Steyr Automotive: Das wird die elektrisierende Zukunft
2021 übernahm der ehemalige Magna-Manager Siegfried Wolf das MAN-Werk Steyr und firmierte es zu Steyr Automotive um. Dieses möchte er ähnlich wie Magna im Pkw-Bereich zu einer „verlängerten Werkbank“ für Lkw-Auftragsfertigungen machen. Erster Kunde ist Volta Commercial Vehicles aus London mit dem elektrischen Low-entry-18-Tonnen-Verteiler Volta Zero. Dazu sollen perspektivisch wieder elektrische Lastwägen wie der SuperPanther aus China kommen.
Außerdem integrierte man den Aufbauhersteller MUT Spezialfahrzeuge, der einst in Wien Stockerau Abfallsammelaufbauten und Kehrwagen fertigte im Werk Steyr und betreibt mit Steyr Paint eine von Europas größten Lackieranlagen für Lkw-Kunststoffteile, eine Metall-Lackiererei sowie eine manuelle Lackierlinie, in der bis zu drei Millionen Teile jährlich lackiert werden. Ein weiteres Standbein ist die Montage von Palfinger-Mitnahmestaplern für den nordamerikanischen Raum.
Wir waren in Steyr und sprachen mit Geschäftsführer Günter Heiden – ein einstiges Steyr-Daimler-Puch- und ebenfalls Magna-Urgestein – exklusiv über die Elektrifizierung der Nutzfahrzeugbranche und die Zukunft des Standortes in Oberösterreich.
Steyr Automotive steht derzeit auf vielen Beinen. Welche sind das und wie sind die aufgeteilt?
Günther Heiden: Wir haben vier Business-Units, denen wir ihre Kostenblöcke je direkt zuordnen können. Die aktuell größte ist Steyr Paint, wo wir aktuell im Zweischicht-Betrieb fahren und weiterhin Aufträge für MAN abwickeln, aber auch für neue Kunden, z.B. im Bereich Landmaschinen. Dazu kommen die Sonderaufbauten von MUT, die Auftragsfertigungen für Volta und Palfinger sowie Entwicklungsaufträge für neue externe Partner.
Wie groß sind aktuell die Umsätze der einzelnen Business-Units? Können Sie uns da Zahlen oder zumindest prozentuale Angaben geben?
Heiden: Stand Januar 2025 macht Steyr Paint ganz grob gesprochen rund 50 Prozent aus, MUT rund 30 Prozent, die Auftragsfertigung rund 15 und die Entwicklung rund fünf Prozent. Wobei sich das perspektivisch dramatisch ändern soll, denn gerade in der Auftragsfertigung haben wir noch riesiges Potenzial.
Der Standort Steyr hatte auch unter MAN immer eine eigene Entwicklungsabteilung. Die ist für Projekte wie die Weiterentwicklung des MUT-Programms und den SuperPanther auch nötig, oder?
Heiden: Die eigene Entwicklung ist essenziell wichtig für uns, denn nur so bleibt man unabhängig! Und sie ist wichtig für unsere Partner, denn gerade auch aus Asien, speziell aus China, kommen viele Anfragen nach EU-spezifischen Features, Zertifizierungen und Homologationen. Die Idee, die da im Raum steht, ist prinzipiell immer die Gleiche: Wir haben ein Produkt – meist ein Nutzfahrzeug, das aber in Europa nicht zugelassen werden kann und auch nicht für jeden Einsatzzweck gedacht ist. Hier geht es dann darum, es auf diverse Einsätze zu testen, EU-spezifisch umzurüsten, zu homologieren und zu zertifizieren.
So wie es mit dem SuperPanther geschieht?
Heiden: Wir bieten unseren Kunden an, in Branchen und Märkte mitzuwachsen und wenn sich das gut anlässt, können wir uns auch vorstellen, wieder Lkw unter Steyr-Label zu bauen.
Die letzten originären Steyr-Trucks liefen 1998 von den hiesigen Bändern, MAN pflegte die Marke noch bis 2007 mit umgelabelten MAN-Modellen, bevor am 25.9.2023 der letzte MAN vom Band lief. Gibt es da überhaupt noch Interesse an Steyr-Lkw?
