Strategy&: Globaler E-Auto-Boom hält an - Stromer immer günstiger als Verbrenner
Der Markt für Elektroautos ist global mit hohem Tempo gewachsen, wobei sich das Wachstum im letzten Quartal des Jahres 2022 etwas abgeschwächt hat. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 14 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. Während im dritten Quartal 2022 weltweit 74,7 Prozent mehr reinelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) zugelassen worden waren als im Vorjahreszeitraum, lag das Wachstum im vierten Quartal bei nur noch 55,6 Prozent. Grund dafür waren vor allem ein deutlicher Dämpfer in China sowie geringere Absätze in den USA.
Der Wandel hält ungebremst an
Insgesamt hält der Wandel zu E-Mobilität trotz hoher Energiepreise ungebremst an. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 70 Prozent mehr BEVs verkauft als noch 2021. In Europa lag das Plus bei rund 27,6 Prozent, in China bei 84,5 Prozent, in den USA sogar bei 87,6 Prozent. Aussicht auf sinkende Förderprämien lösten Mini-Boom in Deutschland aus Entgegen dem globalen Trend zogen die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in Deutschland im vierten Quartal kräftig an. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Absatz von BEVs um 66,1 Prozent. Bei Plug-in-Hybriden (PHEV) lag das Plus sogar bei 73,5 Prozent, während Hybride einen Zugewinn von 26,7 Prozent verzeichnen konnten. Aufgrund dieses Schlusssprints lag der Marktanteil von elektrischen Fahrzeugen im vierten Quartal mit knapp 60 Prozent zum ersten Mal über dem von Verbrennern. Die schwächeren ersten Quartale wurden dadurch etwas ausgeglichen. Hauptgrund für die Erholung sind sinkende sowie auslaufende Kaufprämien.
PHEVs bleiben als Dienstwagen attraktiv - kommerziell
Während der Staat für BEVs mit einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro seit Anfang 2023 nur noch 4.500 statt 6.000 Euro Prämie zahlt, ist die Förderung für PHEVs Ende 2022 vollständig ausgelaufen. Die Steueranreize für PHEVs als Dienstwagen – 0,5% statt 1% geldwerter Vorteil – bleiben jedoch bestehen, sodass diese Fahrzeugklasse für die Flotten von Unternehmen weiterhin kommerziell sehr attraktiv bleiben wird.
„Wir beobachten derzeit, wie die Transformation der Mobilität das nächste Level erreicht und erwachsen wird. Trotz hoher Energiepreise und sinkender und auslaufender Prämien in Deutschland aber auch in anderen Ländern wie China oder Frankreich bleibt das Tempo des Wandels hoch und die Elektromobilität auf Kurs“, analysiert Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland.
Die Dauerhaftigkeit des Wandels zeige sich etwa daran, dass Elektrofahrzeuge herkömmliche Verbrenner selbst bei den aktuellen Energiepreisen in den Gesamtkosten schlagen würden, betont Kuhnert. Außerdem hätten die Verbraucher:innen die Vorteile der Elektroautos inzwischen so verinnerlicht, dass sie in Zukunft vielfach auch ohne Kaufanreize zu E-Autos greifen werden.
E-Mobilität lohnt selbst bei hohen Strompreisen: Opel Corsa-e im Vergleich
Dass sich BEVs unterm Strich auch bei den derzeit hohen Strompreisen lohnen, zeigt eine aktuelle Analyse von Strategy&. Die Gesamtkosten (TCO – Total Cost of Ownership) für einen elektrischen Opel Corsa mit Vollausstattung belaufen sich demnach beim Kauf in diesem Jahr und gerechnet auf 48 Monate Laufzeit auf knapp 26.000 Euro. Ein vergleichbares Modell mit Verbrenner schlägt dagegen mit fast 29.000 Euro zu Buche. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die aktuelle Prognose „Ladestrom für Automobile“ von PwC. Sie taxiert die durchschnittlichen Ladestromkosten von vier Fahrzeugnutzer:innen-gruppen auf aktuell 75 bis 109 Euro pro Monat– vorausgesetzt, die optimalen Ladetarife werden genutzt. Dagegen betragen die Energiekosten eines durchschnittlichen Verbrenners im Schnitt 166 Euro – bzw. 126 Euro bei sparsamen Neuwagen. Obwohl die hohen Energiepreise somit kaum Einfluss auf den Wandel der Branche ausüben, bleiben viele geopolitischen Risiken durch den Krieg in der Ukraine bestehen.
„Um in dieser neuen Realität zu bestehen, müssen die europäischen OEMs ihre Wertschöpfungskette ausbauen – und dabei vor allem die Entwicklung und Fertigung von Batterien sowie die Gewinnung der dafür notwendigen Rohstoffe in Europa vorantreiben“, sagt Jörn Neuhausen, Director und Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland.
Wer in Zukunft eine "Licence to operate" behalten wolle, müsse sich mehr und tiefer engagieren als einfach nur Batteriezellen von Zellhersteller zu kaufen und diese in das eigene Fahrzeug zu integrieren. Die europäischen OEMs sollten gerade jetzt der Versuchung widerstehen, die Zellen nur zu spezifizieren, sondern sollten stattdessen mit voller Kraft eigene Lösungen und Innovationen vorantreiben, um weiterhin wettbewerbsfähig und unabhängig am Markt auftreten zu können, plädiert Neuhausen weiter. Dies umfasse hinsichtlich Liefer- und Preissicherheiten bei den Batteriezellen auch eine eigene Positionierung in der Wertschöpfungskette, besonders im Bereich „Mining and Refining", wenn möglich im europäischen Umfeld.
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