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T&E-Studie: FDP-Blockade gefährdet Batterieproduktion

80 Prozent der Batteriezellenproduktion sind laut einer Studie in Deutschland gefährdet. Die FDP-Blockade des EU-Verbrennerausstiegs sende ein verheerendes industriepolitisches Signal, kritisiert die NGO. Zudem bedrohen US-Subventionen den Aufbau einer Zellfertigung in Europa.

Droht der Abzug: Die geplante Gigafactory für Batterien von Tesla in Grünheide droht nach USA verlagert zu werden, mahnt die NGO T&E. | Foto: Tesla
Droht der Abzug: Die geplante Gigafactory für Batterien von Tesla in Grünheide droht nach USA verlagert zu werden, mahnt die NGO T&E. | Foto: Tesla
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Johannes Reichel

Nach einer neuen Studie der europäischen Umweltdachorganisation Transport & Environment (T&E) drohen 80 Prozent der in Deutschland geplanten Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batterien Verzögerungen, Kürzungen oder gar das komplette Ende. Zu den gefährdeten Projekten gehören laut der Analyse etwa Tesla in Berlin und Northvolt in Schleswig-Holstein. Beide Unternehmen würden aktuell abwären, stattdessen in den USA zu produzieren.

"Die aktuellen Drohungen der FDP, das Verbrenner-Aus zu kippen, senden dabei ein gefährliches Signal an die Industrie", warnt die NGO.

Deutschland müsse vor allem Planbarkeit und Stabilität signalisieren. Zudem seien EU-weite Unterstützung für den Ausbau der Batterieproduktion und schnellere Genehmigungsverfahren notwendig, um Projekte zu halten, die ansonsten dem Ruf der US-amerikanischen Subventionen folgen. Europaweit sind über zwei Drittel (68 Prozent) der geplanten Produktion gefährdet – d.h. die Produktionskapazitäten von Batteriezellen für etwa 18 Millionen Elektroautos (ca. 1,2 TWh) wurden mit mittlerem bis hohem Risiko bewertet. Ohne diesen Ausbau von Kapazitäten wird Europa nicht in der Lage sein, den hiesigen Batteriebedarf im Jahr 2030 aus eigener Kraft zu decken, sondern auf Importe von außereuropäischen Konkurrenten angewiesen sein.

Informationen ausgewertet, Investitionen gefährdet

Für die Studie analysierte T&E öffentlich zugängliche Informationen zu den 50 in Europa geplanten Gigafabriken nach den Kriterien: Finanzierung, Genehmigungen, gesicherter Standort sowie Verbindungen der Unternehmen in die USA.

„Die Batterieproduktion in der EU steht im Kreuzfeuer zwischen den USA und China. Europa muss handeln, um nicht den Anschluss zu verlieren. Doch Deutschland riskiert, eine der zentralen Säulen der EU-Klimagesetzgebung einzureißen. Die aktuellen Drohungen des Verkehrsministers, das Verbrenner-Aus auf den letzten Metern zu kippen, signalisieren der Industrie nicht die benötigte Planungssicherheit. Bundeskanzler Scholz muss dringend ein Machtwort sprechen – für das Klima und Europa als Batterie-Standort", erklärte Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E-Deutschland.

Für Deutschland, Ungarn, Spanien, Italien und Großbritannien steht am meisten auf dem Spiel, sollten Batteriehersteller ihre Pläne ändern. Bei Teslas Gigafabrik in Berlin-Grünheide, die allerdings auch ökologisch höchst umstritten ist, besteht das größte Risiko, dass sich die Produktion in Europa verzögert. Das Unternehmen hatte jüngst angekündigt, den Schwerpunkt seiner derzeitigen Zellproduktion in die USA zu verlegen, um von den Subventionen des Inflation Reduction Acts (IRA) zu profitieren. Für die geplante Gigafabrik von Northvolt in Heide besteht ein mittleres Risiko, da das Unternehmen nur einen Teil der Finanzierung gesichert und noch nicht mit dem Bau begonnen hat. Außerdem sagte der CEO von Northvolt, dass das Unternehmen eine Expansion in den USA vorziehen könnte. Italvolt, dessen CEO auch das gescheiterte britische Startup Britishvolt gründete, läuft Gefahr, zugunsten des Schwesterprojekts Statevolt in Kalifornien zurückgestellt zu werden. Um nicht dasselbe Schicksal wie Britishvolt zu erleiden, muss die geplante Gigafabrik in der britischen Region West Midlands noch einen Investor finden. Der Studie zufolge sind auch die geplanten Standorte von InoBat in Serbien und Spanien gefährdet. Das Unternehmen hat jüngst ein Joint-Venture-Angebot von einem amerikanischen Unternehmen in Indiana erhalten.

Neuinvestitionen in Europa brechen ein

Europas Anteil an weltweiten Neuinvestitionen in die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien brach laut BloombergNEF von 41 Prozent im Jahr 2021 auf magere 2 Prozent im Jahr 2022 ein. Investitionen in den USA und China stiegen weiter an. Europäische Unternehmen haben bereits angekündigt, in den USA zu expandieren. T&E erklärte, dass die begrenzten Ressourcen der Unternehmen zur Ausweitung der Produktion sowie das knappe Angebot an Rohstoffen das Wettrennen bei der Batteriezellproduktion zwischen den USA und Europa zu einem Nullsummenspiel machen.

„Europas Antwort muss sich am US Inflation Reduction Act orientieren – was wir brauchen sind klare Fokussierung, einfache Verfahren und Sichtbarkeit. Ein zentraler Fonds, auf den alle Mitgliedstaaten zugreifen können, sollte die Wertschöpfungsketten für Batterien, erneuerbaren Energien und intelligenten Stromnetzen priorisieren.Ohne eine solide Industriepolitik, die sich auf die Ausweitung der Produktion konzentriert und ökologisch nachhaltige Projekte belohnt, ist die EU nicht wettbewerbsfähig", mahnte Sebastian Bock.

Am 14. März wird die EU-Kommission ihren Net-Zero Industrial Act vorstellen, der die Steuervorteile und Subventionen des IRA für die Verlagerung von Batterielieferketten in die USA kontern soll. T&E forderte Produktionsziele, Steuererleichterungen und Subventionen, um die Batteriezellproduktion zu steigern und gleichzeitig die vollständige Einhaltung europäischer Umweltstandards sicherzustellen. Gebraucht werde außerdem eine grüne Agenda, die Genehmigungsverfahren für Projekte in Europa vereinfacht, so der Appell weiter.

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