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SXSW 2018: Smart City – Überraschung aus dem Publikum

Das Thema autonomes Fahren und Digitalisierung nimmt einen großen Teil der Panels und Diskussionen auf der SXSW ein – wo Diskussionsrunden spontan mit dem Publikum zusammengestellt werden - das überraschend hochkarätige Zuhörer und Beiträge bietet.

Spannend: Die Moderatoren stellten das Panel der Diskutierenden teils spontan aus dem Publikum zusammen.
Spannend: Die Moderatoren stellten das Panel der Diskutierenden teils spontan aus dem Publikum zusammen.
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Gregor Soller

Das Thema „Autonomes Fahren“ bestimmt einen Großteil der Mobilitätsveranstaltungen auf der SXSW. Und es wird extrem differenziert diskutiert. So zum Beispiel auf dem „Mobility Mastermind Meet Up“, das von Kathleen Baireuther, die für Ford Smart Mobility arbeitet und Elijah May vom Experience Forum moderiert wurde. Das spannende daran: Die beiden stellten ein lockeres Panel aus Kollegen und dem Publikum zusammen, das extrem hochkarätig war. Darunter Entwickler von Polestar, Geely und aus dem Silicon Valley ebenso wie Stadtplaner aus Mexico. Insofern hatte man eine extrem breite internationale Basis zum Thema.

Die trotzdem mehr Fragen als Antworten zum Thema hatte. In Mexico rüstet man demnächst einzelne Städte mit „smarten Ampeln“ und Straßenbeleuchtungen aus, die das Verkehrsaufkommen erkennen und differenzieren können. Das wird den Verkehrsfluss definitiv optimieren, bleibt aber zunächst eine Insellösung, zumal die meisten Fahrzeuge nicht mit der Infrastruktur kommunizieren können. So erklärt Baireuther, dass wir zwar wie wild Daten sammeln und verarbeiten, dass jedoch meist projektbezogen und nicht übergreifend. Umgekehrt investieren Autokonzerne viel in die Daten ihrer Fahrzeuge, ohne dass die Infrastruktur nachgezogen würde. Wobei ein weiteres Problem aufs Tapet kommt: Smarte Infrastruktur ist teuer – auch im Unterhalt! Ein Teilnehmer bringt das Beispiel einer Stadt, wo bereits vor acht bis zehn Jahren viel in das Thema „Smart City“ investiert wurde, ohne dass die Einwohner viel davon Gebrauch gemacht hätten. Umso wichtiger scheint es, auch das Nutzerverhalten einzubeziehen. Erst dann werden Apps und Lademöglichkeiten genutzt oder der Nahverkehr kann optimiert werden. Doch genau diese Investitionen treiben auch Erlend Kyte, bei Polestar für Innovationen zuständig, um: „Wer wird investieren und mit wem müssen oder sollen wir kooperieren?“ fragt der Skandinavier, der im Volvo-Konzern nicht warten will, bis irgendwer irgendwo investiert. Außerdem tut er sich schwer mit dem Problem, wie bei autonomen Fahrzeugen das Crashcode geschrieben werden soll. „Wenn ich im Falle eines Unfalls die Wahl zwischen einem Radler mit und ohne Helm habe, auf welchen weiche ich dann aus? Kann oder darf der Softwarespezialist dann die Entscheidung treffen?“ fragt Kyte.  

Etwas leichter tut sich seine chinesische Kollegin vom Mutterkonzern Geely, die in Shanghai von konzertierten und staatlich gesteuerten Aktionen profitiert: Dort mache man mit gemeinsam angelegten Projekten zwischen Stadt und Herstellern durchaus schnelle Fortschritte. Volvo geht dagegen bewusst kleine Schritte, zumal man laut „Kyte“ 100 Jahre Tradition hat, die man nicht einfach über den Haufen werfen könne. Dazu kommt, das Skandinavien klein und wenig dicht besiedelt ist: „Optimal, um viele kleine Testprojekte anzustoßen“, wie Kyte erklärt, der übrigens in Kopenhagen wohnt und dort mit der Metrocard hochflexibel mobil ist: „Vom Leihrad über das Leihauto bis zum Zugticket kann ich alles mit dieser Karte buchen“, freut sich der Polestar-Innovator.

Was ebenfalls funktioniert – gern in den USA: Wenn ein Hersteller bestehende „Grenzen überspringt“, wie das Panel feststellt: Als Beispiele seien das I-Phone oder Tesla genannt: Wenn die Kunden einen echten Mehrwert sehen und ein Produkt oder eine Dienstleistung stark nachfragen, dann kommt Bewegung in die Geschichte.

 Für das Thema „smarte Mobilität“ braucht es aber Daten und gerade da werden die Europäer kritischer. „Aktuell werfen wir mit Daten nur so um uns – das ist ein bisschen wie mit dem Rauchen in den Fünfzigern“, vergleicht May die Situation. Insofern muss der Vorteil für die Menschen klar überwiegen, um sie zur Freigabe der Daten zu bringen – was das Thema Smartphone auf Klarste verdeutlicht. Einigkeit herrscht jedoch beim Thema, dass Autos weitgehend aus den Städten verbannt werden sollten, um neuen Lebensraum zurückzugewinnen. Autonom fahrende Robocars, die permanent verfügbar wären, würden laut Erhebungen aus Mexiko bis zu 70 Prozent Verkehrsfläche „sparen“.

Was bedeutet das?

Bezüglich der Ziele, Städte wieder lebenswerter zu machen, herrscht international große Einigkeit. Auf dem Weg dorthin kommen aber viele Fragen auf, die in Europa, Amerika und Asien aber teils ganz unterschiedlich bewertet werden, wie das internationale Panel verdeutlichte. Der Weg zum Ziel wird entsprechend lang sein!

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