereit, beim Kauf eines Autos bis zu 500 Euro mehr zu zahlen – die maximalen Zusatzkosten für Hersteller, um die Schadstoffemissionen ihrer Pkw deutlich zu reduzieren. Im Schnitt der Länder waren dies 65 Prozent. Die EU-Kommission prüft derzeit Vorschläge für neue Abgasnormen für Pkw. Diese könnten dazu beitragen, die laut NGO "dramatisch schlechte Luftqualität" in vielen europäischen Städten zu verbessern, die jährlich Zehntausende von vorzeitigen Todesfällen verursacht, wie die NGO mahnt. Die Kommission schätzt die Kosten auf 100 bis 500 Euro pro PKW.

„Die Automobilindustrie behauptet, es sei zu teuer, die Emissionen von Fahrzeugen zu senken, obwohl die tatsächlichen Kosten geringer sind als die einer neuen Fahrzeuglackierung. Die Öffentlichkeit dagegen will, dass Pkw so sauber wie möglich sind – und die Menschen sind bereit, mehr für saubere Autos zu zahlen. Damit sind die Argumente der Automobilindustrie eindrucksvoll entkräftet“, urteilt Fabian Sperka, Manager für den Bereich Fahrzeugpolitik bei T&E.

Autos sollen in jedem Fahrzustand emissionsarm sein

Eine große Mehrheit der Befragten sei außerdem dafür, dass Autohersteller verpflichtet werden, Abgase während des gesamten Fahrtbetriebs zu reduzieren – und nicht nur, wenn sie unter idealen Bedingungen gemessen werden. Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der in Deutschland befragten Personen sind laut Umfrage der Meinung, dass Pkw die gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte einhalten sollten, unabhängig davon, wie, wann und wo sie gefahren werden. Die derzeitigen Schadstoffgrenzwerte gelten zum Beispiel nicht für kurze Fahrten in der Stadt, bei denen Fahrzeuge häufiger anhalten und anfahren, oder wenn sie schnell beschleunigen, obwohl die Motoren dabei mehr Abgase ausstoßen.

Euro-7-Grenzwerte aktuell in der Mache

Voraussichtlich im April wird die EU-Kommission einen Vorschlag für die neu Euro-7-Abgasnorm vorlegen. Die Grenzwerte würden für bis zu 100 Millionen neue Benzin- und Dieselfahrzeuge gelten, welche ab 2025 in Europa verkauft werden. Die Verringerung der Luftverschmutzung ist eine der obersten Prioritäten des europäischen Green Deals. Die EU-Kommission prüft derzeit Empfehlungen für die Norm, nachdem sie unabhängige Sachverständige damit beauftragt hat, die besten verfügbaren Technologien zu überprüfen, skizziert die NGO weiter.

Die Emissionen im Straßenverkehr trügen maßgeblich zur Luftverschmutzung bei und verursachten eine Vielzahl schwerer Krankheiten, darunter Herz- und Lungenerkrankungen sowie Krebs, mahnt die Umweltdachorganisation. Jedes Jahr ist die Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr in der EU für Zehntausende von vorzeitigen Todesfällen verantwortlich, und sie verursacht der Gesellschaft Krankheitskosten in Höhe von mehreren Milliarden Euro. Die schlechte Luftqualität wirke sich außerdem unverhältnismäßig stark auf Haushalte mit niedrigem Einkommen und Minderheiten aus, ergänzen die T&E-Analysten.

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