Stellantis steigt bei Leapmotor ein: 1,5 Milliarden Euro für E-Mobilität
Der französische Automobilkonzern Stellantis und das chinesische Auto-Start-up Leapmotor haben eine umfassende Partnerschaft beschlossen. Danach plant Stellantis, etwa 1,5 Milliarden Euro in Leapmotor zu investieren, um ca. 20 Prozent der Anteile zu erwerben, womit die Franzosen zu einem bedeutenden Aktionär werden würden. Die Vereinbarung sieht auch die Gründung von Leapmotor International vor, einem 51:49 von Stellantis geführten Joint Venture, das die exklusiven Rechte für den Export und den Verkauf sowie die Herstellung von Leapmotor-Produkten außerhalb Chinas besitzt, teilte der Konzern weiter mit. Dies sei die erste globale Beziehung zwischen einem führenden Automobilhersteller und einem chinesischen reinen Hersteller von NEVs (New Energy Vehicles).
Die Partnerschaft zielt darauf ab, den Absatz von Leapmotor in China weiter anzukurbeln, dem größten Markt der Welt. Gleichzeitig soll die etablierte globale kommerzielle Präsenz von Stellantis dazu dienen, den Absatz der Marke Leapmotor in anderen Regionen – zunächst in Europa – deutlich zu beschleunigen. Stellantis lobt das "hochinnovative, kosteneffiziente EV-Ökosystem" von Leapmotor in China, das man nutzen will, um die zentralen Elektrifizierungsziele des Strategieplans „Dare Forward 2030“ zu erreichen, inklusive der sich ergebenden Synergien. Das Joint Venture werde mit den Auslieferungen in der zweiten Jahreshälfte 2024 starten.
Kombination von Vertriebspower und Technologie
Die Unternehmen glauben, dass das EV-Produktangebot von Leapmotor die derzeitige Technologie und das Portfolio der ikonischen Marken von Stellantis ergänzt und Kundinnen und Kunden auf der ganzen Welt erschwinglichere Mobilitätslösungen bieten wird. Stellantis wird zwei Sitze im Board of Directors von Leapmotor haben und den CEO des Joint Ventures Leapmotor International ernennen.
„Da die leistungsfähigen Elektrofahrzeug-Start-ups in China in die Konsolidierungsphase eintreten, wird offensichtlich, dass eine Handvoll effizienter und agiler EV-Player der neuen Generation, wie Leapmotor, die Mainstream-Segmente in China dominieren werden“, erklärte Carlos Tavares, CEO von Stellantis.
Aus seiner Sicht sei es der "perfekte Zeitpunkt, eine führende Rolle bei der Unterstützung der globalen Expansionspläne von Leapmotor zu übernehmen". Leapmotor hält Tavares für einer der beeindruckendsten neuen EV-Anbieter, der eine ähnlich technologieorientierte, unternehmerische Denkweise wie Stellantis habe. Man könne damit einen ‚weißen Fleck‘ im Geschäftsmodell beseitigen, weil man von der Wettbewerbsfähigkeit von Leapmotor sowohl in China als auch im Ausland profitieren werde.
Leapmotor hat, was Stellantis fehlt
Zhu Jiangming, Gründer und CEO von Leapmotor wirbt für die umfassenden Technologiekapazitäten, mit der man klassenbeste Elektroauto-Produkte zu "äußerst wettbewerbsfähigen Kosten auf den Markt" bringen könne. Er setzt auf "Win-Win-Partnerschaften" von starken Akteuren in einem sich rasant entwickelnden Umfeld gebildet werden.
Die aufstrebende China-Marke konzentriert sich auf das mittlere bis obere Marktsegment, das in China größte und am schnellsten wachsende. Mit rund 111.000 ausgelieferten NEV-Einheiten im Jahr 2022 belegte der Hersteller den ersten Rang unter Chinas reinen NEV-Herstellern. In den nächsten drei Jahren soll das Produktportfolio von das gesamte Spektrum der Segmente A- bis E abdecken, basierend auf einer technischen Architektur mit drei hoch skalierbaren Plattformen mit BEV- und Range Extender-EV-Antriebssträngen.
Die Marke war nach eigenen Angaben das erste reine EV-Unternehmen der Welt, das die Cell-to-Chassis-Technologie in großem Maßstab eingeführt hat, wirbt man weiter. Die zentral gesteuerte, neue elektrische und elektronische Architektur des Four-Leaf Clover Leap 3.0 ermöglicht ein nahtloses, effizientes Zusammenspiel der Kernkomponenten intelligenter Elektroautos. Sein vertikales Integrationsmodell soll die Skalierbarkeit steigern und flexible Reaktion auf Kundenwünsche ermöglichen.
Stellantis: 14 Marken, 130 Länder
Der 2021 gegründete Stellantis-Konzern wiederum verfügt über 14 Automarken und zwei Mobilitätssparten in mehr als 130 Märkten und in mehr als 30 Ländern. Im Jahr 2022 lieferte der Konzern über 6 Millionen Fahrzeuge aus und erzielte einen Nettoumsatz von 179,5 Milliarden Euro sowie einen Nettogewinn von 16,8 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2023 erzielte das Unternehmen einen Nettoumsatz von 98,4 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 10,9 Milliarden Euro. Mit einem bereinigten Betriebsergebnis (AOI) von 14,4% erreichte der Konzern diesem Zeitraum zudem einen der höchsten Werte in der Branche.
Man investiere in den nächsten zehn Jahren mehr als 50 Milliarden Euro in die Elektrifizierung, um die Ziele des Strategieplans „Dare Forward 2030“ zu erreichen. Dieser sieht vor, bis 2030 in Europa einen Pkw-Absatzmix von 100% BEVs zu erreichen. In den Vereinigten Staaten soll der BEV-Anteil bei Pkws und Nutzfahrzeugen bis dahin bei 50% liegen. Um diese Ziele zu erreichen, sichert sich das Unternehmen eine Batteriekapazität von rund 400 GWh. Dazu werden unter anderem sechs Batteriefabriken in Nordamerika und Europa aufgebaut. Stellantis ist auf dem besten Weg, bis 2038 ein Unternehmen mit Netto-Null-CO2-Emissionen in allen Geschäftsbereichen zu werden. Die verbleibenden Emissionen sollen im einstelligen Prozentbereich kompensiert werden. Parallel zu diesem strategischen Schritt hält Stellantis an seinem Asset-light-Geschäftsmodell für seine ausländischen Marken in China fest.
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