Heiden: Und wie! Wir waren erstaunt, wie stark die Strahlkraft des Namens noch ist. Und das nicht nur in Österreich, wo man das noch als „Heimatverbundenheit“ werten könnte, aber auch in Deutschland und der Schweiz – und auch aus dem übrigen europäischen Ausland war das Feedback immer gleich: Toll, dass Steyr wieder Lkw bauen möchte.
Welche Versionen wären denn beim SuperPanther perspektivisch geplant?
Heiden: Wir starten mit der 4x2- und dann der 6x4-Sattelzugmaschine, bevor wir dann die verschiedenen Fahrgestelle angehen würden.
Auf die man auch MUT-Aufbauten setzen könnte?
Heiden: Das wäre in der Tat ein USP, der auch bei potenziellen Kunden gut ankommt – dass wir Lkw und Aufbau aus einer Hand anbieten könnten.
Können Sie uns kurz etwas zur Übernahme der MUT-Aktivitäten erzählen?
Heiden: Das war ein Asset-Deal, in dem wir alles, was für die Fortführung des Geschäfte notwendig und sinnvoll war, übernahmen. Wobei es uns hier darum geht, perspektivisch Qualität und Effizienz zu steigern und zusätzlich Produktinnovationen zu integrieren.
Inwiefern?
Heiden: Grundsätzlich sind Abfallsammelaufbauten und Kehrfahrzeuge Sonderaufbauten mit geringen Stückzahlen, oft in der Losgröße eins, speziell nach Kundenwunsch in Manufaktur-Manier aufgebaut. Dieses riesige Know-How samt seiner Kundenkenntnis galt es jetzt in eine effizientere Serienentwicklung und -montage, wie wir sie in Steyr seit jeher kennen, zu überführen. Aber das ist uns, glaube ich, ganz gut gelungen. Die Resonanz auf unsere IFAT-Neuheiten war jedenfalls sehr gut!
Auch hier wurde viel in elektrisch angetriebene Produkte investiert?
Heiden: Innerhalb von Städten und Gemeinden macht es absolut Sinn, alles elektrisch zu betreiben. Die Fahrzeuge und Aufbauten sind viel energieeffizienter, leiser und haben sehr überschaubare Strecken. Weshalb wir hier beim Grundfahrzeug und Aufbau „elektrisch-elektrisch“ denken! Zumal mittlerweile praktisch alle Lkw-Hersteller entsprechende Basisfahrgestelle anbieten. Und natürlich denken wir auch darüber nach, ein SuperPanther-Fahrgestell mit MUT-Aufbau zu versehen.
Gibt es dafür schon einen konkreten Zeitplan?
Heiden: Grundsätzlich wollen wir kundenfähige Prototypen bis Ende 2025 aufgebaut haben, die dann in Tests gehen. Denn Kundentests sind das A und O, wenn man zuverlässige Qualität anbieten will. Das Ganze werden wir anfangs eher regional starten, da man dann schneller reagieren kann. Da wird es extrem viel Feedback aus der Praxis geben, mit dem wir dann in die nächste Entwicklungsschleife gehen. Gleiches gilt für den SuperPanther, bei dem wir aktuell schon den Antrieb der nächsten Generation verbauen.
Weiteres Standbein sind die Spezialfahrzeuge der Marke MUT und die Elektro-Lkw der Marke SuperPanther (li.) . | Foto: Johannes Holzleitner/Steyr Automotive
Auch bei MUT werden die Aufbauten immer stärker elektrifiziert. | Foto: Johannes Holzleitner/Steyr Automotive
Schwerpunkt von MUT bilden Abfallsammler, dazu kommen Reinigungsfahrzeuge. | Foto: Johannes Holzleitner/Steyr Automotive
Für eine Lkw-Marke braucht man auch ein Händler- und Servicenetz. Wie wird das geregelt?
