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Studie Homeoffice: Weniger Auto-Pendeln entlastet das Klima

Bisher gab es wenige Daten zur Klimawirkung von Homeoffice. Nun legt eine Studie des Öko-Instituts einen positiven Effekt nahe, weil viele Pendelwege, meist per Auto zurückgelegt, wegfallen. 20 Prozent Homeoffice könnten eine Mio. Tonnen CO2 sparen. Differenzierung nach Wegelänge und Homeoffice-Ausstattung.

Ausgependel: Weil ungebrochen viele Pendelwege per Auto zurückgelegt werden, könnte das Instrument Homeoffice ordentlich zum Klimaschutz beitragen. Bei mehr ÖPNV-Anteil sogar noch höher. | Foto: J. Reichel
Ausgependel: Weil ungebrochen viele Pendelwege per Auto zurückgelegt werden, könnte das Instrument Homeoffice ordentlich zum Klimaschutz beitragen. Bei mehr ÖPNV-Anteil sogar noch höher. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Mit mehr Homeoffice ließen sich bis zu 3,7 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase pro Jahr einsparen, sogar für den Fall, dass ein Großteil der Pendelwege wie 2021 im eigenen Pkw zurückgelegt werdenl. Der Beitrag zum Klimaschutz wäre dagegen noch deutlich höher, wenn mehr Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren würden. Das zeigt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts, die die ökologischen und sozialen Auswirkungen mobilen Arbeitens in der Pandemie ausgewertet hat.

Treibhausgasemissionen bei Pendeln und mobilem Arbeiten

Während der Corona-Pandemie haben bis zu 70 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ganz oder teilweise im Homeoffice gearbeitet, konstatieren die Autoren. Dabei haben sie 2021 im Schnitt 38 Milliarden Kilometer weniger Arbeitswege als im Jahr 2017 zurückgelegt. Da 93 Prozent der Pendelwege im eigenen Auto zurückgelegt werden, ist der Anteil an der Emissionsbilanz entsprechend hoch. So werden pro gefahrenem Kilometer im Auto 202 Gramm CO2-Äquivalente (CO2e) emittiert, im Bus sind es 83 Gramm CO2e und in der Straßen- oder U-Bahn 54 Gramm CO2e.

Diese verkehrsbedingten Emissionen wurden von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den Emissionen durch Ausstattung und Betrieb von Laptops und Co. zu Hause gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass je nach Ausstattung des Arbeitsplatzes die CO2-Bilanz unterschiedlich ausfällt. Könne ein Firmenlaptop genutzt werden, so seien die CO₂-Emissionen mit 18 Kilogramm pro Jahr gering. Werde der Heimarbeitsplatz jedoch komplett neu ausgestattet und zudem zusätzlich zum Büroplatz beleuchtet und beheizt, steigen die CO₂-Emissionen auf 307 Kilogramm pro Jahr an. Wird der Homeoffice-Platz nur zeitweise (zu 50 Prozent) genutzt und es muss zudem eine komplett neue Hardware für den Heimarbeitsplatz angeschafft und zusätzlich betrieben werden, lohne sich das Arbeiten von zu Hause aus Sicht einer Emissionseinsparung erst ab einem einfachen Pendelweg von mehr als 6 Kilometern mit dem Pkw beziehungsweise 18 Kilometern mit dem ÖPNV.

Homeoffice lohnt immer: Im Schnitt 15 Kilometer einfache Pendeldistanz

Im Durchschnitt beträgt die einfache Pendeldistanz von Arbeitnehmer*innen in Deutschland jedoch rund 15 Kilometer und liege damit deutlich über den in beiden Szenarien identifizierten Schwellwerten, so die Analyse weiter. In beiden Fällen gelte, dass durch die Nutzung des Homeoffice gegenüber dem Arbeiten im Büro für einen Großteil der Arbeitnehmer*innen unabhängig von der Verkehrsmittelwahl eine CO₂-Emissionsminderung erreicht wird. Diese Aussage treffe selbst dann zu, wenn für den Heimarbeitsplatz neue Geräte angeschafft und sowohl Büro- als auch Heimarbeitsplatz beheizt und beleuchtet werden müssten. Grundsätzlich ist der Pkw das dominierende Verkehrsmittel und ist für rund drei Viertel der Verkehrsleistung in Deutschland verantwortlich. Besonders niedrig ist der Besetzungsgrad der Pkw auf Pendelwegen und die durchschnittlich ausgestoßenen Emissionen sind dementsprechend besonders hoch, so die Erkenntisse der Wissenschaftler.

„Unsere Bilanz zeigt, dass unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels und bereits ab einem Tag Homeoffice pro Woche die Treibhausgasbilanz sinken kann. Auch nach der Pandemie kann daher eine Mischung aus Büropräsenz und mobilem Arbeiten aus Umweltgesichtspunkten vorteilhaft sein und selbst im konservativstem Szenario – mit 20 Prozent Homeoffice – rund eine Million Tonnen Treibhausgase einsparen. Das entspricht etwa den Emissionen, die 370.000 Autos durchschnittlich in einem Jahr emittieren", resümiert Konstantin Kreye, Experte für Klimaschutz und Mobilität am Öko-Institut.

Soziale Auswirkungen differenziert betrachten

Weniger Pendelwege, flexiblere Arbeitszeiten, ortsunabhängiges Arbeiten, eine bessere Vereinbarkeit der Kinderbetreuung, viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden die Vorteile von Homeoffice als hoch einschätzen, so die Autoren weiter. Auch Unternehmen hätten das erkannt und sehen hier eine neue Möglichkeit, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Die Studie skizziert jedoch gleichzeitig Risiken wie eine stärkere Vermischung von Arbeits- und Privatleben, das Gefühl der Isolation oder der ungleiche Zugang zu einem geeigneten Arbeitsplatz zuhause. Werde ländliches Wohnen attraktiver, könne dies zwar zu einer Entspannung der städtischen Wohnungsmärkte führen. Zugleich steigt jedoch die Gefahr, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus privaten Gründen stärker das Auto nutzten.

„Der Querschnitt der von uns ausgewerteten Studie zeigt ein gemischtes Bild der sozialen Auswirkungen von Homeoffice. Da viele Beschäftigte angeben auch in Zukunft regelmäßig von zuhause aus arbeiten zu wollen, sollten sich Unternehmen und Organisationen umfassend mit den Chancen, aber auch den Risiken auseinandersetzen", meint Cara-Sophie Scherf, Expertin für nachhaltiges Wirtschaften am Öko-Institut.

Das Working Paper entstand im Rahmen des Projekts „Compan.e: Wege zur elektromobilen und nachhaltigen Unternehmensmobilität“ und wurde gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

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