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T&E-Analyse: E-Fuel-Tankfüllung würde 210 Euro kosten

Der Vorstoß der FDP mit der Unterstützugn von Bundeskanzler Scholz für E-Fuels könnte teuer werden für Autofahrer:innen und die CO2-Emissionen, die Luftverschmutzung und den Benzinverbrauch weiter antreiben, rechnet die Umweltorgansiation vor. Und mahnt ein Ende der Debatte an, die zugleich den Hochlauf der E-Mobilität ausbremst.

Nischenlösung für Porsche-Fahrer: Die NGO T&E hält die Massentauglichkeit von E-Fuels für eine Illusion und rechnet bis 2030 konservativ mit Synfuelpreisen von 2,80 Euro pro Liter. Porsche erröffnete vor kurzem eine E-Fuel-Pilotanlage mit Windenergieanschluss in Chile. | Foto: Porsche
Nischenlösung für Porsche-Fahrer: Die NGO T&E hält die Massentauglichkeit von E-Fuels für eine Illusion und rechnet bis 2030 konservativ mit Synfuelpreisen von 2,80 Euro pro Liter. Porsche erröffnete vor kurzem eine E-Fuel-Pilotanlage mit Windenergieanschluss in Chile. | Foto: Porsche
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Johannes Reichel

Die europäische Umweltdachorganisation Transport & Environment (T&E) hat eine Hochrechnung über die Kosten von E-Fuels im Jahr 2030 angestellt und prognostiziert aufgrund des aufwändigen Herstellungsprozesses einen Preis von 2,80 Euro pro Liter. Damit könnte eine Tankfüllung für einen durchschnttlichen deutschen Autofahrenden mit 210 Euro zu Buche schlagen, so die Analyse. Auf Drängen der FDP und des Bundesverkehrsministers Volker Wissing hatte die Bundesregierung unter Olaf Scholz (SPD) den EU-Prozess zum Verbrennerausstieg blockiert, um eine verbindliche Regelung für die Neuzulassung von Verbrennerfahrzeugen, die mit E-Fuels betrieben werden können, auch nach 2035 zu erzwingen.

"Die exorbitanten Kosten von E-Fuels würden allerdings bedeuten, dass sich nur Wohlhabende den synthetischen Kraftstoff leisten könnten. Gleichzeitig steigt die Gefahr, dass Autofahrer:innen mit für E-Fuels zertifizierten Verbrennungsmotoren die Vorschriften umgehen und stattdessen fossiles Benzin tanken", warnt nun die NGO.

E-Fuels könnten 2030 in Deutschland mehr als 2,80 Euro pro Liter an der Zapfsäule kosten, 50 Prozent mehr als Normalbenzin heute. Der Grund ist ihr komplexer und energieintensiver Produktionsprozess. Die Berechnung basier auf der ICCT-Schätzung des Endkundenpreises für E-Diesel in Deutschland im Jahr 2030 und unter der Annahme, dass der Steuersatz für E-Fuels 0,15 Euro pro GJ beträgt, wie in der vorgeschlagenen Überarbeitung der EU-Energiesteuerrichtlinie (ETD) vorgesehen. T&E verfolgt dabei die konservative Annahme, dass die Preise für E-Benzin ähnlich hoch sein würden wie die für E-Diesel. In Wirklichkeit ist für die Herstellung von E-Benzin mehr Verarbeitung erforderlich, was zu höheren Preisen führt, merken die Studienautoren an. Im Endeffekt hieße das nach der konservativen Schätzung, dass der durchschnittliche Autofahrende pro Jahr mindestens 2.300 Euro für synthetische Kraftstoffe ausgeben müsste, so die Analyse von T&E.

"Bundeskanzler Scholz droht, den europäischen Green Deal zu kippen, um umweltschädliche Verbrennungsmotoren zu retten. Die E-Fuels-Kosten werden allerdings so hoch sein, dass sie sich nur Wohlhabende leisten können. Alle anderen werden dazu gedrängt, die Vorschriften zu umgehen und fossiles Benzin zu verwenden. Am Ende sind die Autofahrer:innen und das Klima die Verlierer", warnte Alex Keynes, T&E-Manager für saubere Fahrzeuge.

Der deutsche Vorstoß, neue Autos mit knappen E-Fuels anzutreiben, würde die CO2-Emissionen und den Benzinverbrauch durch die bestehende Fahrzeugflotte erhöhen, prognostizieren die Studienautoren weiter. Lässt man den Verkauf von Verbrennungsmotoren nach 2035 zu, würde dies bis 2050 den Verkauf von bis zu 46 Millionen emissionsfreien Elektroautos gefährden, kritisiert die NGO. Gleichzeitig stünden diese synthetischen Kraftstoffe nicht für die Bestandsflotte zur Verfügung, die sie zur Dekarbonisierung benötigt. Sollten E-Fuels für neue Autos verwendet werden, würden die bereits bestehende Flotte bis 2050 zusätzlich 135 Milliarden Liter fossiles Benzin verbrauchen und 320 MtCO2e zusätzlich emittieren. Die Ausnahme für E-Fuels hätte zudem zur Folge, dass Europäer:innen auch in den kommenden Jahrzehnten giftige Luft atmen müssen.

Theoretisch CO2-neutral, aber NOx und Partikel bleiben

Synthetische Kraftstoffe können zwar kohlenstoffneutral sein, stoßen aber bei der Verbrennung in Verbrennungsmotoren immer noch Luftschadstoffe aus - vor allem giftiges NO2 und krebserregende Partikel. Der Analyse zufolge könnten bis 2050 mit E-Fuels betriebene Autos in der EU bis zu 160.000 Tonnen zusätzlicher NOx-Emissionen ausstoßen. Das seien mehr giftige Emissionen als die gesamte italienische Autoflotte in einem Jahr ausstößt.

"Letztendlich werden E-Fuels nicht mehr als eine Nischenlösung für Porsche-Fahrer sein. Doch Scholz riskiert Europas grünen Wandel und die Zukunft seiner Autoindustrie, indem er das klare Ende des Verbrenner-Motors zugunsten eines teuren und umweltschädlichen Kraftstoffs untergräbt", kritisiert Alex Keynes.

Die EU-Kommission verhandelt derzeit mit Deutschland über ein Schlupfloch für E-Fuels beim Verbrenner-Aus im Jahr 2035. Nach T&E untergräbt Scholz mit seinem Vorstoß Investitionssicherheiten in die Elektrifizierung für europäische Automobilhersteller. Zugleich gefährdet er allein in Deutschland Investitionen in Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro für Batterieanlagen, rechnet die NGO weiter vor.

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