Heiden: Die Grundlage unserer Zusammenarbeit mit SuperPanther ist ihre „Enabler“ Strategie. Um auch außerhalb Chinas erfolgreich zu sein sucht SuperPanther gezielt nach Partnern mit Kompetenzen und Stärken, die ihr eigenes Knowhow ergänzen. Unsere größten Stärken sind neben der Fertigung auf jeden Fall Tests, Homologationen und Zertifizierungen. Aber über die genaue Aufgabenteilung im Rahmen unserer Partnerschaft können wir noch keine Details nennen.
Bei Volta ist man da einen Schritt weiter, oder?
Heiden: Grundsätzlich ja. Dass hier eine Insolvenz zu verkraften war, sah so keiner kommen und wir hatten hier auch bittere Einschnitte in unserer Belegschaft vorzunehmen. Mittlerweile hat Volta auch die künftigen Stückzahlen realistischer angesetzt und wir konnten das erste Los mit 30 Fahrzeugen, die im Prinzip dem finalen Serienstand entsprechen, zur Praxiserprobung bei den Kunden abliefern. Ein weiteres Los mit 20 Einheiten entsteht gerade und wird 2025 abgeliefert und wir hoffen, dass wir dann nach den Kundenrückmeldungen und finalen Anpassungen ab 2026 in eine Fließfertigung übergehen können. Wichtig ist immer das Skalieren der Produkte – aber das Klavier vom Prototyp bis zur Serienstückzahl, das spielen wir perfekt!
Auch mit den Energie- und Lohnkosten am Standort? Das scheint aktuell ein gesamteuropäisches Problem zu sein?
Heiden: Tatsächlich sind Energie- und Arbeitskosten in Westeuropa im Allgemeinen und in Österreich im Besonderen zu hoch. Aber hier gilt es, Lösungen zu finden und noch effizienter zu werden. Für 2025 und die Folgejahre sind wir jetzt jedenfalls sehr gut vorbereitet. Jetzt müssen wir unsere Strategien auch umsetzen. Aber Macher waren wir in Steyr und bei Steyr immer schon!
Das Interview führte Gregor Soller
Zur Person:
Günther Heiden begann seine berufliche Laufbahn 1989 bei Steyr-Daimler-Puch. Danach sammelte er Erfahrungen bei Unternehmen wie Magna Steyr und Peguform. Es folgte die Position als COO bei Russlands Nutzfahrzeughersteller GAZ, mit dem Steyr Automotive einst eine Kooperation anstrebte, die durch den Überfall Russlands auf die Ukraine hinfällig wurde. Günther Heiden gilt als Vertrauter von Eigentümer Siegfried Wolf und bildet gemeinsam mit Florian Mayrhofer die Doppelspitze von Steyr Automotive.
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Dieser Artikel besteht aus folgenden Steyr News:
- Steyr Automotive: Mit Super Panther zurück ins Lkw-Geschäft (18.09.2024)
- Steyr Automotive kauft M-U-T (06.06.2023)
- IAA Transportation 2022: Steyr ist zurück! (20.09.2022)
Steyr Automotive: Mit Super Panther zurück ins Lkw-Geschäft
News vom 18.09.2024 von Gregor Soller
Wie sehr sich die Welt gedreht hat, sieht man auf der IAA: Einst baute man in China die Steyr-Lkw der Baureihe 161 in Lizenz. Seit MAN in Oberösterreich den Stecker zog, ist Steyr Automotive wieder auf sich selbst gestellt – und könnte mit dem chinesischen Super Panther als Lkw-Marke zurückkehren.
Steyr ist zurück! Zumindest teilweise und als Markengeber für SuperPanther. Die Zusammenarbeit sei ein wichtiger Meilenstein in der globalen „Enabler“-Strategie von SuperPanther, die darauf abzielt, die Nutzfahrzeugindustrie durch technologische Innovationen und Kooperationen in eine neue Ära der Elektrifizierung zu führen. Als Pionier im Bereich der neuen Energietechnologien setzt sich SuperPanther dafür ein, seine „Enabler“-Strategie durch die Zusammenarbeit mit globalen Partnern voranzutreiben und die Innovation und Verbreitung von elektrischen Schwerlastfahrzeugen zu fördern. Diese Partnerschaft mit Steyr Automotive ist die erste Zusammenarbeit von SuperPanther in der Fahrzeugproduktion in Europa und daher ein wichtiger Meilenstein in der globalen Strategie des Unternehmens.
