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Symposium: Mit Digitalisierung Verkehr nachhaltiger machen

Beim ersten Mobility Network Symposium der DB-Mobilitätstochter ioki stecken Politik und Bahn-Managment die Leitplanken der Digitalisierung ab - und skizzieren, wie sie zur Entlastung im Verkehr beitragen kann.

Chancen im Digitalen: Ministerin Bär diskutierte mit DB-Digitalchefin Jeschke und Moderatorin Tijen Onaran. | Foto: J. Reichel
Chancen im Digitalen: Ministerin Bär diskutierte mit DB-Digitalchefin Jeschke und Moderatorin Tijen Onaran. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

"Wir brauchen das 5-G-Netz vielleicht nicht an jeder Milchkanne, aber an jeder Milchkanne, wo es wichtig ist", nimmt der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Steffen Bilger (CDU) den Faden der jüngsten politischen Debatte auf. Dennoch glaubt er, mit den jüngsten Beschlüssen zum Ausbau ein gutes Ergebnis erzielt zu haben, das die Basis legt für den Einstieg in Technologien wie autonomes Fahren, derzeit noch bis auf einzelne Teststrecken wie das DTA auf der A9 reine Zukunftsmusik.

"Hier haben wir ein völlig unzureichendes Niveau. Wir tappen in die gleichen Funklöcher wie vor zehn Jahren. Das darf nicht sein", meinte Bilger.

Techniken wie das Autonome Fahren sieht er im übrigen nicht nur an Bundesautobahnen als relevant an, sondern eben auch zunehmend als Option im ländlichen Raum, etwa als Ergänzung zum ÖPNV und wo dieser vielleicht gar nicht mehr existiert. Die Digitalisierung wiederum sei essentiell für mehr Nachhaltigkeit im Verkehr. Und für mehr Sicherheit: "95 Prozent aller Unfälle sind auf menschliche Fehler zurückzuführen. Hier müssen wir besser werden", forderte er.

Sicherheit als schlagendes Argument für autonomes Fahren

Aber zugleich sei das auch ein schlagendes Argument, wenn es darum gehe, den Leuten die Ängste vor der Technologie zu nehmen. Hier pflichtete ihm die Unionskollegin Dorothee Bär (CSU), früher Staatssekretärin im Verkehrsministerium und jetzt als Staatsministerin für Digitales zuständig, bei, die auf die erschreckende Zahl von 3.000 jährlichen Verkehrstoten in Deutschland verwies, mit einer Vielzahl an Betroffenen im Umfeld der Opfer.

Überall in der Welt sehe man das autonomes Fahren, wo Deutschland im Übrigen vor allem im Autobahnbetrieb "gut dabei" sei, als Fortschritt, nur in Deutschland nehme man es als Einschränkung wahr, meinte sie. Sie verstehe nicht was daran so toll sein soll, im Stau, bei Nebel oder beim Parkplatzsuchen sein Auto weiterhin selbst zu pilotieren, meinte sie süffisant.

"Wir müssen das von der abstrakten Ebene runterziehen und konkrete positive Use Cases schaffen. Dann lassen sich die Leute auch überzeugen", schildert Bär ihre Erfahrungen aus Bürgergesprächen.

An diesem Punkt war sie sich mit Digitalisierungs- und Technik-Chefin Sabina Jeschke von der Deutschen Bahn einig, die meinte, es sei entscheidend, neue Technologien "erfahrbar" zu machen. Sie verwies auf Pilotprojekte des Konzerns wie den autonomen Shuttle in Bad Birnbach. "Wir gehen hier in vielen kleinen Schritten vor und schaffen Demonstratoren".

Digitale Durchdringung in der Infrastruktur

Übrigens auch in der Schieneninfrastruktur: Hier erprobt man etwa Systeme zur vorbeugenden Wartung von Weichen, die heute noch ein häufiger Störfaktor im Betrieb seien, Stichwort Weichenheizung. "Was, wenn wir schon vorher wissen, wann eine Weiche kaputt geht oder ein Zug wartungsbedürftig ist", skizzierte sie die Aufgabenstellung. Feste Zyklen wie aktuell hält sie für unzureichend.

"Wir brauchen eine digitale Durchdringung der Infrastruktur. Das System muss sich in gewisser Weise selbst wahrnehmen", forderte Jeschke.

Auch sie sieht Chancen und Potenziale für neue Mobilitätsformen nicht nur in urbanen, sondern auch in ländlichen Räumen. "In der Stadt geht es in Richtung Punkt-zu-Punkt-Mobilität mit der Einkreuzung privater Systeme in den ÖPNV. Im ländlichen Raum sehen wir autonome Shuttles, aber auch Carsharing oder durchaus auch Flugtaxis als künftige Alternativen", skizzierte sie.

Automatisierung in der Logistik gegen den Fahrermangel

Die Automatisierung könne auch in der Logistik helfen, wo man bereits heute kaum noch Fahrer für die Trucks finde. Die Frage sei doch, welche Technologien man bereitstellen müsse, um das hohe Logistiklevel, das Deutschland derzeit biete, aufrecht zu erhalten, umriss Jeschke die Aufgabe der nächsten Jahre. Außerdem verwies sie auf die gewaltigen Spritsparpotenziale von zehn bis 20 Prozent, die im sogenannten Platooning, dem Fahren im Verbund lägen. "In Deutschland ist die Skepsis am Anfang immer besonders groß", konstatierte die Managerin, die Halbschwedin ist und dort eine deutlich größere Offenheit gegenüber neuen Technologien sieht.

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