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T&E-Studie: Hohe Leasingraten für E-Autos bremsen den Wandel

Mit hohen Preisen und wenig ambitionierten Elektrifizierungszielen blockieren Leasingfirmen in Deutschland die Umstellung auf Elektroautos, wirft die NGO in einer neuen Studie den Anbietern vor. Die hätten großen Einfluss auf die Transformation, stellen gut ein Fünftel der Neuzulassungen in Europa. Nur mit Umweltprämie sind Stromer konkurrenzfähig.

Zu teuer zum Verbrenner: Ein ID.3 rollt aus dem Fahrzeugturm der gläsernen Manufaktur in Dresden. Links daneben ein Golf, der im Leasing deutlich günstiger ist als der Stromer. | Foto: VW
Zu teuer zum Verbrenner: Ein ID.3 rollt aus dem Fahrzeugturm der gläsernen Manufaktur in Dresden. Links daneben ein Golf, der im Leasing deutlich günstiger ist als der Stromer. | Foto: VW
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Johannes Reichel

Leasingangebote für Elektroautos sind überteuert. Das ist das Fazit einer aktuellen Analyse des Gebrauchtwagenmarktes durch die europäische Umweltdachorganisation Transport & Environment (T&E). In Deutschland seien Leasingangebote für rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) im Durchschnitt 69 Prozent teurer als entsprechende Verbrennermodelle, konstatieren die Analsysten. So zahlten Kunden etwa für einen geleasten elektrischen Volkswagen ID.3 rund 737 Euro im Monat, während ein Verbrenner-Golf bei nur 449 Euro liegt.

„Leasingfirmen verlangen von ihren Kunden zu viel Geld, wenn sie auf Elektroautos umsteigen. Die Preisgestaltung der Leasingfirmen ist zu konservativ. Ihre monatlichen Raten sind auf dem Stand von vor fünf Jahren stehen geblieben. Dadurch verlangsamen Leasingfirmen die Umstellung auf Elektroautos, während sie Rekordgewinne machen und Kunden überteuerte Raten bezahlen", kritisierte Stef Cornelis, Direktor für Elektroflotten bei T&E.

Nach der Studie haben reine Elektroautos de facto den gleichen Wiederverkaufswert wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Leasingunternehmen berechnen ihren Kunden in der Regel den Wertverlust eines Fahrzeugs, der während der drei- bis vierjährigen Leasingdauer zu erwarten ist. Höhere Leasingpreise würden darauf hindeuten, dass BEVs stärker an Wert verlieren. Eine Untersuchung der Gebrauchtwagenpreise durch die NGO zeigt jedoch, dass Elektroautos in Deutschland nach 36 Monaten nicht mehr an Wert verlieren als Diesel- und Benzinfahrzeuge. Nach zwölf Monaten war der Wertverlust der Stromer sogar geringer. Die höheren Leasingraten für Elektrofahrzeuge sind demnach nicht gerechtfertigt. BEVs verlieren laut Studie im Laufe der Zeit sogar weniger an Wert, was das Vertrauen der Verbraucher:innen in neuere Modelle mit verbesserter Technologie reflektiert.

Hohe Nachfrage nach gebrauchten Stromern

Die Nachfrage nach neuen und gebrauchten Elektroautos ist aktuell so hoch wie nie zuvor. Leasingunternehmen, die oft im Besitz von Banken und Automobilherstellern wie Volkswagen (VW Financial Services), Mercedes-Benz (Athlon) und BMW (Alphabet) sind, haben mit einer Flotte von 12 Millionen Fahrzeugen in Europa einen sehr großen Einfluss auf die Umstellung zur Elektromobilität. Der Studie zufolge machten Leasingfirmen im vergangenen Jahr 22 Prozent der Neuzulassungen in Europa aus.

„Leasingfirmen blieben lange unbeachtet. Wenn man sich die schwachen Elektrifizierungsziele dieser unbekannten Giganten der Automobilwelt ansieht, dann sind Leasingfirmen Nachzügler in Klimafragen und keine grünen Vorreiter. Wenn sie ihre Elektrifizierungspläne nicht zügig vorantreiben, werden wir kaum einen Gebrauchtwagenmarkt schaffen, der E-Autos für immer mehr Menschen erschwinglich macht, und wir verzögern die Dekarbonisierung des Verkehrssektors weiter,“ warf Cornelis den Anbietern vor.

Keines der Unternehmen verfolge das Ziel, bis 2030 vollständig auf reine Elektroautos umzustellen, so der weitere Vorwurf. Ihre Pläne seien wenig ambitioniert und schließen auch Plug-in-Hybride (PHEV) mit ein, die genauso viel Emissionen ausstoßen wie Benzin- und Dieselfahrzeuge. Die Ziele blieben weit hinter der Marktdynamik zurück, kritisiert T&E weiter. Große Autohersteller hätten sich dagegen bereits verpflichtet, bis 2030 nur noch BEVs zu produzieren. Dagegen habe sich VW Financial Services lediglich zum Ziel gesetzt, den Anteil von Elektroautos bis 2030 auf nur 70 Prozent zu erhöhen, Athlon plant nur 50 Prozent bis 2025 und BMW (Alphabet) hat kein Ziel festgesetzt.

"Damit bremst der Leasingsektor den Übergang zur Elektromobilität aus. In Deutschland bleibt die Elektrifizierung von Firmenflotten deutlich hinter dem Privatsektor zurück. 2022 waren 14 Prozent der neu zugelassenen Firmenwagen Pkw-BEVs. Bei privaten Haushalten waren es bereits 27 Prozent der Neuzulassungen", moniert die NGO.

Mit der Prämie schrumpft die Differenz - nur nicht bei VW

Allerdings wurde bei der Studie der Einfluss der Umweltprämie, wie sie in Deutschland, aber auch in vielen anderen europäischen Ländern gezahlt wird, nicht berücksichtigt, die den Nachteil für die Stromer teils ausgleicht. Das hat der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung für exemplarische Modelle errechnet. Demnach wäre der sogenannte Leasingfaktor, die Relation zwischen Rate und Listenpreis multipliziert mit 100, ohne Prämie tatsächlich doppelt so hoch, wird aber durch die Umweltprämie abgemildert, etwa im Falle eines Fiat 500e.

Nur bei VW bleibt allerdings trotz Umweltprämie eine deutliche Differenz des Stromers ID.3 zum Verbrenner-Benziner Golf. Ansonsten läge der Leasingfaktor bei den Marken Peugeot, Mazda, Opel und Fiat ähnlich hoch oder sogar etwas niedriger als beim Benziner. Womit aber auch die Bedeutung der Prämie auf diesem Markt einmal mehr untermauert wäre, die aktuell aber in Deutschland deutlich gesunken ist und weiter sinken soll. Besonders bedeutsam ist Leasing auch für den Privatmarkt bei Elektroautos, weil hier aufgrund der Risikoaversität der Käufer laut ADAC-Zahlen sogar 23 Prozent der Käufer ein E-Mobil leasen, zu fünf Prozent Privatanteil im gesamten Leasingmarkt.  

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