Die Partnerschaft zwischen SuperPanther und Steyr Automotive basiert auf der gemeinsamen Expertise in elektrischen Schwerlastfahrzeugen und den umfassenden Marktkenntnissen der beiden Unternehmen. SuperPanther bringt mit seinen Kerntechnologien und Systemfähigkeiten einen wichtigen technischen Vorsprung in die Partnerschaft ein, Steyr Automotive seine umfangreichen Erfahrungen in der schlanken Produktion und seine Qualität. Gemeinsam werden die beiden Unternehmen ihre sich ergänzenden Stärken in Technologie und Fertigung nutzen, um den europäischen und globalen Markt gemeinsam zu erschließen.
Man darf gespannt sein, wie hoch der Montageanteil in Österreich ausfällt
Dürfte konkret so aussehen: Super Panther liefert die Lkw mehr oder weniger montiert nach Steyr, wo man sie endmontiert und für Europa spezifiziert – und bei Bedarf mit den ebenfalls dort entstehenden Mut-Abfallsammelaufbauten versieht. Das erste Produkt dieser Zusammenarbeit, der eTopas 600, ist eine elektrische Sattelzugmaschine, die speziell für den europäischen Markt entwickelt wurde.
Sie ist mit hocheffizienten LFP-Batterien ausgestattet und soll eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern bieten. Darüber hinaus verfügt sie über die von SuperPanther selbstentwickelte elektrische Achse, ein integriertes Thermomanagementsystem und ein intelligentes Energiemanagement.
Der eTopas 600 ist mit LFP-Batterien ausgestattet, die eine Lebensdauer von bis zu 1,8 Millionen Kilometern bieten, und verfügt über das von SuperPanther selbst entwickelte Doppelmotorensystem mit einer Nennleistung von 394 kW und einer maximalen Leistung von 692 kW. Er ist zudem mit einer 876V-Siliziumkarbid-Hochspannungsplattform ausgestattet, die eine vollständige Aufladung in nur 38 Minuten ermöglicht. Darüber hinaus ist das Fahrzeug mit der Ultra-Niedrigtemperatur-Wärmepumpe von SuperPanther ausgestattet, die auch bei Temperaturen von bis zu minus 30 °C effizient arbeiten soll und auch im Winter hohe Leistung gewährleisten soll. Der eTopas 600 wird voraussichtlich Ende 2025 in die Serienproduktion gehen.
Zudem wurde die Markteinführung der eEmerald-Serie angekündigt. Die Lkw-Variante mit festem Aufbau bietet eine Vielzahl von Antriebsoptionen, Reichweiten und Kabinenkonfigurationen, um den unterschiedlichen Marktanforderungen gerecht zu werden. Beide Lkw-Varianten werden voraussichtlich Ende 2025 in Serie auf den europäischen Markt kommen.
