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T&E-Prognose: Deutsche E-Kleinwagen könnten 2025 mit China-Stromern konkurrieren

Günstige Prognose der Umweltdachorganisation: Elektrisch angetriebene Kleinwagen bis 25.000 Euro aus Deutschland könnten schon bis 2025 konkurrenzfähig mit dem China-Wettbewerb sein. Allerdings fahren die deutschen OEMs die Kleinwagensparte gerade runter, zu lukrativ sind größere SUV. Das kritisiert die NGO.

Konkurrenzfähig: Eine Studie von T&E hält E-Kompaktwagen aus deutschen Landen für wettbewerbsfähig, wie etwa den für 2025 avisierten ID.2, der unter 25.000 Euro kosten soll. Für den Klimaschutz seien kleinere Fahrzeuge dringend notwendig. Im Moment setzen sie eher auf "groß und schwer". | Foto: VW
Konkurrenzfähig: Eine Studie von T&E hält E-Kompaktwagen aus deutschen Landen für wettbewerbsfähig, wie etwa den für 2025 avisierten ID.2, der unter 25.000 Euro kosten soll. Für den Klimaschutz seien kleinere Fahrzeuge dringend notwendig. Im Moment setzen sie eher auf "groß und schwer". | Foto: VW
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Johannes Reichel

Eine neue Studie der Umweltdachorganisation Transport & Environment (T&E) hat ergeben, dass deutsche Autohersteller schon bald kleine Elektroautos für 25.000 Euro in Europa produzieren und dabei Gewinne erzielen könnten. Bis 2025 könnten durch sinkende Produktionskosten und Batteriepreise für den Massenmarkt taugliche Kleinwagen elektrifiziert werden, legt die Studie dar, die auf einer Analyse des Beratungsunternehmens Syndex beruht. Laut T&E sei die Verfügbarkeit kleinerer, erschwinglicherer Elektroautos entscheidend, um innerhalb der breiten Bevölkerung die Akzeptanz für Elektromobilität zu stärken. Gleichzeitig müssten europäische Autohersteller auf chinesische Unternehmen reagieren, die mit günstigen Elektro-Kleinwagen auf den hiesigen Markt drängen, während die EU-Kommission Chinas Staatshilfen für Elektro-Autos prüft.

Im Szenario "günstige Marktbedingungen” könnten europäische Hersteller schon 2025 elektrische Kleinwagen in Europa produzieren und gleichzeitig eine angemessene Gewinnspanne von 4 Prozent erzielen. In diesem Fall würden die Batteriekosten auf 100 Dollar pro kWh fallen, was den Prognosen von BloombergNEF und anderen entspricht. Die Studie berücksichtigt weitere direkte Kostensenkungen, während die Erwartungen der Industrie bezüglich indirekter Kosten und Aufschläge weitgehend beibehalten werden. Die Studie geht von einem Kleinwagen aus, der eine LFP-Batterie mit 40 kWh und eine Reichweite von 250-300 km hat.

"Während Deutschland zu Recht um seine Premium- und Luxusautos beneidet wird, dürfen wir nicht vergessen, dass es erschwingliche Kleinwagen waren, die eine Schlüsselrolle für Deutschlands Wirtschaftswunder gespielt haben. Sie haben Europa mobil gemacht und Millionen Menschen Arbeit und Wohlstand gebracht. Wenn deutsche Autohersteller in diesem Segment weiterhin zurückhaltend sind, gefährden sie nicht nur Tausende an gut bezahlten Arbeitsplätzen, sondern riskieren auch ihre Wettbewerbsfähigkeit. Aktuell müssten sie vor allem auf elektrische Kleinwagen in großer Stückzahl setzen, um mit chinesischen Herstellern konkurrieren zu können. Diese drängen mit genau solchen Autos stark auf den europäischen Markt", mahnt Friederike Piper, Expertin für E-Mobilität bei T&E Deutschland.

