T&E-Analyse: Rekordgewinne, aber kein Geld für Euro 7-Technik
Die europäische Umweltdachorganisation Transport & Environment (T&E) hat den Autoherstellern vorgeworfen, trotz stark gesteigerter Gewinne keine Mittel für die weitere Verbesserung der Verbrennertechnologie im Zuge der Euro-7-Pläne der EU bereitstellen zu wollen. Eine neue Analyse zeigt, dass die fünf großen Autokonzerne ihre jährlichen Gewinne seit 2019 mit 64 Milliarden Euro mehr als verdoppelt haben. Die aktuelle Euro-7-Vorschlag würde laut EU-Berechnungen 90 bis maximal 150 Euro pro Fahrzeug kosten.
Die NGO setzt sich für noch ehrgeizigere Grenzwerte ein, da Schadstoffe durch den Straßenverkehr jedes Jahr 70.000 vorzeitige Todesfälle verursachen, so die Argumentation. Europas größten Automobilhersteller Volkswagen (VW) würde ambitioniertere Vorgaben während der gesamten Laufzeit 5,7 Milliarden Euro kosten – 37 Prozent des 2022 VW-Jahresgewinns, so die Analyse weiter. Die Vorschläge der EU-Kommission beurteilte T&E als schwach, da sie weit hinter Empfehlungen eigener EU-Experten zurückblieben und die vor mehr als einem Jahrzehnt festgelegten Emissionsgrenzwerte für Benzinfahrzeuge beibehalten würden.
"Doch aktuell lehnt die Autoindustrie selbst den schwachen Vorschlag mit der Begründung ab, er wäre zu teuer. Gleichzeitig haben die fünf größten europäischen Autohersteller allesamt ihre Gewinnmargen im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie erhöht, obwohl sie zusammengenommen 25 Prozent weniger Autos verkauften", kritisiert die Organisation weiter.
So habe BMW 2022 seine Gewinnmarge im Vergleich zu 2019 fast verdreifacht, während Stellantis sie mehr als verdoppelte – als Folge eines branchenweiten Umstiegs von günstigen Kleinwagen auf teurere Premium-Fahrzeuge. Die NGO monierte, Autokonzerne würden erschwinglichere Autos wie den Fiat Punto zugunsten von Profiten ausrangieren, aber trotzdem behaupten, dass EU-Vorgaben zur Luftverschmutzung Autos für gewöhnliche Fahrer zu teuer machen würden.
„Die Autoindustrie maximiert ihre Gewinne, indem sie sich auf teuere Oberklassefahrzeuge konzentriert. Gleichzeitig behaupten Hersteller, dass einfache Schadstoffvorschriften Autos unbezahlbar machen würden. Die EU muss die Luft, die wir atmen und die öffentliche Gesundheit ausdrücklich vor die Profite der Branche stellen“, forderte Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland.
Hohe Auszahlungen an Aktionäre
Die fünf großen europäischen Unternehmen zahlten laut Analyse in diesem Jahr 19,7 Milliarden Euro Dividenden an ihre Aktionäre und 7,5 Milliarden Euro für Aktienrückkäufe aus, die darauf abzielen, ihren Aktienkurs zu steigern. Allein Stellantis plant, 5,7 Milliarden Euro für Dividenden und den Rückkauf von Aktien auszugeben. Das seien mehr als die Gesamtkosten, die der Hersteller aufwenden müsste, um strengeren Regelungen gegen die Luftverschmutzung gerecht zu werden. Laut T&E verdeutliche dies die "falschen Behauptungen der Autohersteller, sie könnten sich keine saubereren Motoren leisten, weil dadurch Investitionen für die Elektrifizierung wegfallen würden".
In der Folgenabschätzung der Europäischen Kommission wurden die Kosten auf der Grundlage einer Laufzeit der Verordnung von 2025 bis 2050 analysiert. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die letzten Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 verkauft werden und das Gesetz vorschreibt, dass Fahrzeuge 15 Jahre lang nach ihrem Verkauf die Grenzwerte einhalten müssen, präzisiert die NGO.
Appell an die EU für ambitionierte Vorgaben
Die NGO forderte das Europäische Parlament und die EU-Regierungen auf, ihre Ambitionen zumindest an die Expert:innen-Empfehlungen der EU-Kommission anzupassen. Die Euro-7-Normen werden die Verschmutzung durch 100 Millionen Autos regulieren, die voraussichtlich vor dem EU-Ausstieg aus Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 noch verkauft werden – und vielleicht sogar darüber hinaus, sollten Autos mit E-Fuels betrieben werden können, mahnt die Organisation.
„Euro 7 ist die letzte Abgasnorm, die den Herstellern noch auferlegt wird. Sie ist unsere einzige Chance, die Schadstoffemissionen von 100 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor zu reduzieren, die in den kommenden Jahren noch auf die Straße kommen", appellierte Sebastian Bock.
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