Dr. Michael Ruf, Präsident des europäischen Marktes von SuperPanther, erklärt:
„Die Partnerschaft zwischen SuperPanther und Steyr Automotive ist von großer Bedeutung für die weltweite Entwicklung der Elektro-Nutzfahrzeugindustrie. Diese strategische Zusammenarbeit beschleunigt die Integration von Ressourcen zwischen den beiden Unternehmen, um effiziente, umweltfreundliche Lösungen für elektrische Lkw bereitzustellen, die der wachsenden Nachfrage nach Netto-Null-Transporten gerecht werden.“
Manfred Eibeck, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von Steyr Automotive, ergänzt:
„Als ein Unternehmen mit mehr als einem Jahrhundert Erfahrung in der Lkw-Produktion hat sich Steyr Automotive stets neuen Technologien verschrieben. In dieser strategischen Zusammenarbeit mit SuperPanther sind wir nicht nur Technologieintegrator, sondern Mitgestalter einer gemeinsamen Vision. Gemeinsam werden Steyr Automotive und SuperPanther den Fortschritt der Technologie für elektrische Schwerlastfahrzeuge vorantreiben und damit einen Beitrag zum globalen Ziel der ‚Netto-Null‘-Emissionen leisten.“
SuperPanthers Gründer und CEO, Chao Liu, erklärte:
„SuperPanthers Vision ist es, die globale Transformation der Lkw-Branche hin zu neuen Energielösungen voranzutreiben. Die ‚Enabler‘-Strategie wurde von SuperPanther für den globalen Markt gewählt, und wir glauben, dass dies der effektivste Weg ist, um den CO2-neutralen Transport zu erreichen.“
Darüber hinaus haben SuperPanther und Steyr Automotive gemeinsam eine Lkw-Baureihe mit festem Aufbau entwickelt – die eEmerald-Serie – die drei Modelle umfassen wird. Diese werden verschiedene Antriebsstränge, Reichweiten und Kabinenkonfigurationen bieten, um den unterschiedlichen Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Diese Modelle werden ebenfalls mit den von SuperPanther selbst entwickelten Kernsystemen ausgestattet sein und leistungsstarke Vorteile in Bezug auf Leistung, Winterbetrieb und Fahrzeuglebensdauer bieten. Auch die eEmerald-Serie soll Ende 2025 in die Serienproduktion gehen.
Partnerschaft mit DHL für eine CO2-neutrale Zukunft in der Logistik
Während der Pressekonferenz unterzeichnete SuperPanther zudem ein strategisches Memorandum of Understanding (MoU) mit dem global tätigen Logistikkonzern DHL Group, in dem sich beide Parteien verpflichten, die nachhaltige Entwicklung im Logistiksektor voranzutreiben. Der Fokus der Partnerschaft liegt auf der Entwicklung von grünen Logistiklösungen und der Infrastruktur des Ökosystems.
Im Rahmen der strategischen Zusammenarbeit wird SuperPanther seine Elektro-Lkw-Technologie nutzen, um DHL und seinen Partnern zu helfen, effizientere und kostengünstigere elektrische Flottenbetriebe zu entwickeln und so das Wachstum und den Marktanteil von DHL im Bereich der nachhaltigen Logistik zu beschleunigen. DHL wird seine umfangreiche Erfahrung und Ressourcen in der Logistikbranche nutzen, um gemeinsam mit SuperPanther neue Modelle für kohlenstoffarme und CO2-neutrale Transporte zu entwickeln. Dies umfasst gemeinsame Anstrengungen in den Bereichen Fahrzeugbeschaffung, Betriebsoptimierung, Ladeinfrastruktur und Lieferkettenmanagement, mit dem Ziel, globale Kunden besser zu bedienen und eine Führungsposition in der globalen nachhaltigen Entwicklung zu erreichen.
Was bedeutet das?
Steyr ist krisenerprobt: Immer wieder musste das Werk um seinen Bestand kämpfen und immer wieder könnten die Österreicher mit Flexibilität und Know-How punkten. Mit DHL hätte man schon einen großen Kunden an Bord, der den Wieder-Anlauf einer Lkw-Endmonatge in Steyr beschleunigen könnte. Und China würde Zölle umgehen, da die Lkw aus Steyr je nach Montageaufwand als „made in Austria“ gelten würden.
Steyr Automotive kauft M-U-T
News vom 06.06.2023 von Gregor Soller
Eine Meldung, die im wahrsten Sinne des Wortes „Mut“ macht: Steyr Automotive übernimmt den Aufbauhersteller aus Stockerau und holt die Produktion nach Oberösterreich.
Das einstige MAN-Werk muss sich neu sortieren und kommt dabei gut voran: Neben der Auftragsfertigung der elektrischen Lkw von Volta Trucks und der Entwicklung einer eigenen elektrischen Transporterbaureihe widmet man sich jetzt auch den Aufbauten.
Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages am 31.5.2023 wurde die bereits Ende März 2023 angekündigte Absicht von Steyr Automotive, das Fahrzeugbaugeschäft der M-U-T Maschinen-Umwelttechnik-Transportanlagen zu erwerben, vertraglich besiegelt. Binnen weniger Wochen wurde in sehr zügigen Verhandlungen Einigung darüber erzielt, welche Teile des Fahrzeugbaugeschäftes von M-U-T an Steyr Automotive gehen.
M-U-T bleibt als Marke erhalten
Die Marke „M-U-T“ bleibt bestehen und geht auf Steyr Automotive über. Bernhard List, Geschäftsführer der M-U-T-GmbH erklärte:
„Wir freuen uns sehr, dass wir unser Fahrzeugbaugeschäft mit der Gewissheit übergeben, dass dieses in qualifizierte und professionelle Hände kommt und die Top-Qualität aus Österreich, die unsere Kunden aus dem Kommunalbereich gewohnt sind, weiterhin in Österreich fortgeführt wird“.
Produkt- und Kompetenzzuwachs im Sonderfahrzeugbau
Johann Ecker, Sprecher der Geschäftsführung von Steyr Automotive, ergänzte:
„Die bedarfsorientierte Adaption von serienmäßigen LKW-Typen und die Fertigung von modernen Spezialaufbauten für die Abfallsammlung sowie für die Straßen- und Kanalreinigung passt ausgezeichnet in unser Kompetenzprofil.“
Produktionsverlagerung nach Steyr
Die Verlagerung der Aufbau-Tätigkeiten von M-U-T in Stockerau nach Steyr sowie der Produktionsbeginn sind für Juli geplant. Für viele der bei M-U-T beschäftigten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Stockerau konnten berufliche Zukunftsperspektiven erarbeitet werden, die meisten Arbeitsplätze bleiben erhalten
Was bedeutet das?
Die Fahrzeugproduktion in Steyr ist seit jeher gewohnt, sich flexibel an neue Gegebenheiten anzupassen: nach dem Auslaufen der Pkw-Produktion in den 1940er-Jahren, stand Ende der 1980er die Lkw-Fertigung auf der Kippe und MAN übernahm. Und zog jetzt nach Krakau weiter, sodass sich die Steyrer einmal neu erfinden mussten: Als Hersteller von Aufbauten, Auftragsfertiger von Elektro-Lkw und künftig: Transporterhersteller? Könnte klappen!
IAA Transportation 2022: Steyr ist zurück!
News vom 20.09.2022 von Gregor Soller
Einst montierte man Pkw und Lkw in Steyr. Künftig werden es Vans und Busse sein: Das Unternehmen sieht sich als erfahrenen Industrialisierer mit Start-up Mentalität.
Steyr kehrt als Marke ins Nutzfahrzeugsegment zurück. Das Logo erinnert wieder an eine stilisierte Zielscheibe – einst begann Steyr als Waffenschmiede. Mit der Übernahme von MAN verschwand allmählich die Marke Steyr Trucks und das Werk wurde reiner Zuliefererbetrieb im Traton-Konzern. Der in Krakau ein neues Werk für seine Lkw hochgezogen hat, womit die Auftragsfertigung in Steyr im jetzigen Umfang auslaufen wird. Die Österreicher gaben sich kämpferisch, denn der Standort ist seit jeher für Schnelligkeit, Flexibilität und Qualität bekannt. Weshalb man sich unter dem Slogan “We move tomorrow’s world!” in Hannover der internationalen Fachpresse und dem Branchenpublikum präsentierte - mit der gesamten Leistungspalette als Auftragsfertiger, als Komplettanbieter im Bereich Forschung und Entwicklung und auch mit ersten Designstudien und Konzeptfahrzeugen eigener Marke.
Steyr Automotive ist OEM – und will mit Vans und Bussen starten – geplant ist ein Serienanlauf ab 2024
Steyr Automotive hat im Hinblick auf die zu erwartende, stark steigende Nachfrage nach Zero-Emission-Vehicles entschieden, die Fahrzeuge der eigenen Marke ausschließlich mit alternativen Antrieben auszustatten. Erste Konzeptfahrzeuge und Designstudien von E-Transportern und E-Bussen wurden bei der IAA gezeigt.
