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Meinungsbeitrag

Starke Elektroautos: Süßes Gift schierer Kraft

Die Elektromobilität startet stark – nicht nur, was die Zuwächse beim Absatz angeht, sondern auch in Sachen Motorleistung – was Kunden verwöhnt, aber weiterhin schwere und sichere Autos erfordert.

In Porsche Taycan und Co. fühlen sich zwei Tonnen an wie einst 1200 Kilogramm. Doch hier wäre viel weniger vielleicht viel mehr, was das Fahrerlebnis angeht....? | Foto: Frank Ratering
In Porsche Taycan und Co. fühlen sich zwei Tonnen an wie einst 1200 Kilogramm. Doch hier wäre viel weniger vielleicht viel mehr, was das Fahrerlebnis angeht....? | Foto: Frank Ratering
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Gregor Soller

Sorry, aber unter 300 kW oder gut 400 PS gilt ein Stromer heutzutage ja schon eher als betulich: Egal ob Tesla Model 3, Volvo XC 40 oder Mercedes-Benz EQC – sie alle treten hauptsächlich in dieser Leistungsklasse an, in der Beschleunigungen von 0 auf 100 km/h in Sekunden eher die Regel als die Ausnahme sind – und wer schon mal Porsche Taycan Turbo oder Tesla Model S fuhr, dem wird sogar das „betulich“ vorkommen!

Und nachdem schnelle Ampelsprints auch im urbanen Raum immer möglich sind, kann man sich als powerliebender Automobilist schnell daran gewöhnen, mit V8-Verbrenner-Topmodellen oder zweirädrigen Superbikes von Ampel zu Ampel um die Wette zu sprinten, ganz leise und ökologisch vollkommen korrekt. Denn selbst wenn der Verbrauch dann mal kurz auf 100 kWh/100 km explodiert: An der nächsten roten Ampel rekuperieren wir ja wieder einen Teil davon zurück und umgerechnet auf ein Spritäquivalent sind selbst 100 kWh/100 km – fast Nichts! Zumal die AMG-, M-Modelle und Co. für vergleichbare Leistungen kurzfristig mal 100 Liter Sprit durch die Einspritzdüsen pumpen müssen und davon nix mehr rekuperieren können.

Das Problem dabei: Die Kraft gaukelt uns eine Leichtigkeit des Seins vor, die gar nicht vorhanden ist, denn in der Regel müssen hier zwei Tonnen plus x beschleunigt und wieder abgebremst werden – und die sollten entsprechend sicher und solide gebaut sein, was abermals aufs Gewichtskontor schlägt – um ein Menschlein von 80 Kilo plus minus x mal schnell leichtfüßig von Ampel zu Ampel oder im Idealfall auf Autobahntempo zu zoomen. Und weil es auch da so schön leise bleibt, verliert man dezent das Gefühl für die Geschwindigkeit und damit auch die Kräfte und – eigentlich auch Gefahren – die da am Wirken sind.  

Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte nicht mehr zurück in die automobile Steinzeit, in der schon Tempi von 100 km/h lebensgefährliche Abenteuer waren, doch wenn ich Geschwindigkeit spüren und Spaß haben will, kann viel weniger auch viel mehr sein! Welcher Hersteller traut sich als erstes, die starke Spirale mal wieder zurückzudrehen?

Umwelt und Ressourcenverbrauch würde es sicher helfen!

 

 

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