Umfrage: Kleine und preiswerte E-Autos könnten Wende forcieren

Gleichzeitig bestätigt eine neue YouGov Umfrage im Auftrag von T&E, dass ein größeres Angebot an kleinen, preiswerten Elektroautos die Verbreitung von emissionsfreien Autos in Europa beschleunigen würde. Fast ein Drittel (31 Prozent) der befragten Neuwagenkäufer:innen in Deutschland gaben an, bereits im nächsten Jahr ein Elektroauto kaufen zu wollen. Sind Elektroautos für 25.000 Euro im Angebot, dann steigt der Anteil an interessierten Käufer:innen auf 39 Prozent. Dies hieße für Deutschland, dass pro Jahr 212.000 zusätzliche Elektroautos verkauft werden könnten, die Verbrenner ersetzen. Die sechs großen europäischen Automobilhersteller haben die Produktion günstiger Kleinwagen jedoch heruntergefahren, um Gewinne zu erzielen, die weitaus schneller gewachsen sind als die Inflation. Laut Studie lag ihr Nettogewinn pro Auto 2019 zwischen -40 Euro und 1.920 Euro. 2022 stieg er auf 510 Euro bis 8.940 Euro. Das wurde erreicht, indem der Verkauf größerer, lukrativerer SUVs priorisiert wurde.

Stattdessen setzen die Hersteller auf lukrative SUV

Sie machen heute über die Hälfte (53 Prozent) aller in Europa verkauften Fahrzeuge aus. Auch im Bereich Elektroautos waren 51 Prozent der 2022 verkauften Fahrzeuge E-SUVs, die mehr Strom und Rohstoffe verbrauchen. T&E fordert, dass die Gesetzgeber:innen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Automobilindustrie kleine Elektroautos stärker priorisiert. Sie sind besser für die Umwelt, bieten Haushalten eine erschwingliche Alternative zu herkömmlichen Verbrennern und sichern die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie. Aus T&E-Sicht ist dafür eine Strategie mit Effizienzvorschriften für Elektroautos auf EU-Ebene notwendig. Auf nationaler Ebene bedarf es Fahrzeugsteuern und -subventionen, die das Fahrzeuggewicht berücksichtigen. Auf lokaler Ebene sollten höhere Parkgebühren für SUVs eingeführt werden.

"Aktuell freuen sich Autohersteller über Gewinne durch große vollelektrische SUVs, die für viele Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen schlicht zu teuer sind. Gesetzgeber müssen Effizienzstandards einführen, Steuern und Subventionen reformieren und mit anderen Maßnahmen auf lokaler Ebene ergreifen, damit ein Großteil der Bevölkerung nicht abgehängt wird, sondern Zugang zu Elektroautos bekommt, die kleiner und bezahlbarer sind”, ergänzte Friederike Piper.

Zum Hintergrund:

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, stammen von YouGov Plc. Der Gesamtumfang der Stichprobe in Deutschland betrug 521 Erwachsene. Die Feldarbeit wurde zwischen dem 4. und 7. August 2023 durchgeführt. Die Umfrage wurde online durchgeführt. Von den Befragten, die beabsichtigen, in den nächsten 12 Monaten ein neues Auto in Deutschland zu kaufen, gaben 31 Prozent an, dass sie höchstwahrscheinlich ein Elektroauto kaufen würden. Von denjenigen, die angaben, dass sie höchstwahrscheinlich einen Verbrenner kaufen würden, gaben 11 Prozent an, dass sie auf ein Elektroauto umsteigen würden, wenn kleine Modelle für 25.000 Euro auf dem Markt wären. Von den Unentschlossenen gaben 18 Prozent an, dass sie auf ein Elektroauto umsteigen würden, wenn sie die Möglichkeit zum Kauf eines preiswerteren Kleinwagens hätten. Wenn sich diese Absichten auf dem Automarkt widerspiegeln würden, würde das Aufkommen von erschwinglichen kleinen Elektroautos den Verkaufsanteil von vollelektrischen Autos auf 39 Prozent steigern. T&E hat die Nettogewinne pro Auto von BMW, Mercedes, Renault, Stellantis, Volvo Cars und Volkswagen berechnet.

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