Für LCV (Light Commercial Vehicles) wird in einem ersten Schritt eine Plattform entwickelt, auf der zunächst drei Karosserie-Varianten entstehen: Kastenwagen, offene Karosserievariante für Pritsche oder andere Aufbauten sowie die offenen Varianten als Doppelkabine. Dabei ist die hohe Zielsetzung, nicht weniger als Benchmark für Reichweite, Ladekapazität, Robustheit und TCO (Total Cost of Ownership) zu sein. Die batterieelektrischen Fahrzeuge werden mit bis zu vier Akku-Packs zu je rund 50 KW/h ausgestattet, das bedeutet eine praxisorientierte Reichweite von 120 – 480 km nach WLTP kombiniert.
Begonnen wird mit der Produktion der Fahrzeugklasse N1 mit 3,5 t Gesamtgewicht – also im klassisches large Van Segment. Später soll es auch eine N2-Version mit erhöhtem Gesamt-gewicht (4,25 t) geben. Von Anfang an werden Fahrzeuge mit Karosserievarianten L2H2 (3,35m Laderaumlänge) und L3H2 (4,3m Laderaumlänge) angeboten. Weitere Derivate werden folgen. Das LCV-Konzept beinhaltet auch eine offene Schnittstelle zur Anbindung von kundenspezifischen Systemen oder auch Datenaustausch mit gängigen Telematik-Systemen. Der Produktionsstart soll Mitte 2024 sein.
Entwickelt wurde außerdem die ab sofort kostenlos verfügbare App „StART“ (Steyr Automotive Reichweiten bzw. Range Tool), die eine Vorab-Simulation von bestehenden Touren per Tracking ermöglicht und so eine Prognose erstellt, welche Konfiguration für das E-Fahrzeug erforderlich ist, um diese Tour zu bewältigen.
Für Busse sehen die Konzepte von Steyr Automotive City-Busse mit 6, 9 und 12 Meter Länge mit batterieelektrischem Antrieb und einer Reichweite von 100 – 250 km vor. Geplant ist, für den öffentlichen Personen-Nahverkehr barrierefrei zugängliche Sitzplätze durch ein durchgängiges Niederflurkonzept zu schaffen. Es gibt noch keinen terminierten Produktionsbeginn, denkbar ist ein Produktionsanlauf in der zweiten Jahreshälfte 2024. Anhand der digitalen Konzepte zeigte Steyr Automotive, dass es intensive Überlegungen und Arbeiten zu diesen Themen, vor allem aber auch Entwicklungsaktivitäten betreffend nachhaltiger Antriebsformen gibt.
Mit mehr als 100 Jahren Erfahrung in die Zukunft
„Wir sind im Werk am Standort Steyr stolz auf unsere Tradition und unsere mehr als 100jährige Historie“, betonte Johann Ecker, Sprecher der Geschäftsführung von Steyr Automotive und fügte an:
„Diese lange Geschichte bedeutet nicht nur einen enormen Erfahrungsschatz in der Entwicklung und Produktion von Nutzfahrzeugen, sondern ist auch Beleg für die Resilienz dieses Werkes und seiner Belegschaften, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Flexibel auf die Anforderungen der Zeit zu reagieren, liegt praktisch in unserer DNA.“
Mit der Übernahme des Werkes von MAN Truck & Bus im Jahr 2021 durchläuft das Unternehmen – neben dem Management der allseits bestehenden Herausforderungen wie Corona, Knappheit bei der Teileversorgung oder Energiekrise – einen umfassenden Transformationsprozess. Ecker fasst die Pläne wie folgt zusammen:
„Unser Fokus liegt ganz klar darauf, diesen traditionsreichen Standort in die Zukunft zu führen und als Kompetenzzentrum für die Mobilitätsanforderungen von morgen zu etablieren. Das bedeutet, mit einem völlig neuen Geschäftsmodell, das wir auf drei Eckpfeiler gestellt haben, Fuß zu fassen. Dabei agieren wir als eigenständiges Unternehmen mit kurzen Entscheidungs-wegen. Man könnte uns als „erfahrene Industrialisierer mit Start-up-Mentalität“ bezeichnen“.
Man will neue Maßstäbe bei industrieller Auftragsfertigung in Europa setzen und bald CO2-neutral montieren
Steyr Automotive verfügt über eine moderne Infrastruktur, die Produktionskapazitäten sind flexibel anpassbar und schnell skalierbar, Produktionsprozesse orientieren sich an Kriterien von Effizienz und Nachhaltigkeit. In naher Zukunft wird Steyr Automotive CO2-neutral produzieren. Die Lage im Herzen Europas bedeutet eine gute Logistikanbindung, die MitarbeiterInnen sind top qualifiziert, Entwicklungs- und Produktionskompetenz sind an einem Standort vereint.
Mit diesen Voraussetzungen setzt Steyr Automotive neue Maßstäbe in Europa im Bereich der Auftragsfertigung. Es gibt aktuell keinen zweiten Anbieter, der dies in der angebotenen Größenordnung und Individualität je nach Kundenerfordernis leisten könnte.
Zwischenzeitlich könnte man in Steyr drei Marken montieren: MAN, Steyr und Volta
Aktuell produziert Steyr Automotive für MAN Truck & Bus. Ein weiterer wichtiger Kunde ist Volta Trucks. Der Vorserienbau für Volta Trucks hat im Sommer begonnen, Anfang 2023 wird der Serienanlauf starten. Auch mit dem Truck-Aufbau, der sogenannten Volta-Box, wurde Steyr Automotive betraut. Aber nicht nur für Start-ups, auch für Auslauffertigungen oder Spitzenabdeckungen etablierter OEMs bietet sich Steyr Automotive als verlässlicher Partner an. Darüber hinaus wird in Steyr eine von Europas größten Lackieranlagen für Lkw-Kunststoffanbauteile betrieben und gibt es zudem auch eine Metall-Lackierung und eine manuelle Lackierlinie.
Komplettanbieter bei Forschung & Entwicklung
Steyr Automotive entwickelt und forscht als Komplettanbieter vom Konzept bis zur Serienreife. Technologieoffenheit ist Voraussetzung, wobei nachhaltige, alternative Antriebsformen, Materialien, Bauteile und Verfahren im Zentrum der Aktivitäten stehen. Die Verbindung von Engineering- und Produktionskompetenz am selben Standort gewährleistet, dass Projektziele nicht nur erreicht, sondern auch zu geplanten Kosten umgesetzt werden können. Zudem verfügt Steyr Automotive über ein breites Netzwerk, um auch jedes Spezialthema koordiniert aus einer Hand anbieten zu können.
Steyr steht für Handschlagqualität
Ecker schloss mit den Worten ab:
„Jeder, der sich für eine Leistung aus unserem Portfolio – sei es im Bereich Auftragsfertigung, Auftragsentwicklung oder unsere Fahrzeuge der Marke Steyr Automotive interessiert oder entscheidet – kann sich darauf verlassen, dass wir das, was die Marke Steyr verspricht – Bodenständigkeit, Verlässlichkeit, Kompetenz – halten“.
Das trifft voll zu: Am Stand, an dem weiter der oberösterreichische Akzent dominierte, gab es Leberkäs oder Würstel, Letztere typisch österreichisch mit „Kren“ (Meerrettich), dazu einen Verlängerten (Kaffee) und zum Nachtisch Manner-Waffeln. So wie man es aus Steyr-Daimler-Puch-Zeiten vor der MAN-Übernahme kennt. Womit die „Steyrer“ Tradition und Moderne aufs Beste verbinden.
Was bedeutet das?
Bodenständigkeit und Flexibilität prägen den Standort Steyr seit Jahrzehnten – eine heute günstige Mischung für eine (traditionelle) neue LCV- und Omnibusmarke. Mögen die neuen Produkte wie das Logo der stilisierten Zielscheibe ins Schwarze treffen!
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